Noble House 02 - Gai-Jin
deren beste lautete: Wenn ich in die Yoshiwara gehen will, bei Gott, dann gehe ich, und wir sind nicht verheiratet, und selbst wenn ich… und ich habe dir gesagt, daß ich nicht heiraten möchte, zumindest noch nicht, nicht jetzt, wo das neue Geschäft eine Chance hat. Zuversichtlich öffnete er den Mund, um all das zu sagen, aber aus irgendeinem Grund kam seine Stimme erstickt und schwach heraus: »Ich, äh, ja, bin ich, aber d…«
»Hast du dich gut amüsiert?«
»Hör zu, Maureen, da ist eini…«
»Ich weiß Bescheid über die Yoshiwara, Lieber, und über die Männer«, sagte sie freundlich. »Hast du dich gut amüsiert?«
Er blieb stehen, erschüttert über die sanfte Stimme und ihr Verhalten. »Ich, ja, nun, ich glaube… aber siehst du, Maur…«
»Es ist zu kalt, um stehenzubleiben, Jamie, Lieber.« Freundschaftlich nahm sie wieder seinen Arm, zwang ihn zum Weitergehen und fuhr fort: »Gut, also hast du dich gut amüsiert. Warum hast du mir nichts gesagt? Warum hast du mir weisgemacht, du seist müde?«
»Nun ja, weil…« Wieder ein Dutzend Antworten, aber sein Mund brachte nur heraus: »Weil es auf der Hand liegt, um Gottes willen. Ich wollte nicht…« Er konnte nicht sagen: Ich wollte dich nicht verletzen, weil ich eine Verabredung hatte, Nemi sehen und doch nicht sehen wollte, vor allem nicht wollte, daß du von ihr erfährst, und tatsächlich habe ich mich überhaupt nicht amüsiert.
Als er ihr Häuschen betreten hatte, trug Nemi ihren besten Schlafkimono. Ihr kleines Heiligtum war unangetastet, Essen und Saké standen bereit, und sie hatte gelacht und war glücklich und vollkommen aufmerksam gewesen. »Heya, Jami-san, gut dich sehen, ah! Höre gute Nachricht von Schiff. Du heiraten Lady aus Schottland, heiraten, heya?«
Er war verblüfft gewesen, wie schnell die Nachricht sich verbreitet hatte. »Woher weißt du das?«
»Ganze Yoshiwara wissen!« hatte Nemi geplappert. »Zwei Tage ich kommen Großes Haus machen Kotau und treffen bald deine oku-san.«
»WIE BITTE?«
»Wichtig, Tami-san. Wann Heirat? Wichtig, für oku-san, neh, goh-san Freundin, neh?«
»Bist du verrückt?« war er herausgeplatzt.
Sie hatte ihn angestarrt, ohne zu verstehen. »Warum böse, Jami-san? Oku-san bezahlen jetzt Rechnung. Oku-san bezahlen, Jami-san, iyé! Wichtig oku-san, neh…«
»So geht das nicht, um Himmels willen.«
»Nicht verstehen… wichtig Nemi gehen oku-san…«
»Du bist verrückt!«
»Nicht verstehen«, hatte sie traurig gesagt, entsetzt über seine Feindseligkeit. Dann hatte sie beschlossen, daß Flucht die beste Verteidigung gegen dieses unglaubliche Benehmen war – aber natürlich unter Tränen.
Sie war gegangen, bevor er sie aufhalten konnte. Die Mama-san hatte sie nicht überreden können, zurückzukommen, und so war er wütend nach Hause gestapft, hatte sich zu Bett gelegt und schlecht geschlafen. Allmächtiger Gott, Nemi, die zu Struan’s kommt, um Maureen zu sehen? Maureen soll in Zukunft Nemi bezahlen? Wichtig, daß Geliebte und Ehefrau gute Freundinnen sind? Gott im Himmel! Ich muß das mißverstanden haben.
Nein, verdammt, hast du nicht. Verdammt, genau das hat sie gesagt.
Schließlich war er ins Büro gegangen. Vor der Morgendämmerung. Verdammter Mist, hatte er den ganzen Morgen gedacht, und nun hatte er zwei verdammte Frauen, mit denen er fertig werden mußte. »Schau, Maureen tut mir leid, daß ich gelogen habe«, sagte er lahm, »aber… nun ja, ich weiß nicht recht, was ich sonst noch sagen soll.«
»Mach dir nichts draus, solche Sachen passieren.« Sie lächelte.
»Wie? Du bist nicht sau… Verzeihung, du bist nicht böse?«
»Nein, Lieber, diesmal nicht«, sagte sie sehr liebevoll, »nicht, ehe wir einen kleinen Schwatz gehalten haben.«
In ihrer Stimme und ihrem Verhallen konnte er keine Drohung entdecken. Noch immer hielt sie zärtlich seinen Arm, aber in seinen Ohren schrillten Alarmglocken. Um Gottes willen, halt den Mund, sag nichts. »Einen kleinen Schwatz?« hörte er sich fragen.
»Aye.« Dann folgte eine betäubende Stille, obwohl der Wind mit Dachschindeln und Läden klapperte, die Kirchenglocken läuteten, Dampfsirenen aus dem Hafen ertönten und Hunde bellten.
Halt den Mund, mahnte er sich. »Aye? Was soll das bedeuten?«
Maureen tastete sich vorsichtig voran. Sie genoß den Vorgang des Lernens – und Lehrens. Dies war nur die erste in einer unendlichen Reihe von Konfrontationen.
»Alle Männer sind schrecklich, Maureen«, hatte ihre Mutter unter
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