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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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herauszuholen.
    In dem Augenblick, da er ihr Boudoir betreten und gesehen hatte, daß sie die Lippen zusammenbiß, vor Zorn schäumte und einen Brief in der zitternden Hand hielt, war ihm klargewesen, daß es sich dabei um den Brief handelte, von dem Hoag ihm erzählt hatte, daß es daher kein Kind gab und nun Plan A in die Tat umgesetzt werden konnte. Seine Freude war überschäumend gewesen.
    Er hatte so getan, als wisse er von nichts, hatte sie fröhlich begrüßt und ihr Komplimente gemacht, doch sie streckte ihm nur wütend den Brief hin, und ihre Wut machte sie noch attraktiver – die Leidenschaft ist für uns beide gut, hatte er zufrieden gedacht. Aber jetzt muß sie kanalisiert und verfeinert werden wie meine. »Alles, was Skye sagt, ist nur heiße Luft!«
    »Das stimmt nicht, glauben Sie bloß nicht…«
    »Seien Sie still! Und benutzen Sie Ihren Verstand, um Gottes willen! Sie sind diejenige, die ein Risiko eingeht, nicht er!« Einen Moment lang fragte er sich wieder, was in Tess’ anderem Brief gestanden hatte, den nun niemals jemand sehen würde – Hoag hatte gesagt, er habe mit Tess unter anderem vereinbart, vor der Übergabe des vorliegenden Briefes würde er den anderen ungeöffnet verbrennen. Würde Hoag das wirklich tun, oder hatte er ihn gelesen, bevor er ihn verbrannte, obwohl er einen heiligen Eid geschworen hatte, ihre Wünsche genau zu befolgen?
    »Angélique, liebe Angélique…« Er warf den Brief auf den Tisch, als sei er schmutzig, obwohl er ihn für wundervoll hielt, stand auf, setzte sich neben sie und nahm ihre Hand. »Paris und die französischen Gesetze und alles übrige dienen nur Skyes Profit, nicht Ihnen. Selbst wenn er gewinnen würde, und ich wette zehntausend zu eins dagegen, würde diese Regelung keinen Einfluß auf Tess Struan und Hongkong haben… Hören Sie mir zu«, sagte er lauter, da sie ihn unterbrechen wollte, »wir haben nicht viel Zeit, und Sie müssen vernünftig sein. Während Sie sich verschulden, um seine Unkosten zu bezahlen, ganz zu schweigen von den Gebühren, die er braucht, verlieren Sie Ihre einzige Chance. Er hat nur ein paar Dollar. Wie soll er nach Hongkong reisen, von Paris oder London gar nicht zu reden? Das ist ein Hirngespinst.« Verdrossen zog sie ihre Hand weg. Er lachte. »Sie sind wie ein verwöhntes Gör, und ich liebe Sie dafür.«
    »Merde, Sie…« Abrupt hielt sie inne. »Sie tun was?«
    »Denken, daß Sie ein verwöhntes Gör sind, oder Sie lieben?«
    Mit veränderter Stimme sagte sie: »Beides.«
    »Beides«, sagte er mit ebenfalls veränderter Stimme, nahm ihre Hand und grinste, als sie diese wegzuziehen versuchte. Aber er ließ es nicht zu. Mit ruhiger Bestimmtheit zog er sie näher und küßte sie leidenschaftlich. Zuerst wehrte sie sich heftig, dann immer weniger, dann genoß sie den Kuß. Beide genossen ihn. Als er sie losließ, duckte er sich im selben Moment, da er zu Recht erwartete, sie werde mit den Fingernägeln auf ihn losgehen. »Hoppla«, sagte er wie zu einem feurigen Pferd, entzückt, sie richtig eingeschätzt zu haben.
    Sie lachte trotz ihrer Wut. »Sie sind ein Teufel.«
    »Ja, aber ich werde einen prima Ehemann abgeben, Ma’am.«
    Ihr Lächeln verging. Und die Wut. Sie stand auf, trat ans Fenster und starrte auf die Bucht und die dort liegenden Schiffe hinaus. Er beobachtete sie und wartete, hoffte, richtig geurteilt zu haben. Als sie bereit war, sagte sie: »Sie sprachen von einem Kompromiß, Edward. Wie?«
    »Ich würde das nächste, schnellste Schiff nach Hongkong nehmen«, sagte er. »Ich gehe sofort zu ihr und sorge für die Änderungen, auf die Sie und ich uns geeinigt haben – und die, wie ich glaube, möglich sind. Ich bin sicher, daß ich Ihr Einkommen erhöhen kann. Fünf- statt zwei- oder dreitausend wären annehmbar, nicht?«
    »Sie sagte, diese abstoßenden Bedingungen würden nicht geändert.«
    »Ich werde sie ändern, zumindest einige davon.«
    »Welche?«
    »Darüber können wir heute und morgen sprechen. Was das Geld angeht, bin ich zuversichtlich.«
    »Mon Dieu, Geld ist nicht alles, und warum so schnell? Wir haben Zeit bis zum vierzehnten des nächsten Monats.«
    »Ich muß vorher zu ihr gehen, um sie unvorbereitet zu erwischen. Das verbessert meine Verhandlungsposition. Für Sie«, fügte er hinzu.
    Sie drehte sich um und sah ihn an. »Und auch für Sie.«
    »Auch für mich«, nickte er. Das Spiel, das er gerade spielte, war für ihn erregender als das beste Pokerspiel, an dem er je teilgenommen

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