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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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führte er den anderen sicheren Fußes in das Gewirr der Gäßchen hinein, blieb in Deckung, wo er konnte, zögerte vor jeder offenen Strecke, bis er sich überzeugt hatte, daß sie in Sicherheit waren, niemanden sahen, niemandem begegneten, und eilte dann weiter, in Richtung auf ihr sicheres Haus.
    Sie hatten die Gesandtschaft seit dem frühen Morgen beobachtet; nachdem die Bonzen – die Buddhistenpriester – sich vergewissert hatten, daß es sich bei den beiden Männern nicht um Diebe handelte, und nachdem Hiraga sich und ihre Absicht identifiziert hatte – die Gai-Jin auszuspionieren –, gaben sie vor, sie nicht zu bemerken. Alle Bonzen waren fanatisch fremdenfeindlich und gegen alle Gai-Jin, ein Wort, das in ihren Ohren ein Synonym für Jesuiten war, die sie immer noch als ihre am meisten verhaßten und gefürchteten Feinde betrachteten. »Ah, Shishi seid ihr, dann seid ihr uns willkommen«, hatte der alte Mönch gesagt. »Wir haben niemals vergessen, daß sie uns ruiniert haben und daß die Toranaga-Shōgune unser Verderben waren.«
    Von der Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts bis Anfang des sechzehnten hatten nur die Portugiesen den Weg nach Japan gekannt. Ein päpstliches Edikt hatte ihnen außerdem die Alleinherrschaft über die Inseln und den portugiesischen Jesuiten das alleinige Recht zum Missionieren zugesichert. Innerhalb weniger Jahre hatten sie so viele Daimyos und daher auch ihre Vasallen zum Katholizismus bekehrt, daß Diktator Goroda sie als Vorwand benutzte, Tausende von militanten buddhistischen Mönchen abzuschlachten, die seine gefährlichsten Gegner waren.
    Nakamura, der taikō, der seine Macht erbte, hatte weiterhin Bonzen gegen Jesuiten ausgespielt. Dann kam Toranaga.
    Toranaga, zwar allen Religionen, nicht aber dem Einfluß der Fremden gegenüber tolerant, mußte feststellen, daß alle konvertierten Daimyos ursprünglich bei Sekigahara gegen ihn gekämpft hatten. Drei Jahre später wurde er Shōgun, und zwei Jahre danach trat er zugunsten seines Sohnes Sudara zurück, während er selbst die tatsächliche Macht in der Hand behielt – ein altetablierter japanischer Brauch.
    Im Verlauf seines Lebens legte er den Jesuiten und Buddhisten Zügel an und eliminierte oder neutralisierte die katholischen Daimyos. Sein Sohn, Shōgun Sudara, zog die Zügel straffer an, und dessen Sohn, Shōgun Hironaga, vervollständigte diesen Plan, der im Vermächtnis eingehend niedergelegt worden war, und verbot das Christentum in Japan bei Todesstrafe. Im Jahre 1638 zerstörte er die letzte christliche Bastion in Shimabara bei Nagasaki, wo sich einige tausend Ronin und dreißigtausend Bauern mit ihren Familien gegen ihn erhoben hatten. Jene, die sich weigerten zu widerrufen, wurden gekreuzigt oder als gemeine Verbrecher auf der Stelle dem Schwert überantwortet. Alle, bis auf eine Handvoll, weigerten sich. Dann richtete er seine Aufmerksamkeit auf die Buddhisten. Innerhalb weniger Tage nahm er voller Genugtuung all ihre Ländereien als Geschenk entgegen und legte sie damit an die Kette.
    »Herzlich willkommen, Hiraga-san, Ori-san«, hatte der alte Mönch noch einmal gesagt. »Wir hier sind für die Shishi, für sonno-joi und gegen das Shōgunat. Ihr könnt kommen und gehen, wie ihr wollt. Wenn ihr Hilfe braucht, gebt uns Bescheid.«
    »Dann beobachtet die Anzahl der Soldaten, ihr Kommen und Gehen, welche Räume bewohnt sind und von wem.«
    Die beiden jungen Männer hatten den ganzen Tag gewartet und beobachtet. Als der Abend dämmerte, legten sie ihre Ninja-Kleidung an. Zweimal wagte sich Hiraga näher an die Gesandtschaft heran, einmal kletterte er versuchsweise über den Zaun, um zu rekognoszieren, kehrte jedoch, als ein Posten fast auf ihn getreten wäre, sehr schnell und doch ungesehen zurück.
    »Bei Nacht werden wir da nie reinkommen, Ori«, flüsterte er. »Und bei Tag erst recht nicht. Viel zu viele Soldaten.«
    »Was glaubst du, wie lange werden sie bleiben?«
    Hiraga lächelte. »Bis wir sie vertreiben.«
    Inzwischen hatten sie fast ihr sicheres Haus erreicht, eine Herberge im Osten der Burg. Der Morgen dämmerte, der Himmel wurde heller. Die Straße vor ihnen lag verlassen. Die Brücke ebenfalls. Selbstsicher lief Hiraga darauf zu, nur um sich sofort wieder zu bremsen. Eine zehn Mann starke Bakufu-Patrouille kam aus dem Schatten heraus. Sofort nahmen beide Parteien, Hand am Schwertgriff, Abwehrstellung ein.
    »Tretet vor und zeigt mir eure Ausweispapiere«, rief der ranghöchste Samurai.
    »Und wer

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