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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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keine Grenzen, mit der abscheulichen Zurschaustellung ihres Reichtums und ihren empörenden neuen Tänzen wie dem CanCan, bei dem, wie uns zuverlässig berichtet wird, die Tänzerinnen absichtlich keine Unterwäsche tragen, ja, daß es nicht einmal von ihnen verlangt wird‹.
    Aber er sagte nichts davon, denn ihm war klar, daß er damit nur die Worte des Vaters nachplappern würde. Armer Papa, dachte er abermals und konzentrierte sich auf Poncin, mit dem er im angenehmen Sonnenschein die High Street entlangschlenderte.
    »Aber hier in Nippon, M’sieur Tyrer«, fuhr der Franzose munter fort, »gibt es wundervolle Regeln und Vorschriften, sowohl für die Kunden als auch für die Mädchen. Zum Beispiel stehen nicht ständig alle zugleich zur Verfügung, es sei denn in den ganz billigen Häusern, und selbst dann kann man nicht einfach hingehen und sagen, ich will die da.«
    »Kann man nicht?«
    »O nein, sie hat das Recht, Sie abzulehnen, ohne ihr Gesicht zu verlieren. Es gibt ein spezielles Protokoll – wenn Sie wollen, kann ich es Ihnen später erklären –, aber jedes Haus wird von einer Madam geleitet, Mama-san genannt – wobei das san eine Nachsilbe mit der Bedeutung ›Herrin‹, ›Madam‹ oder ›Herr‹ sein kann –, die sehr stolz auf die Eleganz ihrer Umgebung und ihrer Damen ist. Die sich natürlich im Preis und in der Qualität unterscheiden. Die Mama-san prüft Sie auf Herz und Nieren, das ist wirklich der richtige Ausdruck, sie entscheidet, ob Sie es wert sind, ihr Haus und alles, was darin ist, zu beehren, mit anderen Worten, ob Sie die Rechnung bezahlen können oder nicht. Hier kann ein guter Kunde sehr viel Kredit bekommen, M’sieur Tyrer, aber wehe Ihnen, wenn Sie nicht bezahlen oder sich verspäten, sobald die Rechnung diskret präsentiert wird. Dann wird Ihnen jedes Haus in ganz Japan jegliche Art von Zutritt verwehren.«
    Tyrer lachte nervös über das Wortspiel.
    »Wie sich die Nachricht verbreitet, weiß ich nicht, aber sie tut es, von hier bis Nagasaki. Also, M’sieur, in manchen Dingen ist das hier das Paradies. Als Mann kann man ein Jahr lang auf Kredit rumhuren, wenn man das will.« Poncins Ton veränderte sich plötzlich. »Aber der kluge Mann kauft den Kontrakt einer Dame und reserviert sie sich für sein Privatvergnügen. Und ein Vergnügen sind sie wirklich, unendlich bezaubernd und sehr preisgünstig, wenn man den hohen Profit bedenkt, den wir beim Geldwechseln erzielen.«
    »Dann wollen Sie mir, nun ja, also dazu raten?«
    »Allerdings will ich das.«
    Sie tranken Tee und anschließend Champagner im Club, wo André eindeutig ein wohlbekanntes und beliebtes Mitglied war. Bevor sie auseinandergingen, hatte André noch gesagt: »Die Weidenwelt verdient Fürsorge und Aufmerksamkeit. Es wäre mir eine Ehre, einer Ihrer Fremdenführer zu sein.«
    Er hatte sich bei ihm in dem Bewußtsein bedankt, daß er niemals von diesem Angebot Gebrauch machen werde. Ich meine, was ist mit Angélique? Und was, wenn ich mir eine von diesen widerlichen Krankheiten zuziehe, Gonorrhöe, zum Beispiel, oder die französische Krankheit, die von den Franzosen englische Krankheit und von den Ärzten Syphilis genannt wird, und die, wie George Babcott ausdrücklich betont hat, in allen asiatischen oder mittelöstlichen Vertragshäfen grassiert, »…überhaupt in allen Häfen, Phillip. Ich sehe eine Menge Fälle hier, auch unter den Japanern, die nicht mit den Europäern zu tun haben. Wenn Sie in dieser Hinsicht irgendwelche Absichten haben, tragen Sie einen Schutz, die Dinger sind allerdings nicht sicher und taugen noch nicht viel. Am besten, Sie tun es gar nicht, wenn Sie wissen, was ich meine.«
    Phillip Tyrer erschauerte. Bisher hatte er nur eine einzige Erfahrung gemacht. Vor zwei Jahren hatte er sich mit ein paar Kommilitonen nach dem Abschlußexamen im Star-and-Garter-Pub in der Pont Street sinnlos betrunken. »Jetzt ist der Moment gekommen, Phillip, alter Junge. Alles ist vorbereitet, sie tut’s für wenig, nicht wahr, Flossy?« Sie war ein Barmädchen, eine Nutte von ungefähr vierzehn Jahren, und das Ganze hatte hastig in einer übelriechenden Dachkammer stattgefunden – einen Penny für sie und einen Penny für den Kneipenwirt. Noch monatelang danach hatte er eine Heidenangst, daß er sich angesteckt haben könnte.
    »In unserer Yoshiwara haben wir über fünfzig Teehäuser, wie sie genannt werden, alle mit Lizenz und von den Behörden kontrolliert, und tagtäglich werden es mehr. Aber Vorsicht,

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