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Noch ein Tag und eine Nacht

Noch ein Tag und eine Nacht

Titel: Noch ein Tag und eine Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Volo
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Carlo zu reden. Er wiegelte stets ab, sagte, zwischen ihnen laufe es doch bestens, sie solle sich keine Sorgen machen, wenn sich die Dinge ein wenig verändert hätten. Das sei normal, in allen Ehen laufe es so.
    »Hast du in letzter Zeit noch mal versucht, mit ihm darüber zu reden?«
    Ich kannte die Antwort schon: Silvia ist nicht der Typ, der etwas lange mit sich rumschleppt, nur damit Friede, Freude, Eierkuchen herrscht.
    »Zig Mal, aber es ist unmöglich. Seine Reaktion ist so absurd, dass er mich ganz aus dem Konzept bringt, ich weiß wirklich nicht mehr weiter. Erst neulich Abend haben wir darüber gesprochen, doch am nächsten Morgen benahm er sich, als hätte das Gespräch nicht stattgefunden. Alles läuft wie immer. Er ist wie eine Gummiwand. Wir sprechen so oft darüber, dass er mittlerweile wahrscheinlich denkt, ich würde mir nur Luft machen, und mich nicht ernst nimmt, doch an diesem Abend neulich habe ich ihm zum ersten Mal wirklich alles sagen können. Ich habe ihm sogar klipp und klar gesagt, dass ich ihn nicht mehr liebe und nur noch wegen Margherita hier bin.«
    »Und er?«
    »Er sagte, dass er mich noch immer liebt und dass Krisen völlig normal sind. Neulich kam er sogar an und wollte mich küssen, aber ich habe ihn weggestoßen und gesagt, ich wollte nicht. Du weißt ja, Giacomo, wir haben seit acht Monaten nicht mehr miteinander geschlafen. Ich kann es nicht mehr. Ich liebe ihn nicht mehr und spüre, dass ich ihn nie mehr werde lieben können. Ich hasse es, wenn er sagt, das sei normal. Ich hasse ihn. Wenn er zur Arbeit geht, bin ich glücklich. Weil ich ohne ihn zu Hause sein kann. Wenn er mir sagt, dass er verreisen muss, schaue ich sofort im Kalender nach, wie viele Tage es noch bis zu seiner Abreise sind. Ich gehe lieber ins Bett, wenn ich weiß, dass ich allein bin.«
    »Wie lange hältst du das noch aus?«
    »Ich weiß nicht. Es fällt mir nicht leicht, ihn zu verlassen. Margherita liebt ihren Vater über alles, sie betet ihn an, ich habe nicht die Kraft, sie zu trennen. Wie könnte ich ihr verwehren, zusammen mit ihrem Vater aufzuwachsen? Aber welches wäre die Alternative? Soll ich gehen und sie bei ihm lassen? Ausgeschlossen. Ich komme mir egoistisch vor, und wenn ich es noch nicht geschafft habe wegzugehen, dann weil ich Angst habe, meine Tochter könnte mich eines Tages für diese Entscheidung hassen. Und sie ist doch mein Ein und Alles. Lieber ertrage ich diese Beziehung, obwohl sie nicht mehr funktioniert. Das scheint mir das kleinere Übel. Aber in letzter Zeit bin ich unsicher geworden. Ich glaube, ich halte es nicht länger aus.«
    »Silvia, ich glaube, jetzt ist der Moment gekommen. Vor über einem Jahr haben wir zum ersten Mal über all das gesprochen. In dieser Zeit hast du auf alle möglichen Arten versucht, eure Ehe zu retten. Nimm dir die Zeit, die du brauchst, um ohne Schuldgefühle fortzugehen, aber tu es. Ich denke, das wäre auch für Margherita besser. Ich glaube nicht, dass eine unglückliche Mutter ein gutes Vorbild ist – und glaub nicht, sie würde es nicht merken. Kinder kriegen alles mit.«
    »Ich weiß, ich weiß. Stell dir vor, neulich, als ich sie ins Bett brachte, hat sie zu mir gesagt: Mama, warum lachst du nicht mehr?«
    Silvia bekam glänzende Augen.
    »Ich bin müde, Giacomo, wirklich müde, erschöpft, am Ende.«
    Wir umarmten uns, und sie fing an zu weinen. Um sie ein bisschen abzulenken, fragte ich sie lachend, auf welche Weise sie ihn abwehre, wenn er mit ihr schlafen wolle.
    »Nach all den Monaten sucht er gar nicht mehr meine Nähe. Das letzte Mal hat er mir weh getan, weil ich wirklich nicht wollte. Ich habe alles darangesetzt, dass er so schnell wie möglich kam, und verhindert, dass er mittendrin aufhörte. Lass uns bitte über was anderes reden… über Michela zum Beispiel. Ich hätte nie gedacht, dass du ihretwegen zum Flughafen fahren würdest. Das war mutig, egal wie es gelaufen ist. Ich habe überlegt, ob der Typ, der bei ihr war, vielleicht ein Kollege war.«
    »Nein, nein… dafür war er zu liebevoll. Er hat sie sogar auf die Stirn geküsst, bevor er sich zu ihr an den Tisch setzte.«
    »Auf die Stirn ist nicht auf den Mund. Was hast du jetzt vor, lässt du die Sache auf sich beruhen?«
    »Was soll ich denn tun?«
    »Vielleicht solltest du herausfinden, warum sie dich so umhaut. Sie ist bestimmt nicht die erste Frau, die dich angesprochen hat. Wenn sie dich so fasziniert, wird es einen Grund dafür geben. Deshalb solltest du nicht

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