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Noch ein Tag und eine Nacht

Noch ein Tag und eine Nacht

Titel: Noch ein Tag und eine Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fabio Volo
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Taten in meinem Leben.
    Ein paar Tage später wurde ich überraschend von einem Notar zur Testamentseröffnung geladen. Ich war ganz aufgewühlt und wusste nicht, was ich tun sollte. Ich war versucht, nicht zu erscheinen, doch schließlich ging ich hin. Außer mir waren die zweite Frau meines Vaters und ihre Tochter da, meine Halbschwester. Abgesehen von der Stimme des Notars, der das Testament verlas, herrschte in dem Raum ein Schweigen, das ich nie vergessen werde. Mein Vater hatte mir ein kleines Apartment hinterlassen. Eine Einzimmerwohnung. Sie würden mich deswegen hassen, davon war ich überzeugt. Ich schämte mich, brachte aber kein Wort hervor. Nachdem es ausgestanden war, verabschiedete ich mich rasch und verließ fluchtartig das Büro. Ich war schon im Treppenhaus, als ich hörte, dass die Frau meines Vaters meinen Namen rief. Sie war mir hinterhergelaufen und fragte, ob ich einen Kaffee mit ihnen trinken wollte.
    »Tut mir leid, ich hab’s eilig.«
    »Schade… dann also auf Wiedersehen.«
    »Obwohl, auf einen Kaffee, das schaffe ich.«
    Eine absurde Situation: Ich, meine Halbschwester Elena und ihre Mutter Renata sitzen um ein Tischchen in der Bar. Alle drei verlegen. Ich merkte sofort, dass sie mich nicht hassten. Im Gegenteil, sie hatten gewusst, dass ich die Wohnung erben würde, sie hatten mit meinem Vater darüber gesprochen.
    Elena wollte sogar Telefonnummern austauschen. Aber ich wusste schon, dass ich sie nicht wiedersehen wollte. Ich hätte es nicht hingekriegt. Zumal sie mir gefiel.
    Nicht mal eine halbe Stunde blieben wir in der Bar. Als Renata sagte: »Dein Vater hat dich sehr geliebt«, stand ich auf, verabschiedete mich und ging.
    Ich wollte nie in dem Apartment leben. Ein paar Jahre habe ich es vermietet, dann verkaufte ich es und brachte das Geld in Alessandros Firma ein.
    Natürlich sorgte auch die Erbschaft für Streit mit meiner Mutter. Sie wollte, dass ich darauf verzichte.
    Dass ich diese Einzimmerwohnung annahm, empfand sie als Verrat. Was es für mich nicht war, es führte auch nicht dazu, dass ich meinen Vater deshalb mehr liebte. Ich betrachtete es als winzigen Tropfen eines Meeres, das mir eigentlich zugestanden hätte. Weshalb sollte ich auch noch auf diesen Tropfen verzichten? Aus Stolz?
    »Er wollte sich nur das Gewissen erleichtern«, sagte meine Mutter streitsüchtig.
    »Welches Gewissen denn? Er ist tot. Welches Gewissen kann man sich da erleichtern? Soll ich schon wieder auf etwas verzichten? Ich habe auf so viel verzichten müssen, und da soll ich mich schuldig fühlen, weil ich so eine beschissene kleine Bude annehme?«
    »Willst du damit etwa sagen, ich hätte es dir an etwas fehlen lassen?«
    Darauf antwortete ich nicht, ich wusste schon, dass ich dann nur wieder bereuen würde, mich überhaupt auf eine Diskussion eingelassen zu haben.
    Ein paar Monate danach verließ ich für immer die Wohnung, in der ich aufgewachsen war.
    Wobei fliehen vielleicht das passendere Wort wäre.

Exfreundinnen
 (kommen manchmal zurück) 
    Wenn ich manchmal spazierengehe, bekomme ich Lust, in eine Buchhandlung reinzuschauen. Dort ein wenig Zeit zu verbringen und ab und an ein Buch in die Hand zu nehmen, finde ich entspannend. Das gefällt mir einfach.
    Eines Nachmittags, ich las gerade in der Einführung zu einem Sachbuch, rief mich eine Stimme: »Giacomo.« Ich sah auf, und vor mir stand Camilla. Meine Ex. Die Einzige, die ich als solche betrachte, obwohl wir nur zwei Jahre zusammen waren. Mehr oder weniger. Vorher hatte ich nur wenige Freundinnen gehabt, und meiner Mutter hatten sie alle nicht gefallen.
    Seit unserer Trennung oder, besser gesagt, seit ich sie verlassen hatte, hatten wir nicht mehr miteinander gesprochen. Ein paarmal hatten wir uns gesehen, aber nur flüchtig, und waren uns geflissentlich aus dem Weg gegangen. Eines Abends sah ich sie spät auf dem Fahrrad nach Hause radeln. Es traf mich unvorbereitet. Ich versteckte mich hinter einem Auto, um sie zu beobachten, ohne gesehen zu werden. Sie sah wie immer super aus, fand ich. Sie wirkte glücklich. Ich sah ihr hinterher und blieb eine Weile wie gelähmt in der Dunkelheit zurück. In der folgenden Nacht schlief ich unruhig. Ich weiß nicht, ob sie etwas damit zu tun hatte, jedenfalls hatte ich am Morgen, als ich aufwachte, Fieber.
    Und nun stand sie plötzlich in der Buchhandlung vor mir und sprach mich sogar an.
    »Ciao, Camilla, was machst du denn hier?«
    Eine saublöde Frage, das wusste ich sofort.
    »Ich suche nach

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