Noch ein Tag und eine Nacht
wir beide, die Welt blieb draußen. Es war alles perfekt. Michela legte sich kurz aufs Sofa. Sie war müde. Ich ließ Wein aus meinem Mund in ihren tropfen. Dann massierte ich ihr kurz die Füße, bevor sie duschen ging. Allein, ich musste ja zu Ende kochen. Als sie zurückkam, trug sie ein Sommerkleid. Bequem, aber sexy. Eins dieser Kleider, bei denen man nur einen Träger beiseiteschieben muss, und sie gleiten zu Boden. Ich konnte es nicht erwarten.
Ich ließ sie einen Holzlöffel Sugo probieren, danach küsste ich sie. Ich wollte alle Geschmäcker der Welt von ihren Lippen kosten.
»Weißt du, was mir aus Italien fehlt?«
»Was denn?«
»Die Badewanne. Wenn ich abends von der Arbeit komme, nehme ich vor dem Essen gern ein Bad. Das habe ich mir vor Jahren angewöhnt.«
Sie trank noch einen Schluck Wein.
»Wie schön, unbekannte Musik in meiner Wohnung…«
»Möchtest du deine auflegen?«
»Nein. Ich höre gern Musik, die ich nicht kenne. Mir kommt es immer so vor, als würde man sie bei anderen Leuten besser hören. Heute Abend ist es zwar neue Musik, aber ich bin zu Hause… Wer ist das?«
»Ich habe extra für uns etwas zusammengestellt: Sam Cooke, John Coltrane, Miles Davis, Ray Charles, Bonnie Raitt, Stan Getz, Elmore James, Dave Brubeck.«
»Ich werde dich als den Verlobten in Erinnerung behalten, der mir die beste Musik vorgespielt hat.«
»Eigentlich wäre ich ja lieber der, mit dem du den besten Sex hattest. Du weißt ja, ich bin auf dem Stand eines Höhlenbewohners.«
»Hm, mal sehen, die Konkurrenz ist groß.«
»Ich werde mich anstrengen. Und wie soll ich dich in Erinnerung behalten?«
»Als die, bei der du dich am besten gefühlt hast. Oder als die Sexyste von allen.«
»Da bist du auf gutem Weg. Allerdings ist die Konkurrenz groß.«
»Wie fühlt es sich an, mein Verlobter zu sein?«
»Bis jetzt gut.«
»Ehen müssten eigentlich auch ein Verfallsdatum haben, finde ich.«
»Alle neun Tage zu erneuern?«
»Nein, neun Tage sind zu kurz, sagen wir nach ein paar Jahren, was weiß ich, nach fünf oder so. Wie ein Vertrag mit begrenzter Laufzeit. Wenn wir uns gegen Ende der fünf Jahre noch lieben und wir Lust haben, erneuern wir ihn, und wenn nicht, dann tschüs. Dann wäre man aufmerksamer, weniger nachlässig.«
Ich fragte sie, was ihr an mir gefiel. Es war eine ganze Menge, wie ich erfuhr.
»Deine Zärtlichkeit. Die Tatsache, dass du sie nicht versteckst, dass du nicht so tust, als wärst du anders, sicherer, und damit wirkst du ehrlich, aufrichtig. Obwohl es noch ein bisschen früh für diese Aussage ist. Im Grunde bist du ein Romantiker, auch wenn du sagst, du hättest viele Abenteuer und wenige Beziehungen gehabt.«
»Ich war gezwungen, es nicht zu sein, das habe ich dir ja gesagt.«
»Mir hat an dir gefallen, wie du mich in der Bahn angesehen hast, ich fühlte mich gestreichelt, es war nie bedrängend oder unangenehm. Na, du hast ja mein Tagebuch gelesen… Mir hat an dir gefallen, wie du an dem Tag in der Bar mit mir geredet und mir gesagt hast, es täte dir leid, dass ich wegging. Mir gefällt dein Blick, die Neugier, die er ausdrückt. Die Art, wie du gestikulierst und die Hände bewegst, wenn du mit mir sprichst. Es ist sexy, wie du die Hände bewegst. Ich mag deinen Hals, die Form deines Kopfs, deine Lippen. Und deine Zähne. Du riechst sauber, wie aufgehängte Wäsche.«
Ich schwieg und dachte darüber nach, was mir an ihr gefiel. Abgesehen von all den Dingen, die ich schon wusste, hatte ich von Anfang an geahnt, dass ich mich mit ihr anders fühlen würde. Dass ich der sein würde, der ich in diesem Augenblick meines Lebens sein wollte. Aber ich sagte es ihr nicht.
»Woran denkst du?«, fragte sie.
»An die Bestenlisten der Frauen, mit denen ich zusammen war.«
»Die Frau, die dich am meisten hat leiden lassen?«
»Camilla, oder nein, vielleicht eher Laura. Du?«
»Attilio. Er hat mich mit meiner besten Freundin betrogen.«
»O-ho, lass uns bitte von was anderem reden. Silvia ist eindeutig Siegerin in ›Lass uns Freunde bleiben‹. Laura aus naheliegenden Gründen Erste in der Kategorie ›Das erste Mal‹.«
»Die Laura, die auch Erste in den Leidens-Top-Ten war? Da hat’s dich ja gleich bös erwischt.«
»Ja. Aber ich war auch erst fünfzehn. Sagen wir als Jugendlicher Laura, als Erwachsener Camilla.«
»Eigentlich ist das erste Mal ja keine richtige Kategorie. Aber wenn’s denn sein soll, dann ist es bei mir Veronello.«
»Veronello? Was für ein Name
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