Noch ein Tag und eine Nacht
frisches Hemd anzuziehen, mich zu kämmen und mein Äußeres in Ordnung zu bringen, auf mich selbst zu achten, auf sie zu achten. Am liebsten hätte ich für sie die Pizza kleingeschnitten, wie bei einem Kind.
Einmal hatte ich sie gefragt: »Michela, was kann ich noch tun, was fehlt mir, was kann ich für dich erfinden?«
»Nichts, Giacomo, gar nichts. Entspann dich und genieße mit mir diese Tage. Lass uns gemeinsam lernen, diese Zeit wahrzunehmen und gemeinsam zu erleben. Ohne nachzudenken. Sieh mich an. Sieh mich richtig an. Siehst du nicht, dass ich glücklich bin?«
Michela öffnete mir die Augen für die Tatsache, dass ich mich selbst immer für unzulänglich hielt. Ich musste an früher denken, an das Verhältnis zwischen mir und meiner Mutter.
Den Kaffeegeschmack noch im Mund, ging ich schließlich schlafen. Mit Michela roch die Zeit nach Reisen, nach Erkenntnis. Vor dem Einschlafen schrieb ich in mein Notizbuch: Was ich gerne mit ihr unternehmen würde: Spazieren gehen, Reden, Sex, meine Gefühle frei äußern. Schweigen. Mit ihr zusammen schweigen ist ein erfüllendes Gefühl.
Sexy Manhattan (-6)
Ich wachte auf, weil an der Tür geklopft wurde. Ich ging öffnen. Es war Michela mit Frühstück und einer Sonnenblume. Kaffee in Pappbechern und Bananen-Nuss-Muffins. Wir aßen im Bett, dann liebten wir uns. Ich hatte keinen großen Hunger, Michela schon. Während sie sich anzog, sagte sie: »Unten an der Ecke habe ich einen Mann getroffen, der mir für einen Dollar einen Witz erzählt hat.«
»Alfred.«
»Ich dachte, er heißt Bob. Kennst du ihn?«
»Manchmal bleibe ich stehen und höre mir einen Witz an, aber meist verstehe ich ihn nicht. Ich gebe ihm trotzdem gerne seinen Dollar, denn die Idee finde ich gut. Wie kommst du darauf, dass er Bob heißt?«
»Weil er mir den Witz erzählt hat, dass er, als er schreiben lernte, der Einzige war, der seinen Namen vorwärts und rückwärts schreiben konnte. Dann machte er eine Pause und sagte: My name is Bob! Ein Palindrom.«
Ich dachte an Dante und musste grinsen.
Michela gab mir einen Kuss und ging zur Arbeit.
Noch sechs Tage.
An diesem Vormittag entdeckte ich bei meinen Streifzügen ein Geschäft, das billig CDs verkaufte. Ich nutzte die Gelegenheit und kaufte ein paar Musikstücke, die zu unserer Geschichte in Manhattan passten. Alles Songs, die ich nicht auf meinem Computer hatte. Die Preise waren so niedrig, dass ich mich nur mit Mühe davon abhalten konnte, das ganze Sortiment aufzukaufen. Ich kaufte Chet Baker, Roberta Flack & Donny Hathaway, Smokey Robinson & The Miracles, Nancy Sinatra, Billie Holliday, Otis Redding, Sarah Vaughan. War zwar alles spottbillig, aber bei Michela habe ich damit in der Kategorie »Lover mit der besten Musik« endgültig den Vogel abgeschossen, schätze ich.
Dazu kaufte ich ein paar neuere CD s, die etwas teurer waren: Arctic Monkeys und She Wants Revenge. Mittags aß ich eine Kleinigkeit auf dem Markt an der 9th Street, Höhe 1st Avenue. Ich liebe es, durch die Straßen der Lower East Side zu flanieren, ich verbrachte praktisch den ganzen Tag dort. Dann holte ich Michela von der Arbeit ab. Aperitif und Spaziergang.
Wir kamen an einem Sexshop vorbei und gingen hinein. Es gab da alles Mögliche, auch Dinge, deren Zweck unsere Vorstellungskraft überstieg. Als wir ein bisschen herumgestöbert hatten, flüsterte Michela mir zu: »Kauf, was du willst, ich spiele mit.«
Dann ging sie hinaus.
Ich hatte nicht die geringste Ahnung, was ich nehmen sollte. Bis dahin war ich nur zweimal in einem Sexshop gewesen. Einmal in Madrid mit Maria, die ich auf einer Spanienreise kennengelernt hatte: Damals kaufte ich einen Vibrator, der in Spanien wundersamerweise consolador hieß. Das zweite Mal war mit Monica. Sie hatte gesagt, sie wolle mal was Neues ausprobieren. Zu diesem Zweck verbrachten wir ein Wochenende zusammen: Wir machten jede Menge Experimente und Spiele. Lustkugeln, Vibratoren, Peitschen, Seidenbänder zum Augenverbinden und Fesseln. Und als Krönung ein vibrierendes Ei mit Fernbedienung. Sie führte es ein, bevor wir Essen gingen, und ich setzte es ab und zu in Aktion: Dann musste sie, während sie mit dem Kellner, einem Passanten oder dem Portier im Hotel sprach, plötzlich kichern.
Und wir machten das U-Boot-Spiel: In der Badewanne lässt man ein Präservativ mit Wasser volllaufen und führt es bei der Frau ein. Wenn man dann das heraushängende Ende zusammendreht, bläht sich das Ding innen auf. Monica gefiel
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