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Noch einmal leben

Noch einmal leben

Titel: Noch einmal leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Die Erinnerung an sie war dieselbe geblieben. Nach einer knappen halben Minute nahm Leonards ihr das Testband wieder ab.
    „Ja“, sagte Risa. „Sie haben das richtige geholt.“
    „Dann unterschreiben Sie bitte dieses Formular.“
    Risa grinste und drückte ihren Daumen auf das Thermoplastikblatt. Leonards steckte das Formular in den Schlitz zum Nebenraum.
    „Legen Sie sich bitte zurück“, sagte er, „und entspannen Sie sich. Die eigentliche Transplantation findet nun statt.“
    Risa wurde von Panik ergriffen. Aber Leonards war schon mitten bei der Arbeit. Er schnallte ihre Hand- und Fußgelenke äußerst wirksam an der Couch fest und erklärte ihr mit leiser, beruhigender Stimme: „Das hier geschieht nur zu Ihrer eigenen Sicherheit. Ich hoffe, Sie haben dafür Verständnis. Manchen Leuten ist der ungewohnte Aufprall zu groß, und die schlagen wild um sich. Es wird Ihnen schon nichts geschehen.“
    Ihr ganzer Körper war vor Furcht wie gelähmt, das überraschte sie. Sie zwang sich zu einem Lächeln, sah auf ihren festgeschnallten Körper hinab und sagte: „Woher soll ich wissen, daß Sie mich nicht foltern wollen? Oder vergewaltigen? Ich befinde mich in der richtigen Körperlage, um vergewaltigt zu werden, nicht wahr, Leonards?“
    Sein Lächeln sah noch gezwungener aus als ihres.
    Pausenlos war Leonards beschäftigt: er justierte Elektroden, richtete Schirme, balancierte Regler aus. Risa dachte an die Broschüre, die sie gelesen hatte. Seltsamerweise hatte darin alles weltlich geklungen: keine Mantras, nichts von der lamaistischen Lehre, nicht ein einziges Zitat aus dem Totenbuch. Weder Sangsara noch Nirwana noch das Karma-Rad noch irgendeines der anderen Modeworte, die die Leute mit dem Scheffing-Prozeß in Verbindung brachten. Sie begriff jetzt die fundamentale Wahrheit, die Nathaniel Owens letzten Samstag auf Dominica ausgesprochen hatte: der ganze religiöse Teil bei der Wiedergeburtsgeschichte sei aufgesetzt. Die Religion kam erst hinter dem eigentlichen Prozeß, diente als nachträglich hinzugefügte moralische Rechtfertigung, war eine Art Fassade, Scheuklappe. Die Arbeit im Scheffing-Institut verlief in weltlicher Gelassenheit, in einer Art religiösem Vakuum, der Popanz der Religion der Wiedergeburt hatte in diesem Haus keinen Platz.
    „Bitte blicken Sie auf,“ sagte der Techniker, „und öffnen Sie die Augen so weit wie möglich.“
    Zwei Lichtspeere drangen in ihre Pupillen ein.
    Risa konnte die Augen nicht mehr schließen. Sie war wie erstarrt, konnte sich nicht mehr bewegen und wurde von diesen gleißend hellen Strahlen durchbohrt. Es kam ihr so vor, als hörte sie eine Stimme intonieren: „Jetzt erfährst du die Strahlung des klaren Lichts der Reinen Realität. Erkenne sie. O, Wohlgeborener, dein gegenwärtiger Verstand in seiner realen, unverfälschten und natürlichen Form, ungeformt von Charakteristika oder Farben. Die unverfälschte, natürliche Form ist die wahre Realität, ist der alles beherrschende Gott.“
    Risa hatte aus ihrer Erinnerung die Worte zur Begrüßung eines neuen Toten im Reich des Todes ausgestoßen. Ergib dich dem klaren Licht, und du erhältst das Nirwana. Ja, ja. Ihre Worte waren an das Bewußtsein Tandy Cushings gerichtet, die aus dem sich drehenden Aufnahmeband kam; aber sie bot Tandy nicht das Vergessen, sondern die Wiedergeburt an. Ja, ja. Jetzt wie zur Stunde deiner Geburt. Komm doch, Tandy. Ich bin bereit für dich.
    Wenn nur dieses Licht meine Augen nicht so peinigen würde.
    Die Zeit blieb stehen. Äonen vergingen zwischen den Herzschlägen. Risa spürte, wie das Blut durch ihre Venen und Arterien kroch, angetrieben in den letzten Zuckungen und dennoch noch nicht am Ziel. Risa konnte nichts sehen. Risa konnte nichts hören.
    Die Anspannung zerplatzte, und Risa hörte eine fremde Stimme, die in ihrem Kopf flüsterte.
    - Wo bin ich? Was ist geschehen?
    „Hallo, Tandy. Willkommen an Bord.“
    - Bin ich gestorben?
    „Ja.“
    - Wann? Wie? Warum?
    „Das weiß ich auch nicht. Ich heiße Risa Kaufmann und bin dein Wirt.“
    - Ich weiß wer du bist. Ich möchte nur wissen, wie ich hierher gekommen bin. Wie lange bin ich denn schon tot?
    „Seit letzten August“, sagte Risa. „Du kamst bei einem Ski-Unglück in St. Moritz um.“
    - Das ist unmöglich! Ich bin eine ausgezeichnete Skifahrerin. Und ich halte immer alle Sicherheitsvorkehrungen ein! Ich bin nicht tot! Niemals!
    „Tut mir leid, Tandy. Du bist es aber.“
    - Ich kann mich an nichts mehr nach dem

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