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Noch einmal leben

Noch einmal leben

Titel: Noch einmal leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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sucht, dir diese Nachricht so schonend wie möglich beizubringen.“
    „Nein, nein und nochmals nein!“
    „Doch, Mark!“ Elenas Gesicht zeigte eine merkwürdige Erregung. „Du bist eifersüchtig, nicht wahr? Roditis wird Paul bekommen, und dabei willst du ihn selbst haben! Du kannst es nicht ertragen, daß ein anderer das Bewußtsein deines Onkels besitzt.“
    „Hör auf damit“, sagte er.
    „Ich habe für dich den Gelegenheitspsychiater gespielt. Nun der Rat des Experten. Es ist exakt derselbe: du und Roditis seid euch so ähnlich wie eineiige Zwillinge. Ihr habt die gleichen Antriebskräfte und die gleiche Unersättlichkeit. Du hast einen Stammbaum, er nicht – das ist auch schon der einzige Unterschied. Er kam aus dem Nichts, während du im Schoß der Kaufmann-Milliarden geboren wurdest. Jetzt will er auch einen Kaufmann haben, und damit steht ihr euch auch in diesem Punkt gleich. Aber dieser Gedanke ist dir ja unerträglich.“
    Kaufmann schlug ihr mit der flachen Hand ins Gesicht. Sie zuckte zurück. Die prallen, nackten Brüste schlugen hoch und erreichten fast das Kinn. Sie zitterte, zeigte aber keine Tränen, sondern sah Kaufmann mit durchbohrendem Blick an.
    „Tut mir leid“, sagte er nach einem endlos scheinenden Zeitraum. „Du hast mich einfach zu weit getrieben.“
    „Was war falsch an dem, was ich gesagt habe?“
    „Das weiß ich auch nicht. Ich kann es dir nicht sagen.“ Er kauerte sich auf die Fliesen und preßte die Stirn an die Knie. Dann sah er wieder auf und fuhr fort: „Wie kommt es, daß du solche Sachen mit Santoliqudio diskutiert hast? Und warum fasziniert dich der Grieche auf einmal so?“
    „Mächtige Männer haben mich immer interessiert, Mark. Das brauche ich dir eigentlich nicht mehr zu sagen. Und bislang habe ich Roditis eben zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Ich hätte ihn schärfer ins Auge fassen sollen, als er noch im Aufstieg begriffen war. Jetzt ist mir klar, daß er der kommende Mann ist.“
    „Und daher triffst du im Moment auch Vorbereitungen, von meinem Bett in seines umzusteigen, was?“ sagte Kaufmann.
    „Jetzt überschätzt du ihn. Aber ich meine wirklich, man sollte sich mehr mit ihm befassen. Und ich hoffe sehr, daß du deinen Haß auf ihn überwinden kannst. Ihr beide solltet zusammenarbeiten. Ihr könntet die ganze Welt kontrollieren. Besonders dann, wenn er von deinem Onkel geführt und geleitet wird.“
    „Ich muß Onkel Paul haben.“
    „Das geht aber nicht, Mark. Also laß ihn Roditis und mach dann deinen Frieden mit ihm. Hast du Angst, die beiden könnten dich verdrängen? Kannst du es denn nicht mit ihnen zusammen aufnehmen?“
    „Nein“, sagte Kaufmann. „Kein Mensch, der je auf dieser Erde geboren wurde, kann es mit diesen beiden in einem Kopf aufnehmen.“
    „Ein Grund mehr für dich, mit dem Griechen Frieden zu schließen“, erklärte ihm Elena. „Er wird ganz einfach die Transplantation bekommen, und wenn du dich bis dahin nicht mit ihm verständigt hast, zerbricht er dich womöglich. Sei in deinem Stolz doch nicht so dickköpfig, Mark. Laß den Ärger nicht über deinen Verstand siegen. Im Moment bist du noch reicher und mächtiger als Roditis. Aber nicht mehr lange, und die Waage wird sich nach der anderen Seite neigen.“
    „Du machst einen so überzeugten Eindruck, Elena. Was hat dir Santoliquido denn genau gesagt?“
    „Das, was du eben gehört hast Es ist unausweichlich, daß Roditis das Bewußtsein deines Onkels bekommt.“
    „Dagegen werde ich mich wehren.“
    „Das kannst du nicht“, sagte Elena atemlos.
    „Ich spreche mit Santoliquido! Ich setze Himmel und …“
    „Santo hat schon genug Ärger mit dieser Geschichte gehabt, Mark. Und du bist die Ursache davon. Laß ihn doch in Ruhe! Es ist nicht recht von dir, dich überall so einzumischen. Santo bemüht sich, die Sache objektiv zu sehen, und da stellst du dich hinter die Kulissen und willst mit der Macht, die hinter deinem Namen steht, drohen und schmeicheln und …“
    „Ich kann es Roditis einfach nicht erlauben“, sagte Mark stur. Er kam sich mehr und mehr wie ein blindwütiger besessener Narr vor. Dennoch war er unfähig, diesen Weg wieder zu verlassen.
    Elena gähnte theatralisch und ausgiebig. „Mich ermüdet diese Diskussion. Wir sitzen fest, wie in einer Sackgasse. Du bereitest mir Kopfschmerzen. Komm, laß uns lieber schwimmen.“
    „Aber du willst doch nie schwimmen!“
    „Na und?“ Sie rannte an ihm vorbei, erreichte den Beckenrand und warf sich

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