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Noch einmal leben

Noch einmal leben

Titel: Noch einmal leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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heran und küßte sie. Er stand aufrecht im niedrigeren Teil des Beckens. Ihr Körper wehrte sich zuerst dagegen – aber nur einen kurzen Moment lang. Dann trieb sie auf ihn zu. Ihre harten Brustwarzen glitten kitzelnd über seinen Oberkörper. Als er sie wieder losließ, schmollte sie. Aber Mark wußte, daß diese Miene nur vorgetäuscht war. Er beobachtete, wie das fluoreszierende Wasser von ihrer Haut floß, als sie über den Beckenrand kletterte und hastig auf ein Vibratorkissen zum Trocknen zustrebte. Sie stand mit dem Rücken zu ihm und kämmte sich das Haar aus. Seine Augen folgten der geschmeidigen Linie ihres Rückgrats vom langen Nacken bis hinunter zu den breiten Hüften, den ausladenden Hinterbacken.
    „Das zahle ich dir heim“, erklärte sie ihm. „Ich sorge dafür, daß Santo das Bewußtsein deines Onkels einem arabischen Kameltreiber gibt.“
    „Immer noch besser als Roditis“, sagte Kaufmann.
    Elena sah ihn über die Schulter an. „Ich glaube fast, das ist dein Ernst. Du würdest Paul lieber in Richtung Mekka beten lassen, als ihn John Roditis zu überlassen.“
    „Ja, das ist meine feste Meinung.“
    Sie machte Schluß mit dem Trocknen und breitete sich wieder auf den Fliesen aus, sorgsam darauf bedacht, außerhalb der Reichweite seiner Hände zu liegen.
    „Soll ich mal für dich den Gelegenheitspsychiater spielen, Mark? Ich sage dir jetzt, warum du Roditis so sehr haßt.“
    „Da bin ich aber gespannt!“
    „Weil er dir so ähnlich ist.“
    „Was weißt du schon von dem Griechen? Bist du dem Mann je begegnet?“
    „Noch nicht.“
    „Ich schon“, sagte Kaufmann. „Er ist ein kleiner, dicker und grobschlächtiger Bursche mit zu vielen Muskeln und zu wenig vornehmer Lebensart. Er ist ein wandelndes Bankkonto. Tag und Nacht träumt er nur vom Geld. Sollte er darüber hinaus noch Interessen haben, so weiß er die gut zu verbergen.“
    „Vor ein paar Wochen hat er dem Lamakloster in San Francisco über eine Million Dollar gespendet“, widersprach ihm Elena. „Es ist dasselbe, dem dein Onkel immer so viel gegeben hat.“
    „Und aus den gleichen Gründen. Glaubst du, Paul sei ein Buddhist gewesen? Glaubst du, Roditis kümmert sich um das Karma? Er verschafft sich damit nur Publicity. Vielleicht will er den Guru sogar dafür gewinnen, ihn bei Santoliquido zu unterstützen. Es überrascht mich doch, daß du auf so plumpe Tricks hereinfällst.“
    „Und mich überrascht es, daß du ihn so heruntermachst“, sagte Elena. „Er ist nicht nur der kleine Dollarjäger, wie du ihn hinstellst. Eine seiner Fremdidentitäten ist der Schallbildhauer Anton Kozak. Roditis ist durchaus ein Kunstkenner. Und er sammelt seltene Bücher. Wußtest du, daß er ein ganzes Haus voller Homer-Ausgaben besitzt?“
    „Woher weißt du das denn alles?“
    „Ich habe mich über ihn erkundigt. Ich meine, in absehbarer Zeit gehört er ja praktisch zur Kaufmann-Familie, und da dachte ich …“
    Kaufmann war mit einem Satz aus dem Wasser. Er stürzte auf sie zu und wußte, daß er in seiner wutbebenden, wassertropfenden Nacktheit absurd aussah. Mark ließ sich neben Elena nieder und brüllte: „Was soll das heißen – praktisch gehört er bald zur Familie?“
    „Wenn er das Bewußtsein deines Onkels bekommt.“
    „Dazu wird es nie kommen.“
    Elena lächelte zuckersüß. Sie schien sich an seiner Aufregung zu ergötzen. Die Italienerin legte die Handflächen auf die Fliesen neben sich, lehnte sich darauf zurück und atmete tief ein, um ihre Brüste am besten zur Geltung zu bringen. Kühl sagte sie dann: „Ich habe mit Santoliquido darüber gesprochen. Santo meint, es sei nur noch eine Frage von Tagen, Roditis die Transplantation zu ermöglichen.“
    „Nein“, rief Kaufmann. „Niemals! Ich habe selber mit dem Direktor darüber gesprochen. Er hat mir sein Wort gegeben …“
    „Was hat er versprochen?“
    Kaufmann zögerte. „Nun, vielleicht hat er nicht direkt sein Wort gegeben. Aber er deutete an, daß er den Griechen genauso wenig im Besitz von Onkel Paul sehen möchte wie ich.“
    „Das muß aber schon einige Zeit her sein. Santo ist mittlerweile klar geworden, daß außer Roditis kein qualifizierter Bewerber vorhanden ist. Der Grieche veranstaltet einen ordentlichen Wirbel, um die Transplantation zu bekommen. Und da Santo keinen vernünftigen Grund mehr weiß, sie ihm zu versagen, muß er sie ihm einfach geben. Im Moment hat er es nur deswegen noch nicht so weit kommen lassen, weil er nach einem Weg

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