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Noch einmal leben

Noch einmal leben

Titel: Noch einmal leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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und gab dem Robotpilot den Kurs ein. Das Taxi hob ab, mußte aber einen Moment warten, weil auf dem Flughafen ein fürchterliches Gedränge herrschte. Dann bekam es einen freien Vektor zugewiesen und flog nach New Jersey los.
    Kurz nach einundzwanzig Uhr stand Charles vor Elenas Apartment.
    Noyes war noch nie hiergewesen. Seine vorherigen Treffen mit der schönen Italienerin hatten immer in seiner Wohnung stattgefunden. Er wußte nicht, was ihn erwartete: ein luxuriöser Palast vielleicht, oder ein schwüler, zweideutig eingerichteter Liebestempel. Tatsächlich aber war das Apartment nicht mehr als ein pied-à-terre, genauso nüchtern und einfach eingerichtet wie seine eigene kleine Wohnung. Trotz Elenas bekannter Vorliebe für Opulenz, schien sie hier etwas anderes im Sinn gehabt zu haben. Wahrscheinlich diente dieses Apartment nur als Station für die seltenen Nächte, wo sie nicht in fremden Betten schlief. Elena begrüßte ihn in einer durchsichtigen, rosafarbenen Robe, die so gut wie nichts von ihrem Körper verbarg. Sie kam ihm wie eine in voller Blüte stehende tropische Blume vor, die hier auf einer so bescheidenen nördlichen Wiese blühen mußte.
    Sie umarmten sich zögernd und auf Distanz bedacht. Elena war offensichtlich für alle Arten des Vorspiels bereit, die ihm am Herzen lagen. Aber Noyes war viel zu unruhig, zu sehr in seiner Situation gefangen, um mehr als nur eine rituelle Umarmung zustande zu bringen.
    Sie lösten sich voneinander. Elena bot ihm etwas zu trinken an. Er ließ sich auf einen Stuhl nieder, sie setzte sich auf eine breite Couch. Ihre Robe ging auseinander und präsentierte braungebrannte Oberschenkel. Noyes fragte sich, ob es strategisch gesehen besser war, auf ihr unausgesprochenes Angebot einzugehen. Oder wollte sie ihn nur aus einer Laune heraus anheizen? Er war sich darüber im klaren, daß sie ihn trotz der Herzlichkeit ihrer Beziehung nur als Surrogat für andere Männer ansah. Sie ließ sich mit ihm auf Sex ein, weil sie durch ihn mit Jim Kravchenko schlafen wollte. Und wenn sie ihm geheime Informationen über Mark Kaufmann oder Frank Santoliquido anvertraute, geschah das nur in der Hoffnung, Roditis für sie zu interessieren.
    „Elena, ich brauche deine Hilfe“, sagte er schließlich. „Ich muß nämlich Martin St. John finden.“
    Ihre Brauen fuhren hoch. Dann verzogen sich ihre Lippen zu einem breiten Lächeln. „Roditis ist also schon hinter ihm her?“
    Noyes wollte sich nichts anmerken lassen. „Ich möchte nur mal mit dem Mann reden.“
    „Worüber?“
    „Spielt das eine Rolle?“
    „Vielleicht“, sagte sie.
    Nervös improvisierte Charles: „Also gut – Roditis ist daran interessiert, mit Paul Kaufmann ein Abkommen zu treffen. Solange der alte Kaufmann wieder unter den Lebenden weilt und Roditis sein Bewußtsein nicht haben kann, möchte er sich mit ihm verständigen. Weißt du, Roditis macht sich Sorgen, daß Mark und Paul ein Bündnis schließen, um ihn zu ruinieren. Daher möchte er gerne einen Keil zwischen die beiden treiben, und zwar so rasch wie möglich. Das verstehst du doch sicher, oder?“
    „Das ergibt für mich viel Sinn.“
    „Deshalb hat er mich hierher geschickt, um mit Kaufmann/St. John Kontakt aufzunehmen. Nur weiß ich nicht, wo ich ihn finden kann.“
    „Und du meinst, ich wüßte das?“
    „Wenn einer es weiß, dann du. Natürlich ist auch Santoliquido bekannt, wo St. John sich aufhält, und sicher Mark auch. Du stehst den beiden sehr nahe. Also …“
    „Du hast recht“, sagte Elena. „Ich weiß es.“
    „Willst du es mir sagen?“
    Sie räkelte sich wohlig auf der Couch. Ganz zufällig öffnete sich ihre Robe ganz, und für einen kurzen, sinnverwirrenden Augenblick war ihr Körper nackt. Noyes starrte auf ihre großen, schweren Brüste. In dem tiefen Tal zwischen ihnen war der Knoten eines Stretchbands zu sehen, dessen unermüdliches Funkeln Charles fast um den Verstand brachte. Ebenso gewollt ungewollt bedeckte sich Elena wieder.
    Einschmeichelnd hauchte sie: „Vielleicht sage ich es dir, Charles. Aber das kostet seinen Preis.“
    „Na, dann raus damit. Wieviel willst du haben?“
    Sie lachte. „Kein Geld. Einen Gefallen.“
    „Welchen denn?“ fragte er beunruhigt.
    „Du trägst das Fremdbewußtsein eines Mannes in dir, der mir einmal sehr, sehr viel bedeutet hat“, sagte Elena. „Du stehst zwischen mir und diesem Mann, Charles. Wenn ich dich zu Martin St. John führe, wirst du dann zurücktreten und mir diesen Mann

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