Noch einmal mit viel Gefuehl
erntete jedoch nur ein verächtliches Schnauben. Schlagartig verhärtete sich seine Miene. „Also gut, dann lass uns jetzt abstimmen, was wir der Presse sagen.“
„Du warst fantastisch“, lobte Taj später, als sie nach der Pressekonferenz in der klimatisierten Limousine saßen.
„Ich habe doch kaum ein Wort gesagt.“ Angelina fühlte sich zu Tode erschöpft.
„Was dir in Rahat unbedingt als Bonus angerechnet wird.“
Der schwache Scherz kam nicht gut an. „Das war doch hoffentlich ein Witz!“
„So was in der Art. Die Einstellung eines vorwiegend älteren Teils der Bevölkerung von Rahat muss sich nicht unbedingt mit meiner decken.“
„Und wie denkt der Scheich von Rahat über dieses Thema?“, ließ sie nicht locker.
„Dazu kann ich nur sagen, dass ich von meiner Frau erwarte, dass sie sich auf meine Bedürfnisse einstellt.“
„Was genau heißen soll?“
„Sie muss das Bett mit mir teilen, mich zu allen öffentlichen Anlässen begleiten und mir Erben schenken. War das deutlich genug?“
„Das … das ist absolut sexistisch!“
„Warum? Es hat nichts mit dir als Frau zu tun, sondern allein mit deiner Rolle als Gemahlin eines Scheichs. Ich habe ebenso meine Pflichten zu erfüllen wie du.“
„Also, wenn ich schon als weiblicher Scheich fungieren muss …“
„Wirst du trotzdem nicht so genannt, sondern Sheikha .“
„Wie auch immer … bist du dann ebenso verpflichtet, meine sexuellen Bedürfnisse zu befriedigen und bei allen Events an meinem Arm herumzustolzieren?“
„Hört sich für mich durchaus fair an“, erwiderte Taj, ohne eine Miene zu verziehen. „Trotzdem habe ich das Gefühl, dass dich die Aussichten nicht gerade in Begeisterungsstürme versetzen.“
„Spielt das eine Rolle?“, warf Angelina ein und versuchte, sich ihre aufsteigende Panik nicht anmerken zu lassen. „Ich bin an dich gebunden, und du hast hier die Macht. Das wissen wir doch beide.“
„Aber ich bin weder ein Diktator noch ein Tyrann. Und es bereitet mir auch keine Freude, dich zu quälen und zu unterdrücken. Was erwartest du denn von einem Ehemann?“
Liebe! Wenn sie vorhanden war, konnten so viele andere Dinge vergeben werden. Aber ohne sie … was blieb dann?
„Ich … ich will nicht als schmückendes Beiwerk gesehen werden, sondern als Person anerkannt werden. Und ich möchte nicht, dass mein Leben nur darin besteht, die Bedürfnisse meines Gatten zu befriedigen. Er soll meine ebenso respektieren. Außerdem wünsche ich mir einen Ehemann, der sich für seine Kinder interessiert, sie liebt und ihnen das auch zeigt.“
Und der mich liebt … Fast wäre ihr dieser letzte Satz entschlüpft, doch in letzter Sekunde schaffte sie es noch, sich zu beherrschen.
Mit jedem ihrer Worte hatte sich Tajs Miene verfinstert. „Ganz so läuft das hier leider nicht.“
„Wie meinst du das?“
„Als Scheich von Rahat muss man gewisse Erwartungen erfüllen. Verhaltensweisen, die ich sehr früh gelernt habe. Dazu gehört nicht unbedingt, dass man sich persönlich … um seine Kinder kümmert oder andere Dinge, die du erwähnt hast. Meine Pflicht gilt in erster Linie meinen Untertanen.“
„Aber wenn du nicht einmal die Mitglieder deiner Familie liebst, wie kannst du dann verantwortlich für dein Volk sorgen?“
Plötzlich war er ganz der unnahbare Herrscher. „Regieren bedeutet Distanz und eine feste Hand.“
„Es ist die Liebe, die dir Probleme bereitet“, stellte Angelina resigniert, traurig und mehr für sich selbst fest.
„Liebe ist etwas, das ich nie erfahren habe.“ Das klang so nüchtern und ultimativ, dass sie nichts mehr zu sagen wusste.
7. KAPITEL
Angelina schlang ihren Morgenrock fest um sich und trat hinaus in den dunkeln Garten. Die von der Nachtluft abgekühlten Pflastersteine fühlten sich angenehm unter ihren bloßen Füßen an. Tröstend und beruhigend.
Sie folgte dem gewundenen Pfad in eine kunstvoll arrangierte gärtnerische Idylle, doch ihre Gedanken waren bei dem Gespräch, das Taj und sie am Nachmittag geführt hatten.
Ihr zukünftiger Gatte wusste nicht, wie er es anstellen sollte zu lieben. Umso schlimmer, dass sie sich inzwischen sicher war, ihn von ganzem Herzen zu lieben.
„Was machst du hier draußen?“
Vor Schreck stieß sie einen kleinen Überraschungsschrei aus und wirbelte herum. Sobald sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, sah sie Taj auf dem Rand eines steinernen Brunnens sitzen. „Und du?“
„Ich habe zuerst gefragt. Komm schon, ich bin
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