Noch einmal - mit viel Liebe
Sie atmete tief ein. „Ich möchte die Beziehung mit dir weiterführen, und nicht einfach nur wegen unserer ursprünglichen Vereinbarung. Das zwischen uns ist etwas Besonderes, dem die Zeit der Trennung nichts anhaben konnte. Und eins weiß ich, dass wenn wir uns eine Chance geben, könnte daraus das Schönste werden, das uns je passiert ist.“
Als Nicks starre Miene und seine Schultern sich ein wenig entspannten, ging Brittany aufs Ganze.
„Ich werde tun, was auch immer getan werden muss, damit unsere Ehe funktioniert – und wenn ich dafür meine Arbeit in London aufgebe und hierherziehe …“
Kaum hatte sie diese unglaubliche und auch ein wenig beängstigende Möglichkeit angesprochen, erschrak Brittany. Zugleich aber wurde sie von Erleichterung und tiefem Frieden erfüllt.
Nick wirkte erschüttert. „Das würdest du für mich tun?“ Er sank auf einen Stuhl.
„Für uns .“ Sie ging zu ihm und setzte sich auf seinen Schoß.
„Red, ich weiß gar nicht, was ich sagen soll.“
„Dann sag doch einfach erst mal gar nichts.“ Brittany legte ihm einen Finger auf dem Mund. So gern sie Nick gestreichelt hätte – sie wusste, dass er Zeit brauchen würde, um sich an diese Vorstellung zu gewöhnen.
„Denk einfach in Ruhe nach, wir reden dann später noch einmal miteinander“, sagte sie, küsste ihn kurz auf den Mund und stand auf. Es schmerzte sie ein wenig, dass er sie nicht zurückhielt, doch sie war entschlossen, ihm die Zeit zu geben, die er brauchte.
Brittany hatte getan, was sie konnte, um die Ehe mit Nick zu retten. Alles Weitere lag an ihm.
12. KAPITEL
Nick tat das Einzige, was ihm dabei helfen würde, seine sich im Kreis drehenden Gedanken zu beruhigen und einen klaren Kopf zu bekommen: Er stieg auf sein Motorrad und brauste los.
Das hatte er schon viel zu lange nicht mehr gemacht. Während Nick alles getan hatte, um mit der Vergangenheit abzuschließen und aus dem Nichts ein Hotel-Imperium aufzubauen, war ihm nicht viel Zeit für die einfachen Dinge des Lebens geblieben. Nudeln selber machen, die cremigen, dicken Soßen nach Papàs Rezepten kochen, Kräuter anpflanzen, durch die italienische Gerichte erst perfekt wurden – oder einfach mit dem Motorrad losbrausen, ohne Ziel, bis der Tank leer war. All das fehlte ihm.
Und auch Britt hatte ihm mehr gefehlt, als er es je für möglich gehalten hätte. Doch das war ihm erst klar geworden, als sie mit ihren schicken Kostümen und ihrer steilen Karriere wieder in seinem Leben aufgetaucht war.
Ein einfaches Leben, das hatte Nick früher einmal gehabt und hinter sich gelassen. Aber warum? Für Ruhm und Reichtum? Oder weil er ein paar reiche Wichtigtuer beeindrucken wollte, die ihn bis zu seiner Heirat gar nicht ernst genommen hatten?
Ich bin ein Idiot, dachte Nick. Denn das alles zählte doch gar nicht – nicht mehr.
Brittany wollte ihn, doch zu welchem Preis? Er konnte nicht zulassen, dass sie seinetwegen ihren Traum aufgab. Und sosehr er ihre Opferbereitschaft auch zu schätzen wusste, machte diese ihm gleichzeitig auch furchtbare Angst. Was, wenn er nicht der Mann sein konnte, den sie brauchte? Was dann?
Es war verrückt, dass er auch als erfolgreicher Geschäftsmann diese alten Zweifel noch immer nicht losgeworden war. Andererseits war es auch verrückt, dass die Leidenschaft zwischen ihm und Brittany auch zehn Jahre später noch mit derselben Heftigkeit brannte.
Aber was genau war es eigentlich? Holten sie vielleicht nur die verlorene Zeit nach und verwechselten Lust und Verlangen mit tieferen Gefühlen, die die Voraussetzung für eine funktionierende Ehe darstellten?
Der Wind pfiff Nick um die Ohren, konnte jedoch die Fragen nicht übertönen, die ihm durch den Kopf gingen. Doch er wusste, Grübeln hatte keinen Sinn. Wenn er und Brittany eine gemeinsame Zukunft haben sollten, dann musste er ihr die Wahrheit sagen – und zwar die ganze Wahrheit.
Nick verlangsamte die Geschwindigkeit, machte kehrt und brauste in die entgegengesetzte Richtung. Es war Zeit, seiner Vergangenheit einen Besuch abzustatten.
Nick betätigte die Klingel am Empfang und sah sich um, während er wartete.
Eigentlich hatte er sich unter einem Heim für ältere Menschen ein schäbiges Gebäude vorgestellt, durch das ein Dunst von Desinfektionsmitteln und zerkochtem Eintopf zog. Tatsächlich erinnerte die gepflegte Umgebung mit seinen sorgfältig getrimmten Rasenflächen, eleganten Möbeln, zimmerhohen Fenstern und der weitläufigen Veranda eher an ein Hotel.
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