Noch einmal - mit viel Liebe
lebt. Ich muss Ihnen leider mitteilen, dass er einen weiteren Schlaganfall hatte. Sie sollten am besten so schnell wie möglich herkommen.“
„Ich bin sofort da.“ Hätte Brittany Zeit zum Überlegen gehabt, wäre ihre Antwort vielleicht anders ausgefallen. Doch als sie auflegte, wusste sie, dass sie trotz ihrer ambivalenten Gefühle gegenüber ihrem Vater keine Wahl hatte.
„Was ist denn los?“
„Mein Vater hatte einen weiteren Schlaganfall.“
„Verdammt.“ In Nicks Augen schienen einen Moment lang Schuldgefühle aufzuflackern, was Brittany verwirrte.
„Soll ich mitkommen?“, bot er an.
Sie schüttelte den Kopf und legte ihm die Hand auf den Arm. „Nein, ist schon in Ordnung.“
Als sie die Hand an seinem Arm hinaufgleiten ließ und ihm die Wange streichelte, wurde ihr ganz warm ums Herz vor lauter Liebe für ihren Ehemann. Ja, ihren Ehemann – so konnte sie Nick nun rechtmäßig nennen, und das machte sie unendlich glücklich.
„Ich bin so schnell wie möglich wieder da, und dann können wir uns weiter unterhalten.“
Nachdem Nick sie an sich gezogen und ein letztes Mal sehnsüchtig geküsst hatte, eilte Brittany hinaus.
13. KAPITEL
Brittany blieb im Türrahmen vom Zimmer ihres Vaters stehen und betrachtete den schwachen, von Kissen gestützten Mann, der ihr das Leben zur Hölle gemacht hatte.
Niemand verdiente es, so zu leiden – ganz egal, was er anderen Menschen in seinem Leben angetan haben mochte.
Warum war sie hergekommen, aus Pflichtgefühl vielleicht? Zuneigung war ganz sicher nicht der Grund, denn Brittanys Liebe für Darby Lloyd war in jenem Moment erloschen, als er zum ersten Mal die Hand gegen sie erhoben hatte.
Sie atmete tief durch und ging ins Zimmer. Ihr war jedoch bewusst, dass ihr Vater auch jetzt nicht bereit sein würde, sich mit ihr auszusöhnen. Und sie hatte nicht vor, jemals wieder seinen Jähzorn zu ertragen.
„Dad?“
Auf Zehenspitzen schlich Brittany zum Bett und streckte die Hand aus, ließ sie jedoch wieder sinken, als ihr Vater den Kopf wandte, sie sah und sich dann zur Wand umdrehte.
„Geh weg und lass mich in Ruhe sterben.“
Seine Stimme klang so dünn und krächzend, dass sie ihn sanft an der Schulter berührte. Sofort spannte Darby sich an, schüttelte ihre Finger jedoch erst nach einem Moment ab.
„Dad, du stirbst nicht. Der Arzt sagte, es sei nur ein schwacher Schlaganfall gewesen, ohne bleibende Folgen.“
Als er sich plötzlich bewegte, wich Brittany automatisch einen Schritt zurück. Unwillkürlich fragte sie sich, wann sie zuletzt ein normales Gespräch mit ihm geführt hatte, ohne sich vor seinen Wutausbrüchen zu fürchten. Dann fiel es ihr wieder ein. Sie war sechzehn gewesen, und er hatte sie geneckt, weil sie sich Französisch als freiwilliges Schulfach ausgesucht hatte. Einen Tag später war ihre Mutter weggegangen, sodass dieser Moment Brittany deutlich als das letzte Mal in Erinnerung geblieben war, dass sie in der Gegenwart ihres Vaters keine Angst gehabt hatte.
„Was wissen diese Dummköpfe schon? Die verabreichen mir Unmengen von Herztabletten und Blutverdünnern und wer weiß was sonst noch. Das sind doch alles Quacksalber!“
Brittany war nicht hergekommen, um sich mit ihrem Vater zu streiten oder sich sein Gejammer anzuhören. Nach allem, was der Arzt ihr gesagt hatte, würde Darby in nächster Zeit sicher nicht sterben. Sie konnte also einfach gehen – mit der Gewissheit, das Richtige getan zu haben, auch wenn ihm das völlig egal war.
„Bestimmt kommt alles bald wieder in Ordnung …“
„Was willst du überhaupt hier?“, fiel Darby ihr ins Wort. „Hast du dich mit deinem Nichtsnutz von Ehemann gestritten?“
Er kniff die Augen zusammen und verzog das Gesicht zu einem bösartigen Grinsen. Doch als er mit dem Zeigefinger auf sie zeigen wollte, gehorchte sein Arm ihm nicht und fiel zurück aufs Bett.
Rigoros unterdrückte Brittany ihr Mitleid. „Nick und ich sind sehr glücklich. Wir …“
„Glücklich? Dann ist dir wohl wirklich nicht zu helfen. Dieser Mistkerl hat dich doch einzig und allein aus Rache geheiratet. Vorhin war er sogar hier, um mit seiner Heldentat zu prahlen.“
Sie hatte nicht vor, den Hasstiraden ihres Vaters zuzuhören, doch irgendetwas an seinem selbstgefälligen Lächeln weckte Unbehagen in ihr.
„Er kann mich nicht ausstehen, seit wir damals unsere kleine Vereinbarung getroffen haben“, fuhr er fort.
Brittany war fest entschlossen, nicht nachzufragen. Doch offenbar war ihre
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