Noch immer schwelt die Glut
gewaffnet, kamen gelaufen, und sosehr letzterer auch um seine Eichentür winselte, schlugen wir sie doch ein, nachdem ich ihm für den Schaden zwei Ecus versprochen hatte.
Ich hätte Giacomis Kerze nicht gebraucht, um zu sehen, daß der arme Mundane tot war. Durch das weitoffene Fenster flutete Mondschein und beleuchtete das Lager mit einem blutigen, von wer weiß wie vielen Stichen durchbohrten Leichnam. Verteidigen hatte er sich nicht können, sein Degen war nur halb gezogen. Von seinem Gepäck sah ich keine Spur, trotzdem glaubte ich keinen Augenblick, daß der Raub die Ursache des Mordes war, auch war ich überzeugt, daß nicht Mundane den Mördern die Fensterläden geöffnet hatte. Und weil mir auf dem Bett ein Mieder und ein Cotillon ins Auge fielen, schickte ich den Wirt und Delpechs Mann hinaus, wobei dieser bemerkte, die Schufte könnten keine Soldaten sein, denn die hätten dem Engländer sofort die Kehle durchgeschnitten, damit er nicht schreien und Alarm geben könne.
Alarm war nun allerdings reichlich gegeben, der ganze Gasthof war in Bewegung, von Schreien und Axtschlägen aufgeschreckt, und die dem Schlummer entrissenen Gäste liefen mit Kerzen herbei, so daß ich, um sie am Betreten der Kammer zu hindern, den Eisenfresser spielen mußte und halbnackt, wie ich war, wenn auch mit allen Waffen, die Meute der Gaffer durch eine furchtgebietende Stimme in Schach zu halten suchte.
»Gute Leute, ich bin Offizier des Königs, wie die Livreen meiner Wachsoldaten beweisen«, schrie ich, »und im Namen des Königs befehle ich, daß alle sich zurückziehen und jeder sich wieder friedlich ins Bett begibt!«
Und als trotzdem einige Verwegene ihre unersättliche Gier zu sehen nicht zügeln wollten, zückte ich meinen Degen.
»Beim Ochsenhorn! Ich mache jeden zum Gespenst, der sich weiter vorwagt!« herrschte ich die Toren an.
Das genügte, die Hasen zu verscheuchen, alle verschwanden in ihre Baue und ließen Miroul freie Bahn, der den Flur entlang mit blankem Degen gelaufen kam, um mir beizustehen, und so erleichtert war, mich heil und munter zu finden, daß er kaum mit einer Wimper zuckte, als er Mundane in seinem Blut liegen sah.
|189| »Ha, Moussu!« rief er und brachte nicht mehr heraus, als sein »ha, Moussu!« dreimal nacheinander.
»Miroul«, sagte ich, »lauf zurück in den Pferdestall und wecke die Tröpfe, wenn sie noch schnarchen, und paß gut auf alles auf. Sag mir«, setzte ich in meinem Verdacht, die Urheber des Mordes betreffend, hinzu, »sind etwa die Knollfinken von gestern abend schon fort?«
»Jaja!«
»Hättest du es mir nicht melden sollen?«
»Aber, Moussu, die machten sich schon knappe zwei Stunden nach dem Essen auf, ganz gemächlich, wie gute Untertanen des Königs, und ganz freundlich.«
»Miroul«, sagte ich, »du hättest mich trotzdem unterrichten müssen. Und sobald ein anderer Gast vor Morgengrauen kommt, sein Pferd zu satteln, dann gib mir schnell Bescheid!«
Worauf mein Miroul wie begossen abzog, ärgerlich über sein Versäumnis und durch den Tadel beschämt, war er doch, wenn auch Diener, in seinem Ehrenpunkt sehr empfindlich.
Nachdem er gegangen war, bat ich mir Giacomis Licht aus und leuchtete unters Bett, wo ich, wie vermutet, die zusammengekauerte Marianne entdeckte, stumm und scheinbar halbtot vor Schrecken. Ich befahl ihr, aus ihrem Loch zu kommen, und als sie den toten Mundane erblickte, tat sie, als schwänden ihr die Sinne, was jedoch schlecht übereinging mit dem entschlossenen Ausdruck ihrer jettschwarzen Augen. Streng sagte ich, sie solle sich anziehen, und sie gehorchte gleichmütig, was bei der Zeugin einer solchen Schlächterei in Erstaunen setzte.
»Marianne«, sagte ich, indem ich mich trotz meiner Schwäche für das schöne Geschlecht zur Härte zwang, »wenn ich dich jetzt dem Stadtvogt übergebe, wirst du zuerst einer peinlichen Befragung unterzogen und dann als Mitwisserin dieser Mordtat gehenkt.«
»Nichts hab ich gewußt, Monsieur!« schrie sie, die Farbe wechselnd. »Niemals! Wäre ich sonst hiergeblieben, anstatt mit den Schurken zu fliehen?«
»Vielleicht wollten sie dich nach vollbrachter Tat loswerden?«
»Nein, niemals!« schrie sie. »Ich schwöre es bei meinem Seelenheil, möge die Heilige Jungfrau mich erhören und der Teufel mich verschlingen, wenn ich lüge! Ich hatte diese Verbrecher |190| nie vorher gesehen, und ich war schön dumm, die fünf Ecus von dem Halunken anzunehmen, damit ich mich mit dem Goddam einlasse und die Läden
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