Noch mehr Krimikatzen
schüchtern in ihrem Kielwasser.
Samuel verbarg seinen Widerwillen hinter einem Lächeln. Er setzte die Katze ab und stand auf, um sie zu begrüßen.
»Ah, gnädige Frau«, sagte er, »schön, Sie zu sehen.«
»Ich hoffe, wir stören nicht«, sagte die Haushälterin mit einem dämlichen Grinsen.
»Überhaupt nicht.«
»Nun, normalerweise störe ich ja nicht gerne…«
»Aber ich bitte Sie…«
»Ich möchte Ihnen gerne meine Nichte Millie vorstellen und meinen Neffen Larry – Larry ist ein großer Fan von Ihnen.«
Samuel schenkte den beiden ein höfliches Lächeln. »Freut mich, Sie kennenzulernen«, sagte er.
Der Blick der Nichte war leer, aber der Neffe wirkte wie ein aufgeregtes Schoßhündchen mit Schweißperlen auf der Stirn. Der Mann stürzte vorwärts, grapschte sich Samuels Hand und schüttelte sie mit Vehemenz.
»Mr. Winston«, sprudelte es aus ihm heraus, »Sie ahnen ja gar nicht, was die ›Safari Sam und Pooky Show‹ einem kleinen asthmatischen Jungen aus Akron, Ohio, einmal bedeutet hat!«
Diesmal war Samuels Lächeln echt. »Nun, vielen Dank«, sagte er. »Das freut mich sehr.«
Plötzlich griff sich Larry ans Herz und rang nach Luft. Die Augen schienen ihm aus dem Kopf zu treten.
»Stimmt irgendwas nicht?« fragte Samuel besorgt.
» Pooky !«,schrie Larry und deutete mit einem zitternden Finger auf die Katze, die ein paar Meter entfernt auf dem Boden lag. »Das ist Pooky!«
Der untersetzte, kindisch wirkende Mann lief zu ihr hinüber und fiel vor ihr auf die Knie. Er streckte die Hände aus, als wolle er sie anbeten.
Ehrfurchtsvoll sah er zu Samuel hinauf. »Darf ich?« fragte er.
Samuel nickte.
Ganz behutsam und sachte hob er die Katze auf. Sie lag schlaff in seinen Armen. »Sie ist so gut erhalten«, sagte er bewundernd.
»Habe ich selbst gemacht.«
»Ehrlich?«
»Taxidermie war für lange Zeit eine meiner kleinen Nebenbeschäftigungen. Waren Sie jemals im Roy Rogers Museum?«
»Sie haben doch nicht etwa auch… Trigger!« Larry blieb die Puste weg.
Samuel lächelte bloß.
Larry schien vollkommen fasziniert von Pooky. »Da ist ja ein Hohlraum für ihre Hand… Sie ist echt und eine Puppe! Das also ist Ihr Geheimnis!«
»Eins von vielen.« Larry schenkte seiner Frau einen vernichtenden Blick. »Ich hab’ dir doch gesagt, daß er ein Genie ist!«
Die untersetzte kleine Frau jedoch zeigte keinerlei Reaktion. Sie sah aus, als müsse sie sich gleich übergeben.
Larry gab Samuel die Katze zurück. »Könnten Sie Pooky das Pooky-Lied singen lassen?« fragte er.
»Lieber nicht«, antwortete der alte Mann.
»Oh, bitte!« flehte Larry. Er preßte seine wurstigen Finger wie zu einem Gebet zusammen.
Samuel seufzte. »Nun, in Ordnung«, sagte er, aber er klang verärgert.
»Und den Pooky-Tanz aufführen…«
Samuel starrte ihn an, dann nickt er widerstrebend.
»…während Sie ein Glas Wasser trinken?«
»Ich habe kein Glas Wasser!«
»Ich könnte Ihnen eins bringen«, erbot sich Larry.
»Nein!« schnappte Samuel. »Keine Umstände. Geben Sie mir einfach den Champagner da.«
Samuel steckte seine Hand in die Katze hinein, setzte die Flasche an seine Lippen, während Pooky Beine und Schwanz in einer wilden Gigue bewegte und mit piepsiger Stimme sang.
»Ich bin Pooky, ein kleines Kätzchen, ein liebes Schätzchen…«
Larry strahlte über das ganze Gesicht. Tränen standen in seinen Augen. Er applaudierte heftig. Dasselbe tat die Haushälterin. Nur die Nichte stand wie zu Stein erstarrt.
»Das war genau wie in der Show!« rief Larry.
»Danke«, meinte Samuel kurz angebunden. »Nun, wenn es Ihnen nichts ausmachen würde… es wäre besser, wenn Sie jetzt gehen würden. Ich brauche meine Ruhe.«
Die Haushälterin machte einen Schritt auf ihn zu. »Wir haben uns gefragt«, sagte sie, »ob Sie uns beim Lunch vielleicht Gesellschaft leisten möchten.«
»Ich habe gerade ausgiebig gebruncht, danke.«
»Nun, und Ihre Gäste?« drängte die Haushälterin.
»Meine Gäste?« fragte Samuel und zog irritiert die Stirn in Falten. Er drehte sich um und betrachtete Kelli und Rick, die beide mit dem Rücken zu Samuels ungebetener Gesellschaft in der Sonne faulenzten.
»Oh, ich war unhöflich«, sagte Samuel. »Ich habe Ihnen gar nicht meinen Sohn und meine Tochter vorgestellt… Sie sind beide auf einen längeren Besuch hier…«
»Es wäre schön, wenn wir Sie alle drei zum Lunch begrüßen dürften.« Diese dumme Frau ließ sich einfach nicht beirren.
»Nun, ich muß ablehnen«,
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