Noch mehr Krimikatzen
eine späte Tasse Kaffee.
»Nun, wollen wir mal sehen«, sagte Millies Tante. Sie war eine große Frau mit einem strengen Gesicht und – ganz im Gegensatz dazu – sanften Augen. »Ein Stück die Straße runter wohnt Rosemary Clooney. Und Jimmy Stewart.«
Millie klatschte in die Hände. »Wie aufregend!« hauchte sie entzückt. »Ach, die würde ich zu gerne einmal kennenlernen.«
»Hier draußen drängen wir uns unseren berühmten Nachbarn niemals auf, meine Liebe«, sagte Tante Katherine geduldig. »Außerdem bin ich nur eine angestellte Aushilfe, wie du dich vielleicht erinnerst.«
Millie machte einen Schmollmund wie ein Kind, dem man einen Keks verweigert hat.
Larry nippte an seinem Kaffee.
»Nun, wer wohnt denn gleich nebenan?« Millie ließ sich nicht unterkriegen.
»Ein arabischer Scheich.«
»Im Ernst!« rief Millie aus. »Ich wette, da steigen andauernd wilde Partys, glaubst du nicht, Larry?« Sie stieß ihren Ehemann mit dem Ellbogen an. Es war ein Versuch, ihn in das Gespräch mit einzubeziehen.
Er lächelte höflich.
»Eigentlich«, entgegnete Tante Katherine, »lebt der Scheich sehr zurückgezogen.«
»Und wer lebt auf der anderen Seite, in diesem Haus mit dem pinkfarbenen Verputz?« bohrte Millie unbeirrt weiter.
Larry verdrehte die Augen.
»Oh, den kennst du wahrscheinlich nicht«, sagte ihre Tante. »Sein Name ist Samuel Winston.«
Diesmal war es Millie, die höflich lächelte, und Larry, der sich in seinem Stuhl aufrichtete. »Wer, sagst du?« fragte er.
»Samuel Winston«, wiederholte Tante Katherine.
Larry drehte sich mit großen Augen zu seiner Frau um. »Weißt du, wer das ist?« fragte er aufgeregt.
Millie schüttelte den Kopf.
»Doch, du weißt es! Damals, als wir noch klein waren!«
Sie sah ihn verständnislos an.
»Safari Sam!«
Nicht einmal der kleinste Schimmer der Erkenntnis zeigte sich auf Millies Gesicht.
Larry seufzte verärgert. »Hast du denn nie die ›Safari Sam und Pooky Show‹ gesehen?«
»Aaaah…« sagte Millie gedehnt und nickte mit dem Kopf, »…jetzt erinnere ich mich. Ich hab’ die Show nie gemocht. Ich wußte nie, welche Tiere echt waren, und welche nicht. Und diese Pooky machte mir angst.«
»Wieso hat dir eine Puppe Angst eingejagt?«
»Das war keine Puppe, das war eine echte Katze!«
Larry beugte sich nach vorne. »Wie soll denn bitte eine echte Katze Violine spielen können?« fragte er, und dann fügte er in einem Ton hinzu, als offenbare er das größte aller Geheimnisse: »Erinnerst du dich an ihre Augen? An den Augen konnte man es erkennen.«
Millie starrte ihn an – sie mochte es nicht, wenn man sie verbesserte –, und dann fragte sie unschuldig: »Wurde Safari Sams Show nicht wegen Tierquälerei abgesetzt?«
Larry wurde puterrot. »Das war nur ein ganz gemeines Gerücht!« sagte er. »Safari Sam hat seine Tiere geliebt!«
»Kann ich mir gut vorstellen«, lachte Millie, »wahrscheinlich hat er dieser Katze ganz schön die Flötentöne beigebracht, damit sie Violine spielen lernte!«
»Ha ha, sehr witzig…«
»Außerdem«, sagte sie und fuhr mir ihren Sticheleien fort, »habe ich gehört, daß er dieser Katze den Kehlkopf herausgeschnitten hat, damit er so tun konnte, als würde er für sie sprechen!«
»Hat er nicht getan!« schrie Larry.
»Hat er doch getan!« schrie Millie.
Tante Katherine erhob sich vom Tisch. »Larry! Millie!« sagte sie. »Kinder, bitte !«
Sie beendeten ihren Streit.
»Tante Katherine«, sagte Larry, »könntest du mich bitte Mr. Winston vorstellen? Ich bin einer seiner größten Fans.«
»Nun…«
»Ich weiß alles über ihn… seine Karriere als Komiker, als Magier, als Bauchredner…« Larry hielt inne und starrte aus dem Fenster zu dem pinkfarbenen Haus hinüber. »…Samuel Winston war ein Genie, ein großer Mann! Er hat nur nie die Anerkennung bekommen…«
Tante Katherine lächelte, hob aber auch tadelnd den Finger. »Samuel Winston ist ein großer Mann. Er verdient, daß man ihm Respekt zollt – und, daß man ihm seine Privatsphäre läßt.«
Nur widerstrebend nickte Larry. Millie starrte etwas dümmlich vor sich hin.
Dann sagte Larry: »Du hast recht, Tante Katherine. Es tut mir leid, daß ich gefragt habe.«
Aber Larry wußte, daß er nicht aufgeben und wieder fragen würde; sie blieben schließlich die ganze Woche, und er hatte genug Zeit, sie weiter zu bearbeiten.
Das Tor quietschte, als Kelli es öffnete; hinter ihr zitterte Rick vor sich hin. Der feige Kerl.
»Ich kann einfach
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