Noch so'n Spruch - Kieferbruch! - Rick ; Bd. 5
seiner linken Hand. Angeblich hatte er ihn letztes Jahr von seinem Vater zu Weihnachten geschenkt bekommen. Doch von Mary wusste ich, dass Linda ihn heimlich gekauft hatte und nur behauptete, er sei von seinem Vater. Finn litt nämlich wie verrückt darunter, dass sein Pa sich einen feuchten Kehricht für ihn interessierte.
Prompt starrte er mich an, als hätte ich ihn gefragt, ob er sich mal eben die linke Hand absäbeln könnte.
»Hallo?«, motzte er mich an. »Natürlich!«
Ich hob besänftigend die Hände. »Ganz ruhig, Brauner, war ja nur ’ne Frage.«
»Und warum?«
Ich wollte gerade antworten, dass ich das Gelaber des Witzmoppels nicht länger ertragen könne, da öffnete sich die Klotür, und Schnulli trat heraus. Er hielt sich den Hängebauch, während seine eng beieinanderstehenden Glupschaugen besorgt in die Runde glotzten.
»Oh, oh«, murmelte er. »Die kalte Linsensuppe zum Frühstück hätte ich mir wohl besser verkniffen.«
»Das denke ich auch!«, knurrte Frau Püttelmeyer ihn an.
Schnulli grinste gequält. »Sie sind aber eine strenge Lehrerin. «
Frau Püttelmeyer schnappte empört nach Luft, doch Busfahrer Schnulli klopfte ihr nur besänftigend auf die speckige Schulter und sagte: »Da fällt mir gerade noch einer ein: Was kann eine Lehrerin nicht mit Worten ausdrücken?«
Der mächtigste Lehrerinnenbusen aller Zeiten hob und senkte sich beängstigend, als sie zischte: »Keine Ahnung!«
»Einen Schwamm!«, gackerte Schnulli wie ein tollwütiger Hahn.
Ein paar von uns kicherten verlegen mit. Aber die meisten sahen nur wie zur Salzsäule erstarrt zu, wie Frau Püttelmeyer ihre Hand ausstreckte, Schnulli am Kragen packte, ihn ganz nahe zu sich heranzog und dann mit einem Blick bedachte, der einem glatt das Blut in den Adern gefrieren ließ.
»Jetzt ist langsam mal Schluss mit lustig. Besinnen Sie sich auf Ihre Aufgabe und schwingen Sie gefälligst Ihren Hintern auf den Fahrersitz, Sie Busfahrerscherzkeks. Und zwar schweigend . Sonst setzt es was. Capito?!«
Wow! Was für ein Slang . Im Leben hätte ich der Püttelmeyer so etwas nicht zugetraut.
Heribert von Pichelstein schien genauso geplättet zu sein, denn er schaute sie mit einer Mischung aus Bewunderung und Beunruhigung an. »Rosalie«, krächzte er. »Lass ihn doch …«
Aber Rosalie ließ sich nicht beirren. Ihre Wurstfinger lösten sich vom Busfahrerhemdkragen. Dann gab sie Schnulli einen kleinen Schubs, sodass er ein paar Schritte nach hinten torkelte.
»Können wir jetzt endlich weiterfahren?!«, keifte sie.
Der Busfahrer schaute einen Moment verdutzt aus der Wäsche, doch dann fand er wieder zu seinem alten Selbst zurück, knallte seine Schuhe aneinander und tippte mit der rechten Hand salutierend an die Schläfe. »Zu Befehl, Frau Lehrerin!«, donnerte er mit dumpfer Stimme und marschierte los. Gleich darauf drehte er sich wieder um. »Verdammte Grütze, der Schlüssel!« Hektisch durchsuchte er seine Taschen, während sein Gesicht langsam, aber sicher wieder den Fritteusenlook annahm.
Mir schwante Schreckliches. Bestimmt war ihm der Busschlüssel beim Pinkeln ins Klo geplumpst oder so.
Da hellte sich seine Miene plötzlich wieder auf. »Keine Panik auf der Titanic, hier ist er.«
Er zerrte einen kleinen Schlüsselbund aus der hinteren Hosentasche hervor und hielt ihn triumphierend in die Höhe.
Frau Püttelmeyer stöhnte genervt und die beiden anderen Lehrerinnen machten es ihr nach. Nur der Gutmensch Heribert von Pichelstein fand ein paar versöhnliche Worte für den eindeutig durchgeknallten Busfahrer.
»Das kenne ich«, nickte er ihm zu. »Ich suche auch ständig meinen Schlüssel.«
Schnulli lachte meckernd und schwenkte dabei den Bund fröhlich hin und her. »Kennen Sie übrigens den hier: Was ist der Unterschied zwischen einem Auto und einer Rolle Klopapier? – Das Auto kann man auch gebraucht kaufen!«
An Frau Püttelmeyers Hals wurden erste Anzeichen eines Klatschmohnfeldes sichtbar. Ihre Halsschlagader trat hervor und sie brüllte los: »SCHLUSS JETZT!!!« Dabei riss sie den Mund so weit auf, dass man ihr Zäpfchen im Hals vibrieren sehen konnte. Echt, kein Witz!
Alle zuckten erschrocken zusammen – aber am meisten der Busfahrer. Er taumelte noch ein paar Schritte rückwärts und da machte es auch schon PLING!
Sekundenlang herrschte astreine Stille.
Dann presste Schnulli sich die Hand auf die Brust und keuchte: »Heilige Kacke!«
Alessio schnallte es als Erster. »Der Schlüssel ist in den Gully
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