Noch so'n Spruch - Kieferbruch! - Rick ; Bd. 5
7.2 galt. Alle – sogar Finn – hatten inzwischen Mucke in den Ohren.
Ich drehte mich wieder nach vorn und stierte mit flauem Magen und tierischen Ohrenschmerzen an Schnulli vorbei durch die Windschutzscheibe. Wir fuhren gerade auf die Autobahn, und spätestens jetzt musste doch eine der Lehrerinnen dem unlustigsten Laberkopf dieses Planeten klarmachen, dass er sich auf den Verkehr konzentrieren und endlich mit seinen grausamen Witzchen aufhören sollte.
Aber entweder hatten die sich heimlich Ohropax in die Lauscher gedreht, oder sie trauten sich nicht, was zu sagen, weil Schnulli mit seiner gespiegelten Sonnenbrille, dem schwarzen Headset und dem knallbunten Hawaiihemd wie eine irre Mischung aus Mafioso und übrig gebliebenem Beach Boy wirkte.
Selbst Rosalie Püttelmeyer blickte zwar mit ziemlich hochgezogenen Augenbrauen zu Schnulli rüber, verkniff sich jedoch jeden Kommentar.
»Wie lange fahren wir noch?«, fragte David, der direkt hinter ihr saß.
Das Püttelmonster schaute auf die Armbanduhr. »Wenn’s gut läuft, drei Stunden.«
DREI STUNDEN?!
Gefangen in dieser Busfahrerhölle!
Am liebsten hätte ich die nicht vorhandene Notbremse gezogen und wäre nach Hause geflohen – wenn’s sein musste, auch zu Fuß!
Schon ließ Schnulli den nächsten unlustigen Witz vom Stapel, über den wirklich KEINER lachen konnte. Verflixt noch mal, wo war bei diesem Typen bloß der Ausschaltknopf?!
Neben mir stöhnte Alessio: »Ich kann nicht mehr!«, und dem konnte ich nichts mehr hinzufügen.
Doch dann geschah etwas Merkwürdiges. Direkt nach: »Wie nennt man einen Mann, der durch die Wüste reist? »Wüstling!«, verstummte Busfahrer Schnulli plötzlich.
Schlagartig herrschte Ruhe in den Lautsprecherboxen und selbst Frau Püttelmeyer schien das irgendwie zu irritieren.
»Alles in Ordnung, Herr Sabbert?«, sprach sie ihn nach einer Weile vorsichtig von der Seite an.
Schnulli nickte, ohne den Blick von der Straße abzuwenden – und schwieg. Bis er den nächsten Rastplatz ansteuerte und wie von der wilden Tarantel gebissen ins Klohäuschen stürmte.
Das Ächzen und Grunzen des Fahrers ließ die Wände des kleinen Klohäuschens erbeben. Frau Püttelmeyer marschierte währenddessen aufgebracht vor dem Bus auf und ab.
»Das darf ja wohl nicht wahr sein!«, regte sie sich auf. »Das ist jetzt der fünfte außerplanmäßige Halt, weil dieser … Busfahrer-Schnulli ständig aufs Klo muss.«
Die beiden anderen Lehrerinnen stimmten ihr ebenso empört zu. Frau Rehlein setzte sogar noch einen drauf. »Der Mann ist als Schulbusfahrer doch nicht tragbar … der hat ja einen Knall!«
Nur Heribert von Pichelstein versuchte, ihn zu verteidigen. »Wenn er nun mal unter akutem Reizdarm leidet …«
»Pöhhh!«, machte Frau Püttelmeyer. Woraufhin Herilein wieder eine beleidigte Schmollschnute zog.
»Ich warte noch ganz genau fünf Minuten«, erklärte Frau Mopp entschlossen. »Wenn er dann nicht rauskommt, rufe ich in der Buszentrale an und bestehe darauf, dass der Fahrer ausgewechselt wird.«
Ich schaute Alessio von der Seite an, weil er sich die schwarz-weiß karierte Schirmmütze mit einer Hand auf den Kopf presste, während die andere sich zum Victory-Zeichen hob, und wollte ihn gerade fragen, warum. Doch mir blieben die Buchstaben glatt im Hals stecken. Nelly lief lachend an uns vorbei und irgendwie legte das mein Gehirn einen Moment lang lahm. Ich hatte plötzlich ein merkwürdiges Loch im Bauch und checkte erst wieder, was um mich herum passierte, als Finn neben mir auftauchte und mir leise zuzischte: »Erde an Rick! Klapp den Mund wieder zu, sonst verschluckst du noch ’ne Fliege!«
Wie ein Torpedo schoss ich zu ihm herum und wollte ihm einen Klaps gegen den Hinterkopf verpassen, aber Finn duckte sich blitzschnell weg und grinste mich herausfordernd an.
»Was willst du?«, blaffte ich deshalb.
Finn grinste ungerührt weiter. »Tag sagen.«
»Hast du heute Morgen schon. Und außerdem ist der Kontakt zwischen Schülern der 7.1 und 7.2 während der Busfahrt strengstens verboten«, behauptete ich.
Mein Fast-Stiefbruder lachte schallend. »Mensch, Rick, in welchem Bus sitzt du denn?«
Ich schnallte es nicht, spürte jedoch, dass er mich aufziehen wollte, und verformte sicherheitshalber meine Augen zu gefährlichen Schlitzen. Aber dann fiel mir etwas ein und ich setzte schnell eine betont freundliche Miene auf. »Sag mal, Finn, brauchst du gerade deinen MP3-Player?«
Ich deutete auf den knallroten Player in
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