Noch so'n Spruch - Kieferbruch! - Rick ; Bd. 5
Gruppen noch einmal aufteilen müsst«, begründete sie ihren Entschluss.
Die meisten meiner Mitschüler waren begeistert. Endlich war was los und wir hatten unsere Handys zurück. Nur ich konnte mich nicht freuen. Kein bisschen. Ich hätte mich freiwillig auf Nix-ist-mit-Handy-in-den-nächstenhundert- Millionen-Jahren eingelassen, wenn im Gegenzug die Supernervensäge Finn wieder aufgetaucht wäre.
Es war gar nicht so leicht, Heribert von Pichelstein da von zu überzeugen, dass Alessio und ich uns allein auf die Suche nach Finn machen durften. Schließlich probierte ich es mit dem zugegeben lahmen Argument, dass so viele Menschen auf einmal Finn erschrecken könnten, weil er so scheu wie Bambi sei.
Zu meiner Überraschung fand Pichelsteinchen diese Erklärung sehr nachvollziehbar und erzählte uns noch einmal von seiner Angst vor Pickeln. Im übertragenen Sinne, versteht sich. Mann, der Typ hatte echt ’ne Mammutschraube locker.
»Bestimmt ist es gut, wenn seine durcheinandergeratene Seele behutsam auf uns vorbereitet wird«, meinte er abschließend.
Alessio schnalzte mit der Zunge und wieherte. Woraufhin ich ihm einen Knuff mit dem Ellbogen verpasste.
Doch Heribert von Pichelstein lächelte uns nur väterlich an. »Wenn einer so darauf erpicht ist, einem anderen etwas Gutes zu tun, dann sollte man sich ihm nicht in den Weg stellen. Also los, lauft schon.«
Hinter uns gab es einen kleinen Tumult. David und Tobi wollten auch allein suchen. Zwei Jungs aus der 7.2 ebenfalls. Und die Mädchentruppe sowieso. Ich schielte zu Heribert von Pichelstein. Der sah ziemlich verblüfft aus, blieb aber zum Glück knallhart und schüttelte stumm den Kopf.
Irgendein Handy klingelte und alle sahen sich suchend nach dem Verantwortlichen um. Ich nutzte die Chance und zog voll durch. So plötzlich, dass nicht mal Alessio mir folgen konnte.
Ich rannte über den Innenhof, schlug vorm Tor einen astreinen Haken, weil die »Gruppe Püttelmeyer« sich von links näherte, wandte mich nach rechts und war nun hinter der Burg – und somit aus dem Sichtfeld aller verschwunden.
Ich entdeckte einen schmalen Trampelpfad, der direkt in den Wald führte, fackelte nicht lange und flitzte hinein.
Ich musste Finn unbedingt vor den anderen finden und unter vier Augen mit ihm reden. So lautete jedenfalls mein Plan. Schließlich war es absolut undenkbar, dass irgendeiner von den Jungs mitbekam, wie ich mich bei Finn entschuldigte. Never!
Ich schaute mich im Laufen um, ob mir auch niemand folgte, und stolperte prompt über eine Baumwurzel. Bevor ich es schnallte, knallte ich schon volle Kanne hin.
»Uaaaah!«, schrie ich erschrocken auf.
Aus dem Augenwinkel nahm ich wahr, dass etwas auf mich zugesprungen kam. Ein Wildschwein? Ein Fuchs? Oder vielleicht sogar ein Wolf? Wie angestochen rollte ich mich zur Seite und landete im dichten Unterholz. Dort blieb ich regungslos und mit schlimmem Muffensausen liegen. Ich traute mich nicht einmal mehr zu atmen.
Verdammt! Dämlicher Wald. Blöde Aktion. Doofe Klassenfahrt. Wäre ich bloß zu Hause bei Strähnchen-Wutz und den anderen Bekloppten geblieben.
Eine Pranke schlug nach mir. Ich rief laut um Hilfe, verschränkte schützend die Arme über dem Kopf und erwartete mit Trommelwirbelherzschlag den Biss des mörderischen Raubtiers.
»Rick? Bist du das?«
Heilige Wolfsklaue, das Vieh konnte sprechen!
»Was machst du denn da?«
Moment mal! Die Stimme kannte ich doch. Das war – Finn!
Vorsichtig lugte ich zwischen meinen Armen hindurch. Und tatsächlich, mein flüchtiger Spargeltarzanstiefbruder höchstpersönlich hatte sich zu mir heruntergebeugt und tätschelte beruhigend meinen Oberarm.
»Alles in Ordnung?«, fragte er mich allen Ernstes.
Mit einem hastigen Sprung kam ich auf die Beine und hatte Finns Hand abgeschüttelt.
»Finn! Verdammt!«, knurrte ich.
Er wich einen Schritt zurück. Tat völlig unschuldig. »Was denn?«
Ich biss die Zähne fest zusammen und zählte innerlich bis zehn. Denk daran, was du dir vorgenommen hast, ermahnte ich mich. Du wolltest dich bei Finn entschuldigen.
Langsam fuhr ich meinen Adrenalinpegel wieder runter, verspürte sogar so etwas wie Erleichterung. Zum einen darüber, dass ich Finn gefunden hatte. Zum anderen, weil er kein blutrünstiges Raubtier war, das in mir ein leckeres Frühstückshäppchen sah.
Ich atmete tief durch und sagte so freundlich wie möglich: »Tut mir übrigens leid wegen gestern.« Mit leichtem Vorwurf in der Stimme fügte ich dann
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