Noch so'n Spruch - Kieferbruch! - Rick ; Bd. 5
gefälligst geschlafen.«
»Heute Abend ist Party angesagt!«, jubelte Tobi nun schon zum vierten Mal.
Alessio stöhnte genervt auf. »Tobi, ich bin mir sicher, inzwischen haben es alle geschnallt. Sogar die Maulwurfsfamilie im Schlossgarten.«
Und David fügte grinsend hinzu: »Kannst es wohl gar nicht erwarten, mit einem von den Girls ’ne flotte Sohle aufs Tanzparkett zu legen, was?«
Tobi pfefferte ihm eine von seinen stinkenden Socken an die Birne. »Red kein Blech!«, fauchte er.
»Ey, spinnst du?«, regte David sich auf. »Jetzt muss ich noch mal duschen. Sonst müffel ich nach deinen Käselatschen. «
Bevor Tobi sich mit Geschrei auf ihn stürzen konnte, erschien die Püttelmeyer auf der Bildfläche. Besser gesagt, sie rauschte, ohne anzuklopfen, in unser Zimmer rein und baute sich mit in die Seiten gestemmten Händen vor uns auf.
»Sagt mal«, wetterte sie los, »braucht ihr eine Extraeinladung?«
»Äh … warum?«, traute sich Alessio zu fragen.
»Äh … äh«, äffte Frau Püttelmeyer ihn nach. »Weil Frühstückszeit ist. Und weil ich schon fünfmal nach euch gepfiffen habe.«
»Wir sind doch keine Dackel, die die Jagd verpasst haben«, murmelte Tobi leise, aber laut genug für Püttis Riesenlauscher.
Sie knallte die Absätze aneinander, straffte ihre Moppelschultern und zischte: »In drei Minuten sitzt ihr am Tisch. Die Zeit läuft … ab JETZT!«
Die anderen gaben Vollgas. Finn auch. Ich nicht.
Was hatte ich noch zu verlieren? Ich war doch sowieso schon so gut wie tot. Spätestens nach dem heutigen Abend war es vorbei mit Rick Michalski. Dann war ich Legende. Der coole Junge aus Hannover, der geniale Eishockeystürmer der Young Indians, der beste Sohn, den man (also Pa) haben konnte, bla, bla, bla. Ich konnte sie schon meine Grabrede runterleiern hören.
Und das alles nur, weil ich auf keinen Fall heute Abend bei dieser total doofen Klassenfahrtsparty zu Heribert von Pichelsteins schrägem Gitarrengezupfe ein Liedchen trällern würde.
Tja, ich würde also in die Geschichte eingehen als der Junge, der lieber leise ins Gras biss, als laut vor den anderen zu singen.
Das Frühstück war überraschenderweise richtig gut. Es gab sogar Rühreier. Und Orangensaft, der glatt als frisch gepresst durchgehen konnte.
Ich haute ordentlich rein. Schließlich war das so etwas wie meine Henkersmahlzeit.
Finn saß mir am Tisch gegenüber, und jedes Mal, wenn ich hochschaute, begegnete ich seinem Blick, der mir eindeutig sagen sollte: Riiick! Ich muss mit dir reden!
Aber ich ignorierte ihn. Dafür hatte ich jetzt einfach keinen Nerv.
Dann pflaumte mich Skelettfinger auch noch an, dass ich vergangene Nacht bestimmt nur deshalb nicht zu dem Treffen mit ihm ins Schloss gekommen war, weil mir ordentlich der Stift gegangen sei.
Ich sagte nichts. Zeigte ihm nur den Mittelfinger und zog ab. Sollte er doch denken, was er wollte – jetzt war eh alles egal.
Nach dem Frühstück mussten wir wieder wandern. Diesmal sollte es zu einem kleinen See gehen. Alle maulten herum. Die ewige Wanderei durch Wald und Wiesen und die ständigen Begeisterungsrufe der Erwachsenen waren echt die Pest.
Aber eigentlich war mir auch das völlig wumpe. Und genauso teilnahmslos latschte ich neben den anderen her.
Nach ein paar Metern tippte mir Alessio auf die Schulter. »Hey, Rick. Was ist los mit dir?«
»Du bist schon den ganzen Morgen so komisch. Ist was passiert?«, fragte nun auch Tobi.
Ich schüttelte den Kopf. »Nö. Hab nur schlecht geschlafen«, log ich. Obwohl, eigentlich war das gar keine Lüge. Ich hatte letzte Nacht fast kein Auge zugetan.
Die Jungs sahen mir wohl an, dass ich keinen Bock auf weitere Erklärungen hatte. Jedenfalls fragten sie nicht mehr nach. Alessio trabte ein paar Schritte zu den Mädchen vor. Im Gehen legte er sein Kinn auf Nellys Schulter. Sie schubste ihn weg, aber er lachte und umarmte sie stattdessen. Es entstand eine kleine Rangelei zwischen den beiden. Doch Alessio hatte die schlechteren Karten. Nellys Freundinnen Mia und Saskia mischten sich ein und ruck, zuck hatte Alessio eine gelatscht bekommen.
Er lachte noch lauter, eierte aber schließlich zu uns zurück.
»Rick, sag mal«, brummte er. »Was ist eigentlich mit Nelly und dir? Seid ihr nun zusammen oder nicht?«
Hallo? Ich glaubte, meine Ohren müssten mir abfackeln. Der hatte ja wohl den Schuss nicht gehört! Was für ’ne Frage.
»Lass mich in Ruhe«, knurrte ich.
Alessio grinste schon wieder breit. Langsam ging mir das
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