Noch Viel Mehr Von Sie Und Er

nicht weh, Schmerz ist komisch. Sie finden das pädagogisch bedenklich? Ich auch, aber der Berufskomiker in mir wünscht sich natürlich, dass ein so geführtes Kind Berufsboxer wird. Axel Schulz hätte, wäre er so erzogen worden, seinen Comeback-Versuch erfolgreicher gestalten können.
    Apropos: Warum stießen die beiden Kämpfe von Regina Halmich und Stefan Raab auf ein so riesiges Interesse? Weil es sehr komisch ist, wenn ein großer schwerer Mann, der verbal gern und oft austeilt, von einer viel kleineren und leichteren Frau nach allen Regeln der Boxkunst verdroschen wird. Und auch hier haben wir einen tollen pädagogischen Effekt: Theoretisch kann jede kleine leichte Frau einem großen Mann, der ihr dumm kommt, den Arsch vollhauen. Dass sie dazu ein Ausnahmetalent braucht und sich viele Jahre in Training und Kampf schinden muss, lassen wir jetzt mal weg, das würde den Spaß nur schmälern.
    Die vermutlich erfolgreichste Jugendbuchreihe aller Zeiten, die genauso auch von Erwachsenen verschlungen wird, Harry Potter, ist im Grunde nur eine Aneinanderreihung von Gewaltanwendungen, aber eben im Zauberkostüm. Man mache sich das klar: Eine Schule, in der Kinder lernen, andere auszuschalten, z. B. mit einem Erstarrungszauber, den Hermine auch im Film anwendet, wo der dicke Typ steif wie ein Brett umfällt. Also wenn man so was könnte, so einen Erstarrungszauber, gar nicht für andere Menschen, eher für eigene Körperteile, da könnte man echt Geld sparen. Ich habe mir beim Lesen laufend Sachen vorgestellt, die ich gern machen würde, wenn ich zaubern könnte, mit dem Tarnmantel in die Umkleideräume von Germanys next Topmodel und dann den Models gerade so viel Pfunde auf die Hüfte zaubern, dass sie nicht mehr in diese Vorführfummel reinpassen, das wäre toll.
    Oder beim Presseball allen Frauen im Saal die Schönheitsoperationen rückgängig machen.
    Sie sagen jetzt: Ich bin schadenfroh. Natürlich bin ich das. Aber anders, als Sie meinen! Ich bin nicht froh darüber, dass jemand anders einen Schaden hat, ich bin froh darüber, dass ich ihn nicht habe, die Tatsache, dass es jemand anderem im Vergleich zu mir in diesem Moment schlechter geht, ermöglicht es mir überhaupt, zu empfinden, dass es mir selbst gut geht.
    Der philosophisch ungeschulte Gutmensch, dem wir diese Argumentation um die Ohren hauen, hat daran natürlich erst mal zu knabbern, und damit sind wir bei meinem Lieblingsthema: verbale Gewalt.
    Aggressive Dialoge sind das Kernstück jedes komischen Films, jeder Boulevardkomödie, der allermeisten komischen Bücher. Sie können in der wörtliche Rede für einen köstlichen Moment lang alle Regeln der Political Correctness über Bord werfen. Ich kann einen Politiker sagen lassen: Was wollt ihr Frauen eigentlich? Wir lassen zu, dass es Frauenkneipen gibt, wir haben Frauenparkplätze gebaut, wir bauen Frauenhäuser, und selbst da muss man euch noch hinprügeln! Es tut so gut, so etwas zu schreiben in Zeiten, in denen eine um die andere Männerbastion zerbröselt. Wo immer mehr Frauen die Beziehung beenden, und zwar mit den Worten: »Pass mal auf, wir passen nicht zusammen, ich bin Steinbock und du bist ein Arschloch, ich verlasse dich!« Und wo der Mann dann sagt: »Du hast ja so recht, kann ich mitkommen?«
    Letztendlich geht es immer um Macht. Wer sie hat, übt sie aus. Und das sind heute eben zunehmend die Frauen. Und die Kinder, denn aufgrund der herrschenden Meinung über Erziehungsmethoden mutieren die Eltern zwangsläufig zu Friedenstauben. Und das kann ein Kind, glaube ich, ganz schön aggressiv machen. »Ihr seid so voll Scheiße, ich hasse euch, ich könnte euch an die Wand klatschen.« »Möchtest du drüber reden?«

SIE Schönheitschirurgie
    Meine Freundin Suse lässt sich jetzt die Brüste viereckig machen. Ihr Mann liebt Ritter Sport. Nun ist sie Oberschwester in der Psychiatrie – ihr kommen solche Wünsche ganz normal vor. Mir auch. Ich machte mir schon kurz nach meiner Geburt Gedanken über Schönheitschirurgie. Wie sollte dieser lange Schlauch zwischen mir und meiner Mutter verschwinden? Ich konnte noch keine Schere halten. Dieses eine Mal hat mir das Problem jemand abgenommen, und damit sollte aber auch genug sein. Pickel ausdrücken lernte ich schnell selbst sowie einen BH in der passenden Größe aussuchen, auch wenn ich mir immer nur die kaufe, die man als solche nicht bemerkt. Ich finde, schön sein können alle, auch ohne Chirurgen. Außer Pinocchio, der muss zum Schreiner, wenn