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Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers

Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers

Titel: Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Halpern
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Das Wokano war ein beliebter Chinese, der bis in die frühen Morgenstunden geöffnet hatte. »Wir haben ein lauschiges Eckchen ganz für uns allein«, setzte sie hinzu.
    »Aha. Okay. Also … okay.«
    Zwanzig Minuten später saßen wir an einem Tisch in einer Ecke des Wokano; wir trugen noch immer unsere schwarze Arbeitskleidung. Simone sah fantastisch aus. Sie hatte ihr Outfit, bestehend aus einem knappsitzenden schwarzen Top und hautenger schwarzer Hose, so gewählt, dass es genau die richtigen Rundungen betonte. Ich war verschwitzt, meine Krawatte baumelte mir lose um den Hals, und das schwarze Hemd hing mir halb aus der Hose, kurz: Ich sah aus wie ein Gebrauchtwagenverkäufer, der gerade zehntausend Dollar verspielt hat. Sie setzte sich neben mich und rückte mir so dicht auf die Pelle, dass ich ihr Parfüm riechen konnte, trotz des stechenden Aromas von Parmesan und Pesto, das die Flecken an meinem Hemd verströmten.
    Aber das war bei Weitem nicht das Peinlichste an unserem Date.
    Wenn ich eine Frau um ein Rendezvous bat, kannte ich sie normalerweise schon ein Weilchen, sodass es mir eigentlich nicht besonders schwerfiel, bei einem Glas Wein oder einem Abendessen ein halbwegs vernünftiges Gespräch mit ihr zu führen. An diesem Abend jedoch saßen Simone und ich schweigend nebeneinander, bis der Kellner an den Tisch kam, um unsere Bestellung aufzunehmen.
    »Ich hab gehört, du modelst?«, sagte ich, nachdem er gegangen war.
    »Das ist nur ein Job. Und nicht meine Leidenschaft«, erwiderte sie.
    »Und was ist deine Leidenschaft?«
    »Das Leben.«
    »Meinst du … das Leben an sich? Oder willst du etwa Life-Coach werden? Ich glaube, ich verstehe nicht ganz.«
    »Einfach alles. Jeden Tag.«
    Während sie eine Portion Gemüse-Tempura verspeiste (da ich schon gegessen hatte, nahm ich mein zweites Abendessen in flüssiger Form zu mir), betrieben wir weitere zwanzig Minuten angestrengt Konversation. »Fische sind echt komisch, findest du nicht auch?«, sagte sie irgendwann. »Ja«, antwortete ich, gefolgt von minutenlangem, betretenem Schweigen.
    Falls sie vor dem Essen wider Erwarten auf mich gestanden hatte, war es damit spätestens jetzt vorbei. Als der Kellner vorbeikam, stürzte ich mich auf ihn und drückte ihm meine Kreditkarte in die Hand, obwohl er uns noch nicht einmal die Rechnung gebracht hatte. Als er mit der Quittung zurückkehrte, krakelte ich hastig meine Unterschrift darunter und sprang auf.
    »Kannst du mich zu meinem Wagen bringen? Ich gehe um diese Zeit nur noch ungern zu Fuß«, sagte sie.
    »Na klar. Kein Problem.«
    Wir gingen zum Parkplatz, auf dem ich meinen Ford Ranger abgestellt hatte, und sie kletterte auf den Beifahrersitz. Sie dirigierte mich durch die dunklen Straßen Pasadenas, bis wir uns einem weißen Lexus näherten. Es war gegen zwei Uhr morgens, und ihr Wagen war der einzige weit und breit. Die Straßen waren menschenleer.
    »Stell dich einfach dahinter«, sagte sie.
    Ich tat ihr den Gefallen.
    »Kannst du den Motor abstellen und einen Moment aussteigen?«, fragte sie.
    »Aussteigen?«
    »Ja. Ich klopfe, wenn du wieder einsteigen kannst. Bist du so lieb? Danke.«
    »Die will mir die Karre klauen«, schoss es mir blitzartig durch den Kopf. Aber mein Wagen war ein Schrotthaufen, und meine Neugierde war größer als die Angst vor dem Verlust meines Autos. Ich stieg aus, stellte mich neben den Wagen und rieb mir die Oberarme, damit ich nicht fror.
    Nach etwa einer Minute klopfte es an mein Fenster, und ich öffnete die Tür und stieg wieder ein. Simone war splitternackt, und ihr Körper schimmerte im Licht einer Straßenlaterne, das durch die Windschutzscheibe fiel. Ich kam mir vor wie in einem schlechten Porno. Und obwohl mir so etwas noch nie passiert war, wusste ich, dass ich einen kühlen Kopf bewahren musste, damit die Sache nicht aus dem Ruder lief.
    »Boah. Du bist ja nackt«, stieß ich hervor.
    Rückblickend spielte es vermutlich keine große Rolle, was ich sagte. Sie streckte die Hand aus, packte mich am Hinterkopf, zog mich zu sich und küsste mich auf den Mund. Ihre Lippen schmeckten wie eine Mischung aus Schnaps und frittierten Karotten. Ich versuchte, die Augen offen zu halten und mir so viele Einzelheiten einzuprägen, wie mein geplagtes Gehirn in diesen paar Sekunden überhaupt abspeichern konnte, ganz so als würde ich zum ersten und letzten Mal den Grand Canyon sehen. Da kam mir ein Gedanke. Wenn sie nackt war, konnte es vielleicht nicht schaden, wenn auch ich mich

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