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Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers

Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers

Titel: Noch weniger Sex und ich wäre ein Pandabär - die Desaster eines verhinderten Frauenverstehers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Justin Halpern
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Jakobsmuscheln im Speckmantel scharf machte, die es im Avanti jeden Freitag gab.
    Trotzdem gelang es uns aus irgendeinem Grunde nie, einen gemeinsamen Rhythmus zu finden. Meistens lag ich einfach da, und sie setzte sich auf mich. Wenn ich »mitzumachen« versuchte, endete das in der Regel in einem Fiasko. Einmal fing sie plötzlich an zu schreien: »Boah, ich bin klatschnass! Warum bin ich bloß so nass? « Was ich für eine ernstgemeinte Frage hielt, weshalb ich sie wahrheitsgemäß mit »Keine Ahnung« beantwortete. Worauf sie augenblicklich von mir abließ und einen langgezogenen Seufzer ausstieß.
    Ich gab mir alle Mühe, ihre unangenehmen Seiten zu ignorieren, zum Beispiel dass sie mir prinzipiell nicht zuhörte, wenn ich etwas sagte, oder jedes Mal »ekelhaft« zischte, wenn sie an einem Obdachlosen vorbeikam. Doch dass zwischen uns keinerlei emotionale oder intellektuelle Verbindung bestand, ging mir zunehmend auf die Nerven. Eines Freitagabends im dritten Monat unserer »Beziehung« erschien Simone nicht zur Arbeit. Einerseits war ich enttäuscht, weil ich auf unsere gewohnte Nummer würde verzichten müssen, andererseits war ich erleichtert, weil ich ihre Gegenwart nicht zu ertragen brauchte. Kurz vor Schichtende, nach dem Abendansturm, trat ich auf die Gasse hinter dem Restaurant hinaus, um ein wenig frische Luft zu schnappen. Plötzlich flog die Hintertür zur Küche auf, und heraus kam der Tellerwäscher, ein junger Latino namens Roberto, der bei allen nur »Beto« hieß. Er hatte einen riesigen Müllsack im Arm, aus dem eine bräunliche Flüssigkeit tropfte.
    »Hey, guero «, sagte er. So nannten alle Latino-Köche ihre weißen Kollegen.
    »Hey, Beto. Was geht?«
    »Hey, guero . Ich ficke dein Freundin.«
    »Sie ist zwar nicht meine Freundin, aber freut mich, dass du sie geil findest«, sagte ich lachend.
    »Nein, guero . Ich ficke dein Freundin. Vor letzte Monat. Ich sie ficke«, sagte er, stellte den Müllsack ab, streckte seine Stummelärmchen aus und vollführte mit dem Becken wilde Stoßbewegungen.
    »Was? Im Ernst?«
    »Ja. Und jetzt du habe Aids. Hahahaha. Mache nur Witze«, sagte er lachend.
    »Moment mal, dann hast du sie also doch nicht gefickt?«
    »Nein. Ich sie ficke. Aber ich nix habe Aids«, sagte er. Dann schulterte er den Sack und ging in Richtung Müllcontainer davon.
    Eigentlich hätte ich stocksauer sein müssen. Um mich in Rage zu bringen, versuchte ich, mir vorzustellen, wie Beto auf Simone lag und ihr unter irrem Gelächter die Seele aus dem Leib vögelte. Ohne Erfolg. Das einzig Ärgerliche war, dass es mir komplett am Arsch vorbeiging, wenn meine »Freundin« mit anderen Männern schlief. Ich hatte einen nicht unerheblichen Teil meiner Pubertät damit verbracht, mir ein Leben auszumalen wie das, was ich seit gut zwei Monaten führte – heißer Sex mit einer wunderschönen Frau, die nicht mehr von mir verlangte und erwartete als eben Sex –, und trotzdem stürzte die Oberflächlichkeit unserer Beziehung mich in tiefe Depressionen.
    Ich spielte mit dem Gedanken, zu ihr zu fahren und sie zur Rede zu stellen, doch das konnte auch noch eine Woche warten. Am nächsten Freitag kam ich zeitig zur Arbeit und marschierte geradewegs zur Kassenstation der Cocktailkellnerinnen, in der Hoffnung, Simone dort anzutreffen, aber sie war nirgends zu entdecken.
    »Hey, Nick, ist Simone noch nicht da?«
    »Äh, Alter, die hat gekündigt und ist nach New Jersey oder so gezogen«, sagte er, während er mit einer Hand einen Martini schüttelte.
    »Was?«
    »Ja, schon vor zwei Wochen. Hat sie dir nichts davon gesagt?«
    »Nein. Aber wir sehen uns ja auch nur freitags. Als sie letzten Freitag nicht gekommen ist, dachte ich, sie wär krank oder hätte sich freigenommen«, sagte ich.
    »Mist. Tut mir leid, Mann.«
    »Ey, halb so wild. Ich find’s nur komisch«, antwortete ich.
    »Auf zu neuen Ufern. Es gibt schließlich genug andere Weiber, die gevögelt werden wollen«, sagte er.
    Ich war perplex. Simone war schon die zweite Kellnerin, die unser Verhältnis dadurch beendet hatte, dass sie von heute auf morgen weggezogen war. Ich machte mich wieder ans Serviettenfalten und unterzog meine jüngst verstorbene Beziehung dabei einer gründlichen Obduktion. Normalerweise war ich nach einer Trennung tage- oder wochenlang zu Tode betrübt und zerbrach mir ununterbrochen den Kopf über all das, was schiefgelaufen war, bevor ein Silberstreif am Horizont aufschimmerte und es mir wieder besser ging. Diesmal jedoch

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