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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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vorbei war. Er spürte es als kalten Klumpen in seinem Magen und als dumpfe Ahnung in seinem Nacken, und beides wurde kontinuierlich kälter und dumpfer.
    In gemeinsamem, schweigendem Nachdenken machten sie sich über das späte Frühstück her, aßen, bis es ihnen fast zu den Ohren herau s kam, tranken einen Bec h er Kaffee nach dem anderen, lächelten einander zu und liebkosten sich mit Blicken. Einmal glaubte er , draußen einen Scha t ten zwischen den Pappeln gesehen zu haben, doch als er aufstand und hinaus ging, war nichts mehr zu sehen. Höchstwahrschei n lich war er übermüdet, oder einer der Dorfbewohner kundschaftete die Neuigkeiten aus, die zweifellos bereits ihre Runde gemacht hatten.
    Makah setzte sich wieder zu Sara an den Tisch und dämmerte selig in den Nachmittag hinein. Als der Wind zu heulen und zu klagen begann, glaubte er, ein Frühlingssturm ziehe herauf.
    „Klingt gruselig, hm?“
    Sara blinzelte. „Was meinst du?“
    „Hörst du nicht den Wind?“
    „Nein, es ist mucksmäuschenstill.“
    Er schluckte, stellte den Kaffeebecher auf den Tisch und lauschte. Das Heulen wurde lauter. Sturmwind rauschte in mächtigen Baumkronen, der Geruch der Nacht wehte um seine Nase. Pferdehufe trommelten auf tro c kene Erde.
    Eine Vision. I n seinem Kopf summte und vibrierte es.
    „Alles in Ordnung?“ Sara stand vor ihm, ohne dass er gesehen hatte, wie sie aufgestanden war. Im Augenwinkel tauchte ein schwarz-rot b e maltes Gesicht auf, gekrönt von gefärbten Stachelschweinborsten. Die Helligkeit des Tages wurde zur Finsternis der Nacht.
    „Da vorn !“ , brüllte jemand. „Zur Schlucht!“
    Der Tag kehrte zurück. Er war im Hier und Jetzt. Sara legte ihre Hand auf seine Wange … Blackout … er sah Baumstämme im Dunkeln an sich vorüberrasen … spürte den zuckenden Pferdeleib unter sich … wieder Schwarz … Saras Hände, die ihn betasteten, ihre Stimme, die auf ihn einredete.
    Die Welt kippte.
    Nein, nicht die Welt.
    Er selbst, und zwar im Zeitlupentempo von seinem Stuhl.
     

Nocona, 1847
     
    D
    er Treck saß in der Falle. Die Menschen dort unten w a ren ahnungslos.
    Wie eine klaffende Wunde zog sich die Schlucht durch die Prärie. An ihrem Grund entlang zu reisen war b e quem, aber hier, wo sie sich verengte und zwischen dem Fluss und den rostroten Klippen kaum Platz ließ, zeigte sich der Nachteil der leichten Reise. Wer hier rastete und überfallen wurde, fand kaum eine Möglichkeit zur Flucht. War es Dummheit oder Berechnung, die die Siedler dazu gebracht hatte, hier ihr Lager aufzuschlagen? Nocona erkannte keine Soldaten unter ihnen. Beschützt wurden die Reisenden lediglich von einer Han d voll bewaffneter Scouts.
    Planwagen reihten sich zwischen Zwergeichen und Walnussbäumen kreisförmig aneinander. Zwei Wachmänner saßen an einem abseits gel e genen Feuer, drei Dutzend Pferde und eine Herde langhorniger Rinder drängten sich in einem provisorischen Verschlag. Leichte Beute, sollte man meinen. Aber vielleicht nur auf den ersten Blick. Der Kun d schafter hatte davor gewarnt, dass der Treck viele Waffen besäße.
    Doch er konnte sie nirgends ausmachen. Eine Zeitlang beschränkte er sich auf stilles Beobachten, lauschte seinen Instinkten und strich in lan g samen, konzentrierten Bewegungen über das Leder seines Kriegshe m des. Naduah war das Kunststück gelungen, es samtweich zu gerben. Er befühlte den Schmuck aus Silberplättchen, Knochen und Fransen so seelenruhig, als läge ihm alle Zeit der Welt zu Füßen. Schließlich hob er mit gebieterischer Miene die Hand, um seine vor Ungeduld schäume n den Krieger zu beruhigen. Schweiß glänzte auf bemalten Körpern, Mu s keln und Sehnen zuckten, Finger schlossen sich um Bögen, Äxte und Speere, begierig aufs Töten.
    Unter ihnen in der Schlucht blieb es ruhig. Zwischen den licht stehe n den Bäumen, die das Lager umgaben, regte sich nichts. Keine heimlichen Armeen. Keine versteckten Soldaten. Anscheinend hatten die Späher etwas gesehen, das nicht existierte. Aber das war unwahrscheinlich. Vie l leicht war das dort unten nicht der Treck, auf den sie getroffen waren. Zweifellos die wahrscheinlichere der beiden Möglichkeiten, aber äußerst beunruhigend. Nocona leerte seinen Geist von Gefühlen. Er sah weder die Frauen noch die Kinder. Nur Eindringlinge, die niemals ihr Ziel erreichen durften.
    Später, wenn die Schlacht beendet war, mussten erneut Späher ausr ü cken, um nach einem eventuell vorhandenen zweiten Treck zu suchen. Die Zeit

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