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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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Canyon.“
    Makamnaya gehorchte. Arm in Arm schritten sie durch das hohe Frühlingsgras, hin zu der klaffenden Schlucht, die sich durch die so n nenüberflutete Prärie zog. Ein ganzes Leben war vergangen, seit er sie zum letzten Mal gesehen hatte. Erinnerungen stürmten auf ihn ein. Bu n te, fröhliche Scherben, lebendig und scharf.
    „Nirgendwo wächst das Gras schöner als dort unten.“ Makamnaya l ä chelte, als sie am Rand der Schlucht stehenblieben. „Der Dünger des Todes gefällt dem Leben.“
    Ja, er sah es. Dort, wo einst ihre Zelte gestanden hatten, blühte und grünte die ganze Üppigkeit der Prärie.
    „Ihr habt mich gerufen“, sagte Nocona. „Wegen eines Kampfes.“
    Makamnayas Gesicht war blass und fahl, selbst in der Sonne. Es war schmal geworden. Von dem dicken, ehrfurchteinflößenden Krieger war nur noch ein Schatten übrig. „Esikwita“, antwortete er nur. „Ein kleiner Trupp. Unterwegs zur Frühlingsjagd. Als unser Dorf im Fieber lag, sta h len sie alle Pferde.“
    „Wann wollt ihr aufbrechen?“
    „Sobald du wieder zu Kräften gekommen bist.“
    Nocona nickte. „Dann ziehen wir morgen früh in den Kampf.“
    Er löste sich von seinem Freund, setzte sich ins Gras und starrte in die Tiefe. Sehnsuchtsvolle Geister der Vergangenheit riefen seinen Namen. Er mus s te ihnen zuhören.
    „Bitte lass mich allein.“
    Makamnaya senkte den Blick und wandte sich wortlos ab. Der Drang, seinem Freund nachzublicken, war stark, doch Nocona zwang ihn ni e der. Stattdessen verlor sich sein Blick in der Tiefe des Canyons.
    Dort, wo der Fluss vom flachen, rotsandigen Ufer gesäumt wurde, ha t ten einmal Zelte gestanden. Im Schutz der Felsen, die die Farbe von getrocknetem Blut besaßen, wuchs das Schilf mannshoch. Dort war die Sandbank, auf der sie oft gelegen und vor sich hingeträumt hatten. Er konnte sie spüren, die Wärme der Strahlen auf seiner Haut. Den Geruch nach Sommer. Naduah wand sich unter seinen streichelnden Fingern, sie bog sich seinen Küssen entgegen, die mal zärtlich waren, mal ihre Lippen mit gierigem Hunger verschlangen. Alles, was er fühlte, bestand aus E r regung und Wonne. Er beugte sich über sie, und während er ihr wunde r schönes Lächeln sah, verlor er sich in der Vereinigung ihrer Körper. Diese Frau war sein Leben. Sein Herzschlag. Jetzt und für den Rest aller Zeiten. Immer würde er sie wiederfinden. Überall.
    Wenn nicht in dieser Welt, dann in der anderen.
    Als Nocona in den blauen Himmel hinaufblickte, füllte neue Hoffnung sein Herz. E ndlich wusste er, was zu tun war.

     
    Unter ihnen schlief das ahnungslose Dorf der Esikwita in dem Irrgla u ben, vom Gewirr der Felsen und Bäumen geschützt zu sein. In Nocona erwachte angesichts der Krieger, die noch einmal seinem Ruf gefolgt waren, ein solcher Mut und eine solch entschlossene Furchtlosigkeit, dass er glaubte, selbst den Lauf des Schicksals verändern zu können. Und das würde er. Oh ja, das würde er.
    Der Sieg war nahe. Er spürte es. Schon jetzt kroch das Prickeln des Triumphes bis in seine Fingerspitzen.
    Nach Momenten drückender Stille gab er das Zeichen. Ein hauchfe i nes Heben seines Armes, das dreiundfünfzig Männer binnen eines Atemzuges entfesselte. Ihre Kampfschreie zerfetzten die Nacht. Wie eine gewaltige, unaufhaltsame Flutwelle stürmten sie das Dorf der Esikwita, die teils nackt, teils nur mit Lendenschurz bekleidet aus ihren Zelten stolperten. Gewehrschüsse donnerten durch die Nacht, Kugeln säten dutzendfach den Tod. Nocona jagte eine Kugel nach der anderen in die Köpfe der Männer, zückte das Messer und schlitzte – den Donnerstab in der einen Hand haltend, die Klinge in der anderen – mehreren Flüchte n den im Vorbeireiten die Kehle auf. Sein Triumphschrei klang selbst in seinen eigenen Ohren gewaltig und furchteinflößend. Es war der Schrei eines jungen, vor Kraft strotzenden Mannes, der allem die Stirn bot. Selbst den Geistern und dem Tod.
    Makamnaya und Quanah kämpften dicht an seiner Seite. Blut durc h nässte sein Kriegshemd, floss aus einer Wunde an seine r Schulter , die ihm ein Esikwita im Vorbeireiten zugefügt hatte. Doch er fühlte keinen Schmerz. Nur ein leichtes, pulsierendes Brennen, das seine Kraft umso wilder lodern ließ.
    Nocona warf sein leer geschossenes Gewehr beiseite, sprang vom Pferd, spannte seinen Bogen und schoss mitten in das Chaos hinein. Er stand wie ein Felsen, drehte sich nur hin und wieder, um in verschiedene Richtungen zu schießen, und ließ jeden

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