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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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chend, während das Blut in heißen Strömen über seine Finger floss .
    Naduah brauchte ihn. In der anderen Welt. Eines Tages würde sie die Wahl haben zwischen zwei Pfaden, und wenn er sie nicht rief, führte sie ihre Entscheidung auf den falschen. Sie würden sich wiedersehen. Nichts war tröstender als dieser Gedanke.
    Quanah tötete, hieb und stach, schlitzte und schnitt, bis kein Feind mehr da war, der auf ihn einstürmte. Von fern hörte Nocona die Siege s schreie der triumphierenden Krieger. Ja, sie hatten gewonnen. Und z u gleich ihren Namen verloren. Schon bald gehörten die Noconi der G e schichte an. Denn mit seinem Herz starb auch das Herz seines Stammes. Sie würden sich einen neuen Namen geben. Eine guten Namen, den Quanah mit Stolz tragen würde. Von Kopf bis Fuß blutbespritzt, sackte sein Sohn neben ihm zusammen.
    „Geh nicht!“ Quanah zog ihn in seine Arme und starrte auf den Schnitt, der viel zu tief und viel zu lang war. Tauchte seine Finger in das Blut und schrie seinen Schmerz hinaus. Nocona erinnerte sich an ihre gemeinsame Jagd, an ihre Flucht vor den Esikwita und an den Sturz in den Fluss. Oft waren sie dem Tod entronnen. Die Geister hatten seinen Sohn immer beschützt, und sie würden ihn auch noch schützen, wenn er nicht mehr bei ihm war.
    „Lass mich nicht allein. Es ist noch nicht so weit. Ich brauche dich.“
    „Es ist gut so. Meine Zeit ist vorbei. Mein Land gibt es nicht mehr. Lass mich gehen.“
    Quanah schüttelte stur den Kopf. „Nein! Das werde ich nicht. Wir werden sie wiederfinden. Wir finden sie. Ich schwöre es dir. Du musst nur durchhalten.“
    Nocona hob eine Hand und strich über Quanahs Wange.
    „Du brauchst mich nicht mehr. Du bist ein starker Kämpfer, der ni e mals aufgeben wird. Ich habe dir alles beigebracht , was ich weiß. Meine Aufgabe ist erfüllt. Ich werde den Großen Jägern sagen, wie stolz ich auf dich bin.“
    „Nein! Es ist noch nicht vorbei. Noch lange nicht. Du musst mit mir kämpfen. Ohne dich bin ich nichts.“
    „Lass mich gehen.“ Das Sprechen fiel ihm schwer. Seine Lider zitte r ten, sanken h in ab und schlossen sich. Er wollte schlafen. Nur schlafen. Eine Stimme klang von fern zu ihm herüber. Süß und schw e relos.
    Frà Martino, campanaro . Dormi tu? Dormi tu ? Suona le campane, suona le ca m pane ! Din don dan, din don dan.
    „Pesawin.“ Nocona sah ihre zarte Gestalt. Lieblich wie ein Geist aus Licht schwebte sie inmitten der rauchigen Dunkelheit. Ihr Haar schi m merte im Goldbraun des Bernsteins, ihre Augen strahlten türkishell. Sie hob einen Arm, lächelte und streckte ihm ihre Hand entgegen.
    „Ich kann sie sehen. Sie wird mich nach Hause bringen. Zu Naduah.“
    Er spürte, wie Quanahs Kopf auf seine Brust sank. Ptesawin kam n ä her. Ihr süßes Lied ließ den letzten Rest Schmerz verschwinden und verwandelte ihn in schwerelosen Frieden.
    „Komm mit mir, mein Wanderer. Es ist so weit .“
    Nocona lauschte dem Rhythmus seines eigenen Herzens, selbstverge s sen und dankbar, furchtlos und erfüllt von Liebe. Er lauschte ihm, bis er wie der Schlag der Trommel verstummte und den Kreislauf des Daseins mit Stille beendete. Eine kleine Hand umfasste die seine. Als würde sein Körper nichts mehr wiegen, erhob er sich und schritt hinein in warme Dunkelheit.
    „Wir sind keine Noconi mehr“, drang eine Stimme durch die Schwä r ze, die ihn umhüllte. Ein letztes Echo aus der Welt, die er für immer verließ. „Unser Name ist tot. Denn heute Nacht nimmt unser Häuptling seinen Platz an den Feuern der Großen Jäger ein.“
     

Naduah, 1870
     
    U
    nter ihren Händen fühlte sie staubige Holzdielen. Ein Schmerz loderte in ihrer Brust, der unbeschreiblich war. Sie weinte, wie nur ein Mensch ohne Hoffnung weinen konnte. Sie schrie, wimmerte und schluchzte, geschüttelt von Krämpfen, die ihre Seele zerreißen wollten. Schwindel übermannte sie. Kraftlos kippte sie zur Seite. Verschwommen sah sie die Frau, die Topsannah in ihren A r men hielt. Das Kind war aschfahl, seine Lippen blau. Das Fieber hatte es genommen.
    „Nein!“ Naduah schrie dieses Wort mit aller Kraft hinaus.
    Der Pastor. Sein Blick war unbeseelt und streng. Alles, was sie taten, war unheilig. Die kranke Seele ihres Glaubens hatte das Fieber geschickt, an dem Topsannah zugrunde gegangen war.
    „Finde zurück zu Gott. Höre sein Wort. Lass dich erlösen.“
    Nein! Niemals wieder! Sie sprang auf ihn zu, stieß ihn mit übermensc h licher Kraft beiseite und entriss

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