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Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit

Titel: Nocona: Eine Liebe stärker als Raum und Zeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Britta Strauss
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unbesiegbaren Feind zu bekämpfen. Man konnte die Haarlippen nicht ausrotten, das war ihnen längst klar geworden. Es war ein unsinniges Unterfangen, ebenso unsinnig, als woll t e man die Mosk i toschwärme in den Ebenen vernichten oder die Sterne am Himmel au s löschen. Aber er hatte sich geschworen, es ihnen so schwer wie nur mö g lich zu machen. Nie waren seine Krieger und er so tief in den Osten vorgedrungen. Mond um Mond waren sie weitergez o gen, hinein in das Land des Feindes, um Naduah wiederzufinden. Mehrere Male hatte er die Kleidung der Weißen getragen und sich unter sie gemischt, in der Hoffnung, ein Wort über Naduah aufzuschnappen. Fort um Fort war bezwungen , Siedlung um Siedlung dem Erdboden gleichgemacht wo r den. Und nach jedem Überfall, der kein Ergebnis brachte, waren die Dämonen wilder geworden. Sie hatten seine Seele und sein Fleisch g e fressen. Ihn in eine Bestie verwandelt.
    Nocona wollte noch einmal die Kratzer im Holz berühren, an ihnen riechen, die alten Blutspuren anstarren, bis sie Naduahs verblasstes Bild, das er kaum mehr festhalten konnte, endlich wieder in alter Schönheit zurückbrachten. Doch er wandte sich ab und verließ den stinkenden Kasten, in dem das Echo ihres Elends in seinen Ohren schrie.
    Quanah und Makamnaya folgten ihm hinaus in den strömenden R e gen, in dessen Schutz sie den ausweglosen Angriff auf ein gut beschüt z tes Fort gewagt hatten. Noch immer stürzte das Wasser in Strömen vom grauen Himmel, wusch das Blut zahlloser Leichen in den Schlamm und verwandelte die Erde in ein gurgelndes, rotes Labyrinth.
    Seine Beine gaben unter ihm nach. Er sackte in die Knie, fühlte jeden einzelnen Tropfen und empfand zugleich nichts, denn alles hatte seine B e deutung verloren. Sein Blick richtete sich gen Osten. Jener graue, ferne H o rizont, in dem sich all sein Denken verlor.
    Hatte Naduah alle Hoffnung aufgegeben? Oder war neues Glück zu ihr gekommen?
    Er hoffte es so sehr , auch wenn das bedeutete, dass sie ihn vergessen hatte .
    „Komm, mein Freund.“ Makamnaya war bei ihm und half ihm auf die Beine. „Lass uns nach Hause reiten.“
    Nocona wollte die Schwäche fortwischen wie eine lästige Fliege, doch sie wickelte ihn noch fester in ihr Netz. Ohne die Stütze seines Freundes wäre er zurück in den Schlamm gesunken. Die Schwere seines Körpers war so gewaltig, dass er glaubte, an sich selbst zu ersticken.
    „Nein. Wir müssen weiter. Wir müssen weitersuchen.“
    Makamnaya umfing ihn mit beiden Armen und drückte ihn an sich. „Es ist vorbei. Sieh uns an. Sieh, was von unserer großen Armee übrig ist.“
    Dreizehn müde, blutbesudelte Krieger standen im Regen. Aus ihren Gesichtern war jede Leidenschaft verschwunden. Ebenso gut hätten ihn blasse Geister umschweben können.
    „Wir müssen aufgeben.“ Makamnaya sprach die Wahrheit aus, und doch hasste er seine Worte. Jedes einzelne. „Ein weiterer Kampf würde uns auslöschen. Willst du das?“
    Nocona riss sich von ihm los. Er zwang seinen Körper vorwärts, Schritt um Schritt, den Osten im Blick. Er würde Naduah wiederfinden, und wenn er allein weiterging. Sie konnte nicht mehr weit weg sein. Vie l leicht war sie schon in der nächsten Siedlung und sehnte sich nach ihm. Rief ihn, wartete und verzweifelte.
    Er konnte sie fast schon spüren. Fast schon hören. Wie weit konnte der Osten denn noch sein, wenn sie so viele Monde der aufgehenden Sonne gefolgt waren? Er tat einen Schritt, dann noch einen und noch einen. Plötzlich fiel die Nacht wie ein dickes, schwarzes Tuch über ihn, drückte ihn zu Boden und nahm ihm das Bewusstsein. Er hörte ein Fe u er knistern. Salbeiduft schwängerte die warme Luft.
    „Wach auf“, säuselte Naduah. „Du hast schlecht geträumt. Wach auf.“
    Ihr weicher, warmer Körper schmiegte sich an ihn. Sinnlich und wu n derbar . Er spürte ihr schweres Haar auf seiner Brust, wie es den Schweiß von seiner Haut wischte, und auf seiner Zunge zerschmolz der G e schmack ihrer Lippen. Süß wie der Honig aus den Nestern unterhalb des Tafe l berges.
    „ Ich liebe dich, mein Wanderer. Ohne dich finde ich nicht mehr z u rück. Zeig mir den Weg.“
    Ein Grollen drang aus seiner Kehle, als er nach ihr griff. Wohlig zog er sie an sich, grub seine Finger in ihr Haar und suchte ihren Mund, um ihn mit Küssen zu verschlingen.
    „Wach auf. Wach auf. Wach auf.“
    Eine dunkle Männerstimme zerfetzte den Traum. Seine Arme wurden so schwer, dass sie wie Steine zu B o den fielen. Fort von

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