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Nocturna - Die Nacht der gestohlenen Schatten

Titel: Nocturna - Die Nacht der gestohlenen Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny-Mai Nuyen
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als wir zwei Dichter gesehen haben, der kleine, dunkle Jacobar und sein ewiger Begleiter, dieser milchgesichtige Manthan. Wir beschlossen, ihnen zu folgen und sie zu überfallen, um Apolonias
Aufenthaltsort aus ihnen herauszupressen. Die beiden sind immer schneller gelaufen und plötzlich waren sie in der Menge verschwunden. Und dann - auf einmal waren sie alle um uns herum, die Feiglinge. Einer hat mir seinen Gehstock auf die Nase geschlagen, ich bin runter auf die Knie. Als ich hochgeguckt habe, haben sie Loo weggezerrt und - und ich hinterher und dann, Loo hat sich befreit und ist in eine Gasse geflohen, ich in die andere Richtung, um sie abzulenken. Später bin ich zurückgerannt und hab nach ihnen gesucht, aber von den Dichtern keine Spur. Und Loo … ich dachte, sie wäre hierhergekommen.«
    Eine Stille folgte Fredos Worten, die alle zu ersticken schien. Schließlich schluckte Mart und legte behutsam eine Hand auf Fredos Schulter. »Ich sage, wir warten eine Stunde auf Loo. Wenn sie nicht kommt … müssen wir das Schlimmste annehmen.«
    Bonni schien noch blasser als sonst. »Ich packe die notwendigen Sachen zusammen. Zhang, Emil - ihr helft mir und vernichtet alles, was nicht mitgenommen werden kann.«
    »Wieso, was habt ihr vor?«, fragte Tigwid.
    »Wenn Loo …« Bonni warf Fredo einen aufgewühlten Blick zu. »Wenn sie nicht kommt, ist sie bei den Dichtern. Sie werden alle Informationen aus ihr herausschreiben, die sie brauchen, um uns zu finden.« Sie wandte sich an Mart und sagte: »Nimm den Grünen Ring und gib Erasmus und den anderen Bescheid. Tigwid - pack auch du deine Sachen zusammen.«
    »Ich habe nichts außer dem, was ich trage.«
    »Dann bleib bei Fredo«, murmelte Bonni und lief mit Emil und Zhang aus der Küche.
    Schweigend stand Tigwid da und beobachtete Fredo. Schließlich räusperte er sich, um seine Stimme zu finden, und sagte: »Ich glaube, deine Nase ist gebrochen. Darf ich?« Er
nahm Bonnis Taschentuch vom Tisch und stoppte damit den Blutfluss. »Leg den Kopf zurück.«
    Fredo nahm ihm das Taschentuch ab und wischte sich selbst über Mund und Kinn. Dann starrte er dumpf vor sich hin. Und plötzlich brach er erneut in Tränen aus und weinte still.
    »Vielleicht kommt sie noch!«, rief Tigwid. »Ach, ich - ich wette, sie kommt gleich hier zur Tür herein, und alles ist in Ordnung!«
    »Ich hab ihr nicht helfen können«, schluchzte Fredo ins Taschentuch. »Jetzt ist sie verloren. O Gott, Loo!«
    Tigwid hatte sich selten so hilflos gefühlt. Er setzte sich auf den Tisch und tröstete Fredo mit stummer Anteilnahme. Endlich kamen Bonni, Emil und Zhang zurück und spähten aus dem Küchenfenster. Niemand war in Sicht.
    Sie warteten eine geschlagene halbe Stunde. Mittlerweile hatte Fredo sich wieder halbwegs unter Kontrolle. Mal saß er teilnahmslos da, dann stand er auf und ging unruhig zwischen Tisch und Fenster hin und her. »Los, wir hauen ab«, murmelte er schließlich und packte Bonnis und Zhangs Bündel.
    »Wir können noch ein bisschen warten«, warf Emil ein. Doch Fredo war bereits auf dem Weg ins Badezimmer. »Jede Minute zählt jetzt. Ich muss sofort zu Erasmus und Loo suchen.«
    Vor dem Grünen Ring angekommen, wischte Fredo über das Bild hinweg, und die gemalte Tür sprang auf. Nacheinander stiegen sie ins raumlose Dunkel.
    »Ich übernehme«, sagte Fredo und schloss die Augen. Einen Moment später flimmerte der Grüne Ring vor ihnen auf und sie traten in Collontas Arbeitszimmer. Rings um den Tisch mit den seltsamen Gerätschaften standen Collonta, Mart, Kairo, Fuchspfennig und Laus, die in viele bunte Schals gehüllte Geisterherrin.

    »O Fredo!« Collonta kam hastig um den Tisch herum und betrachtete sein zerschundenes Gesicht. »Mart hat gerade alles erzählt.«
    »Wir haben die Wohnung geräumt«, sagte Bonni und wies auf die drei Bündel, die die wenigen Kostbarkeiten des Treuen Bunds enthielten.
    »Loo ist nicht gekommen«, fügte Fredo hinzu, und Tigwid bemerkte, wie seine Fäuste sich ballten. »Wir müssen sie finden, und zwar jetzt sofort. Vielleicht kommen wir nicht zu spät …«
    »Du solltest nirgendwo hingehen, sondern dich ausruhen«, riet Collonta.
    »Auf keinen Fall.« Er schüttelte entschieden den Kopf. Collonta musterte ihn eine Weile, dann klopfte er ihm auf die Schulter und nickte. »Nun gut. Dann ist das unser Plan: Fredo, Rupert, Laus und ich machen uns auf die Suche nach Loo. Zhang, komm du auch mit, deine Gabe könnte von Nutzen sein. Mart, du führst

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