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Nocturne City 02 - Blutfehde

Nocturne City 02 - Blutfehde

Titel: Nocturne City 02 - Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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Gegenstand von einem Antiquitätenhändler, den ich anfänglich für eine amüsante Fälschung hielt, wie man sie dort massenhaft einfältigen Ausländern feilbietet. Mittlerweile habe ich die Inschriften auf seiner Oberfläche als einen uralten arabischen Text identifizieren können, sodass ich seine Echtheit nicht mehr anzweifle, sondern viel eher zu fürchten beginne.
    Blackburns Handschrift las sich bei den vorhergehenden Einträgen wie gedruckt, aber an dieser Stelle verwandelte sie sich mit jedem Wort mehr in ein unsauberes und krakeliges Geschmiere. Ob ein verstärkter Seegang oder der Inhalt seiner Zeilen der Grund dafür gewesen waren, konnte ich nicht mit Bestimmtheit sagen.
    Auch wenn es sich abwegig anhören mag, ich kann den Text der Inschriften in meinen Gedanken spüren, und wenn ich zu lange auf die in seine Oberfläche geritzten Zeichen starre, beginnt mein Kopf schrecklich zu schmerzen. Der Übersetzer sagte mir beim Kauf, dass es sich um eine Reliquie, den sogenannten Schädel des Mathias handele. Er ist über und über mit runenähnlichen Schriftzeichen bedeckt, von denen eine Macht ausgeht, die so schrecklich und gewaltig ist, dass ich es kaum in der Kabine auszuhalten vermag.
    Vor ein paar Tagen wollte ich den Schädel nachts über Bord werfen, um mich seiner zu entledigen, aber gerade als ich mich dazu entschieden hatte, wurde unser Dampfer von einer Sturmböe erfasst, die drei meiner Reisegefährten aufs offene Meer hinausriss. Nach diesem tödlichen Zwischenfall versuche ich so wenig Zeit wie möglich in meiner Kabine zu verbringen und schlafe nur stundenweise. Aber selbst wenn ich nicht unter Deck bin, sehe ich in meinen Gedanken erst den Text vor mir und dann diesen fürchterlichen Schädel, der mich mit leeren Augen anstarrt …
    Ruckartig ließ ich das Buch los, als hätte ich mir gerade die Finger daran verbrannt. Nochmals überflog ich die letzten Zeilen. Mit leeren Augen, hatte Blackburn geschrieben.
    „Hab ich dich endlich!“, murmelte ich triumphierend.
    Nach meiner Entdeckung verließ ich die Bibliothek, um mit Sunny zu telefonieren, aber anstelle meiner Cousine ging unsere Großmutter Rhoda an den Apparat. Mist, verdammter! ’, dachte ich kurz und verdrehte die Augen.
    „Luna … Was verschafft uns die zweifelhafte Ehre deines Anrufs?“, erwiderte sie mit eisiger Stimme meine Begrüßung. „Eigentlich wollte ich Sunny sprechen …“, und nicht dich, verschrumpelte alte Hexe, dachte ich. „Ist sie da?“
    „Sunflower kann im Moment nicht telefonieren“, antwortete sie so, als würde sie gerade einen lästigen Callcenter-Mitarbeiter abwimmeln wollen.
    „Was ist passiert? Hast du ihr etwa den Mund zugenäht?“, blaffte ich zurück und bereute sofort jedes Wort. Ich wusste, dass meine Chancen, Sunny jemals an die Strippe zu bekommen, durch meinen fiesen Kommentar soeben ins Bodenlose gefallen waren.
    „Sie ist in den Supermarkt gefahren, zum Einkaufen. Aber vielleicht kann ich dir weiterhelfen, denn deswegen rufst du ja wahrscheinlich an. Du brauchst mal wieder unsere Hilfe, nicht wahr?“
    „Du bist heute wieder unglaublich charmant, Rhoda! Meinst du etwa, ich könnte mir nicht auch was Besseres vorstellen, als mit dir zu telefonieren? Wahrscheinlich ist es sogar angenehmer, sich einen Bleistift ins Auge zu rammen, als dein Gezeter ertragen zu müssen.“ Nimm das, du alter Besen!
    „Nun gut, Luna. Wenn das so ist, werde ich Sunflower wohl lieber nichts von deinem Anruf sagen. Sie würde sich ohnehin nur aufregen, wenn ich ihr von deinen Gehässigkeiten erzähle.“
    „Ja, ja, ist ja gut“, murmelte ich beschwichtigend. „Vielleicht kannst du mir ja tatsächlich weiterhelfen.“ Eigentlich war Rhoda immer stolz darauf gewesen, nicht das Geringste mit Schwarzmagie am Hut zu haben. Seit jeher hatte sie derartige Themen mit derselben hochnäsigen Arroganz behandelt, die sie auch den nicht magisch veranlagten Mitgliedern ihrer Familie entgegenbrachte. Ich bezweifelte daher, dass sie mir eine große Hilfe sein würde, beschloss aber dennoch, einen Versuch zu wagen. Für den Fall, dass sie mir keine Antwort geben könnte, hätte ich zumindest die Genugtuung, dass sie doch nicht so allwissend war, wie sie immer gern tat.
    Als sie auf meine Frage nicht antwortete und sich stattdessen ein langes Schweigen in der Leitung breitmachte, grinste ich selbstzufrieden. Jetzt musste sie sich eingestehen, dass sie nicht mir rat-, sondern auch ahnungslos war. Ich hatte sie tatsächlich

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