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Nocturne City 02 - Blutfehde

Nocturne City 02 - Blutfehde

Titel: Nocturne City 02 - Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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bloßgestellt! Dieses wohlige Gefühl des Triumphes wollte ich in vollen Zügen genießen und plante in Gedanken schon, mir zur Feier des Tages einen Cheeseburger zu genehmigen.
    „Der Schädel des Mathias ist eine Legende“, antwortete Rhoda schließlich. Sie klang jetzt irgendwie kleinlaut, und in ihrer Stimme lag eine gewisse Skepsis. Es war fast so, als hätte ich ihr gerade gesagt, dass ich wüsste, dass sie in Wirklichkeit ein Mann sei – was natürlich nicht der Fall war. „Angeblich handelt es sich um den Schädel des allerersten Bluthexers namens Mathias, der seine magischen Kräfte von einem Dämon erhalten haben soll. Auf der Oberfläche dieses Schädels sollen sämtliche Beschwörungs- und Zauberformeln verewigt worden sein, die Mathias im Laufe seines Lebens erlernt hatte. Nichts als unkultivierte Dämonenmagie also …“
    „So ähnlich hab ich’s mir vorgestellt“, antwortete ich.
    „Das ist alles purer Mythos, der Schädel existiert natürlich nicht. Alle Casterhexen wissen das, Luna, und du hättest es eigentlich auch wissen sollen“, erklärte Rhoda mit dem ihr eigenen arroganten Tonfall. Ohne mich zu verabschieden, klappte ich das Handy zu. Rhoda hatte unrecht, denn ich selbst kannte mindestens einen Casterhexer, dem ich ohne Weiteres zutraute, nicht nur an die Existenz des Schädels zu glauben, sondern auch seine Verwendung als Mordinstrument in Erwägung zu ziehen. Und seine Nichte würde mir jetzt alles darüber erzählen – ob sie wollte oder nicht.

20
    Shelby war in der Zwischenzeit verlegt worden und hatte nun ein Privatzimmer, das im Gegensatz zum Rest des Krankenhauses so wirkte, als sei es nach 1980 renoviert worden. Um ihr Bett herum standen jede Menge Luftballons mit Genesungswünschen und Blumen, die das Zimmer mit einem übermäßig süßen Duft erfüllten. Kaum war ich eingetreten, musste ich heftig niesen, sodass Shelby unweigerlich von ihrer Lektüre aufblickte und mich vorsichtig anlächelte. „Was verschafft mir die Ehre?“
    Ich zog einen der Plastikstühle zu ihrem Bett herüber und setzte mich mit der Lehne voran darauf. „Nun, ich würde gern was über den Schädel des Mathias von dir erfahren.“
    „Keine Ahnung, was das sein soll“, antwortete Shelby mit einem Schulterzucken und blickte wieder desinteressiert auf ihr Magazin.
    „Ach, komm schon, Shelby!“ Ungeduldig trommelte ich mit den Fingern auf der Bettkante herum, was Shelby merklich nervös machte. „Bei meinem letzten Besuch hab ich dir diese Mitleidsnummer durchgehen lassen, weil du mir verraten hast, dass deine Familie etwas von den Blackburns gestohlen hat. Glaub ja nicht, dass du mir noch mal so einfach davonkommst! Mittlerweile habe ich nämlich herausgefunden, was sie gestohlen haben, und es wäre besser für alle Beteiligten, wenn du mir schnellstens ein paar Einzelheiten dazu erzählen würdest.“
    „Ich kann dir aber nichts darüber erzählen, weil ich nichts weiß, verdammt noch mal!“, explodierte Shelby. „Meine Familie erzählt mir rein gar nichts über diese Dinge. Sie erwarten einfach nur, dass ich die Klappe halte und immer schön nett lächle! Denkst du vielleicht wirklich, die würden mir irgendwelche Details anvertrauen? Überleg doch mal selbst, Luna!“
    Ihre Erklärung klang recht plausibel, und da mein innerer Bullshit-Detektor keinen Alarm schlug, beließ ich es erst mal dabei. Irgendwie war mir nicht danach, sie noch weiter zu drangsalieren, denn ich konnte ihre Situation nur allzu gut verstehen. Auch wenn ich es anfänglich nicht für möglich gehalten hätte, so schienen sich unsere Schicksale doch erstaunlich ähnlich zu sein. Was unsere Familien anging, waren wir jedenfalls beide keine Glückspilze.
    „Dann kann ich wohl annehmen, dass du eine Spur hast?“, tastete sich Shelby langsam vor, nachdem sie sich etwas beruhigt hatte.
    „Doch, aber ich fürchte, du wirst sie nicht sonderlich mögen.“
    „Lass mich raten – du denkst, dass jemand aus meiner Familie Vincent Blackburn ermordet hat“, sagte sie, und ich hatte Mühe, meine Überraschung über ihren sehr direkten Vorstoß zu verbergen. Pokerface, Luna!
    „Bingo, Shelby! Ich wusste noch gar nicht, dass du telepathische Fähigkeiten hast. Ich denke nämlich tatsächlich, dass es jemand aus deiner Familie oder deren unmittelbarem Umfeld gewesen sein muss.“
    Mit einem Knopfdruck ließ Shelby das Kopfteil ihres Betts hochschnellen und starrte mich an. Ihr eiskalter, durchdringender Blick erinnerte mich

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