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Nocturne City 02 - Blutfehde

Nocturne City 02 - Blutfehde

Titel: Nocturne City 02 - Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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Werwölfe wirkten zwar Wunder bei Schürf- und Schnittwunden, aber bei Knochenbrüchen halfen sie nicht wirklich weiter. Dr. Northgate nahm davon keine Notiz, denn er war in erster Linie erstaunt darüber, dass ich den Sturz von der Siren Bay Bridge überlebt hatte. Obwohl es mir genauso ging, erzählte ich es ihm nicht.
    Genauso wenig erzählte ich, dass die klaffende Wunde in meinem Herzen – die schmerzende Leere, die mich seit fünfzehn Jahren geplagt hatte – verschwunden war. Womöglich wäre Dr. Merriman noch auf die Idee gekommen, dass ich mich dank ihrer Therapie auf dem Weg der Besserung befand, und diesen Triumph wollte ich ihr auf keinen Fall gönnen.
    Als ich die erste Schicht nach meiner Krankschreibung antrat, widmete ich mich zuerst dem Papierkram, der sich während meiner Abwesenheit auf meinem Schreibtisch angesammelt hatte. Lustlos füllte ich die Formulare aus und wartete auf das Unvermeidliche. Nach nicht einmal fünfundvierzig Minuten erschien dann wie befürchtet Matilda Morgan im Großraumbüro der Detectives und rief mir von der Tür aus zu: „Wilder, in mein Büro. Sofort!“
    Eigentlich war ich mir sicher, jetzt gefeuert zu werden. Schließlich hatte ich nicht nur unzählige Vorschriften des NCPD missachtet und meine Partnerin in die Hände eines wahnsinnigen Geiselnehmers getrieben, sondern auch meinem Captain gegenüber ein äußerst feindseliges Verhalten an den Tag gelegt. Auf dem Weg in Morgans Büro nahm ich mir aber vor, die ganze Sache würdevoll über mich ergehen zu lassen – ohne laute Worte oder zerlegtes Mobiliar.
    „Detective“, begrüßte mich Morgan knapp in ihrem Arbeitszimmer. „Eigentlich wollte ich Ihnen nur eine Sache sagen: Sie sind die schlimmste Polizistin, die jemals unter meiner Führung ihren Dienst verrichtet hat.“
    Morgans vernichtendes Urteil kam nicht sonderlich überraschend für mich. Mein vorheriger Captain war der gleichen Ansicht gewesen.
    „Tut mir leid, das hören zu müssen, Ma’am“, brummte ich und wartete schon auf die dazugehörige Standpauke, die erfahrungsgemäß mit den Worten „und jetzt geben Sie mir bitte Ihre Dienstmarke und die Waffe“ endete.
    „Gleichzeitig sind Sie aber auch meine beste Ermittlerin, Wilder, und bei Weitem der hartnäckigste Detective in den Reihen des NCPD.“
    Fassungslos blinzelte ich ein paarmal. Morgans Worte hatten mir im wahrsten Sinne des Wortes die Sprache verschlagen.
    „Sie werden sich sicher freuen zu hören, dass Shelby ihre Geiselnahme souverän überstanden hat“, sagte Morgan. „Ihre Partnerin hat bei der Befreiung der anderen Geiseln sehr beherzt gehandelt. Ich glaube sogar gehört zu haben, dass sich einer ihrer Peiniger jetzt auf der Intensivstation befindet.“
    Sehr schön! Anscheinend hatte das ängstliche Barbiepüppchen, das mir vor nicht allzu langer Zeit als Partnerin zugeteilt worden war, eine dramatische Wandlung durchgemacht – dank meines schlechten Einflusses natürlich.
    „Gehen Sie jetzt wieder an Ihre Arbeit, Wilder“, sagte Morgan abschließend. „Und versuchen Sie wenigstens eine Woche lang, niemanden zu töten, einverstanden?“
    „Ma’am, ich … äh …“, stammelte ich auf der Suche nach einer passenden Antwort. Ich konnte es immer noch nicht fassen, dass sie mich nicht nur weiter im NCPD arbeiten ließ, sondern mir sogar so etwas wie ein Kompliment gemacht hatte. Wenn ich mich tatsächlich nur von einer sechzig Meter hohen Brücke stürzen musste, um keine Scherereien mit den Vorgesetzten zu haben, würde ich das in Zukunft zweimal die Woche tun.
    „Sie können jetzt wegtreten, Detective.“ Als sie mich mit einer Handbewegung zur Tür hinauswinkte, glaubte ich sogar, ein kleines Lächeln auf ihrem Gesicht zu sehen. Als ich aber darüber nachdachte, war ich mir fast sicher, dass ich mir das mit dem Lächeln nur eingebildet hatte.
    Zurück an meinem Schreibtisch, starrte ich eine Weile gedankenverloren auf den Bildschirm, wo ein blinkender Cursor darauf wartete, dass ich meinen Bericht zu dem O’Halloran-Fall tippte. Mit einem Mal war ich wieder eine ganz normale Mordermittlerin, und es fühlte sich verdammt gut an, dass mir niemand mehr im Nacken saß und auf einen Ausrutscher von mir wartete, um mich loszuwerden. Ich konnte einfach wieder meiner Arbeit nachgehen.
    „Weißt du, was diesem Arbeitsplatz guttun würde?“, fragte Shelby, während sie ihre Tasche neben meine Tastatur plumpsen ließ und sich auf die Kante meines Schreibtischs setzte.

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