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Nocturne City 02 - Blutfehde

Nocturne City 02 - Blutfehde

Titel: Nocturne City 02 - Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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dass Werwölfe so was riechen können. Wenn ich ehrlich bin, weiß ich sowieso nicht so viel über Ihre Art. Sie sind nämlich die erste Werwölfin, die ich kennenlerne.“ Prüfend musterte mich Valerie von oben bis unten und fügte dann hinzu: „Eigentlich sehen Sie ja ganz normal aus.“
    „Achtundzwanzig Tage im Monat bin ich das auch. Wenn es einer der kürzeren ist, nur siebenundzwanzig“, erwiderte ich mit einem Lächeln.
    „Vincent lebt mit einem Typen zusammen, den er in seinem Club kennengelernt hat“, kam Valerie plötzlich auf den Punkt. „Lebte, meine ich, sorry!“ Sie senkte ihren Blick auf ihre Fußspitzen, und aus Erfahrung wusste ich, dass sie gerade mit den Tränen kämpfte.
    „Dein Bruder war also schwul?“ Eigentlich hatte ich die Liebe zu einem anderen Mann nicht für eine Sache gehalten, mit der ein Nachkomme des Blackburn-Clans seinen Erzeuger hätte beschämen können. Andererseits war es aber auch gut möglich, dass der alte Blackburn einer dieser konservativeren Schwarzmagier mit starkem Hang zu traditionellen Familienwerten war, der keine Abweichungen von der Formel Amerika, Familie und Blutrituale duldete.
    „Vincent ist … ich meine, er war bisexuell. Früher hatte er immer viele Freundinnen“, erklärte Valerie. „Auf jeden Fall hat er sich eines Tages mit meinem Dad gestritten und ist dann ausgezogen.“
    „Worum ging es bei dem Streit?“, hakte ich nach.
    Valerie wurde rot. „Mein Bruder war nicht sonderlich begabt, wenn es um Magie ging. Er wollte das alles hinter sich lassen und lieber etwas Kreatives machen – in einer Band spielen, an seiner Kunst arbeiten oder so was. Er hat nämlich immer diese unglaublich coolen Tuschebilder gemalt und meinte, dass daraus was werden könnte. Als er meinem Vater das erzählt hat, ist unser alter Herr völlig ausgeflippt. Getobt und gebrüllt hat er, dass sich Vincent lieber gleich die Pulsadern aufschneiden solle, um sein Blut in die Gosse laufen zu lassen.“
    „Hört sich ganz nach Ihrem Vater an. Vincent ist also irgendwann der Druck zu groß geworden, und um Blackburn senior dann mal richtig den Stinkefinger zu zeigen, hat er sich einen Freund zugelegt, richtig?“
    „Ja“, antwortete Valerie. „Der Typ ist aber ein richtiger Widerling. Vincent ist sonst immer sehr nett zu uns gewesen, und mich mit seiner Malerei ist es ganz gut gelaufen. Aber als er den Job im Bete Noire bekam, hat er sich vollkommen verändert. Das letzte Mal, als ich ihn im Club besuchen kam, hat er mich angebrüllt und die Türsteher alarmiert. Ich weiß ja, dass ich noch nicht alt genug dafür bin, aber Vincent ist völlig abgedreht. Er schien sich in einen vollkommen anderen Menschen verwandelt zu haben.“
    Ich hätte in diesem Moment mein komplettes Schuhregal darauf verwettet, dass Vincents Arbeitsbeginn im Bete Noire mit dem Anfang seiner Drogenkarriere zusammengefallen war, verkniff es mir aber, Valerie danach zu fragen.
    „Und wie hieß dieser Freund von Vincent?“
    „Samael“, antwortete Valerie – und verdrehte dabei die Augen … „Die Grufti-Variante von Samuel. Irgendwie anmaßend, finden Sie nicht? Der großkotzigste Druggie im Bete Noire, unmöglich zu übersehen.“
    Mitfühlend legte ich die Hand auf Valeries Schulter, die bei meiner Berührung erschrocken zusammenzuckte. „Ich werde mein Bestes tun, um den Tod deines Bruders aufzuklären. Das verspreche ich dir und Vincent.“
    Höchste Zeit, sich ein neues Hobby zu suchen, Luna Wilder!, schoss es mir durch den Kopf, als mir klar wurde, dass ich schon wieder einem Toten etwas versprochen hatte.
    „Das ist sehr nett von Ihnen“, antwortete Valerie. „Ich fürchte nur, dass Sie die Einzige sein werden, die an einer Aufklärung interessiert ist.“
    „Falls Vincent ermordet wurde, ist es mein verdammter Job, die Sache aufzuklären. Hab ruhig etwas Vertrauen“, sagte ich, aber der harte Ausdruck in ihren Augen verriet mir, dass sie an mir zweifelte.
    Valerie war in etwa so alt wie ich damals, als ich von Joshua gebissen worden war und mein bis dahin ohnehin schon reichlich beschissenes Leben hinter mir hatte lassen müssen. Obwohl ich ihn und nicht er mich verlassen hatte, war kein Tag in meinem Leben als Insoli vergangen, an dem ich nicht unter dem Verlust gelitten hätte, der einer Werwölfin bei der Trennung von ihrem Partner das Herz zerreißt. Ich kannte also die quälende Verzweiflung in ihrer Brust nur allzu gut und wusste, dass niemand in diesem Alter über einen

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