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Nocturne City 02 - Blutfehde

Nocturne City 02 - Blutfehde

Titel: Nocturne City 02 - Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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Sekundenbruchteil flackerte etwas in seinen blassblauen Augen auf. Es war, als habe eine Art Kurzschluss das sonst so selbstsichere Gesicht des charmanten Strahlemanns durchzuckt.
    „Hmm … für mich hört es sich so an, als könnten Sie sich glücklich schätzen, meine kleine Nichte an Ihrer Seite zu wissen“, scherzte er nach einer kurzen Pause und war wieder ganz die strahlende Ken-Puppe.
    „Glücklich ist nicht gerade das Wort, das ich benutzen würde“, brummte ich. Shelby starrte mich empört an, aber ich sah keine Notwendigkeit mehr dafür, weiter die nette Luna Wilder zu spielen. Schließlich hatte ihr Onkel schon den Gefallen veranlasst, wegen dem wir gekommen waren.
    Nach einigen Augenblicken wurde das betretene Schweigen von Vera unterbrochen, die, ohne zu klopfen, hereinkam. Sie trug einen schwarzen Bleistiftrock und eine transparente Bluse, die ihren fragilen Körper an den richtigen Stellen betonte. Als nekrophil veranlagter Mann hätte ich ihren klapperdürren Körper bestimmt ziemlich sexy gefunden.
    „Vielen Dank, Vera!“, sagte Patrick, während er durch den Bericht blätterte und Shelby die oberste Seite reichte. Ich beugte mich zu ihr hinüber und sah jede Menge Daten auf dem Dokument, die aber nutzlos für uns waren, da es sich größtenteils um Angaben zu nicht gezahlten Steuern handelte.
    „Der Name taucht auch auf den Geschäftsunterlagen im Club auf. Den kennen wir bereits“, sagte Shelby. „Dummerweise hat er keine der personenbezogenen Daten angegeben, die eigentlich von den Behörden gefordert werden. Das bringt uns also nicht weiter. Allem Anschein nach gibt es aber noch eine zweite Person, eine Art Mitinhaber. Hier steht, dass er vor fünf Jahren gemeinsam mit dem Eigentümer einen Kreditantrag bei der Bank meines Onkels gestellt hat … sein Name ist Benny Joubert.“ Der Bankangestellte, der den Antrag damals bearbeitet hatte, war so umsichtig gewesen, eine Ausweiskopie beizufügen, von der uns nun ein Gesicht mit kantigem Kiefer, zackigem Bürstenhaarschnitt und kleinen, feindseligen Augen anstarrte.
    „Bingo“, murmelte ich und stopfte die Ausweiskopie in meine Jackentasche.
    „Du kannst doch nicht einfach …“, wollte Shelby einwenden, aber Patrick unterbrach sie, indem er abwinkte.
    „Ist schon in Ordnung. Nehmen Sie es nur mit, wenn es Ihnen weiterhilft.“
    „Vielen Dank, Onkel Patrick!“, leitete Shelby beim Aufstehen die Verabschiedung ein. „Jetzt haben wir dir aber genug von deiner kostbaren Zeit gestohlen.“
    „Sei nicht albern, Shelby!“, erwiderte Patrick. „Wenn wir hier fertig sind, werde ich euch beide zum Essen einladen. Ich sehe dich sowieso viel zu selten.“
    „Verflixt! Da fällt mir ein, dass ich mit Muffy und Jody in einer Stunde zum Badminton verabredet bin“, wandte ich mit einem Fingerschnippen ein. „Das nächste Mal komme ich aber bestimmt mit zum Essen.“
    Mit einem überraschend energischen Griff klammerte sich Shelby an meinen Arm und fügte ihrerseits hinzu: „Wir haben wirklich alle Hände voll zu tun mit diesem Fall, Onkel Patrick. Sony!“
    „Nein, nein, nein“, entgegnete Patrick und schüttelte den Kopf, während er aufstand und sich sein Jackett vom Kleider- Ständer hinter dem Schreibtisch schnappte. „Ich dulde keine Widerrede, Ladies. Wir treffen uns in zehn Minuten bei meinem Auto, und dann entführe ich euch zu diesem großartigen Fish and-Chips-Restaurant am Hafen, wo wir uns bei einem kleinen Plausch entspannen werden.“
    „Okay“, gab sich Shelby mit hängenden Schultern geschlagen, „Dann treffen wir uns unten.“

14
    Im Fahrstuhl zog Shelby ihren Blazer aus und stopfte ihn als runde Kugel unter den Arm. Mit ihrer eher altmodischen Bluse und dem Gürtelholster sah sie nun aus wie eine geistesgestörte Bibliothekarin, die am helllichten Tag mit einer Knarre durch die Gegend läuft. „Glaub mir, Luna, wir können froh sein, dass wir mit einem einfachen Mittagessen davonkommen“, sagte sie. „Als ich Patrick das letzte Mal einen neuen Freund vorgestellt habe, bestand er darauf, ihn mit zur Entenjagd zu nehmen. Dreimal darfst du raten, wer dann mit einer Ladung Vogelschrot im Schienbein wiederkam.“
    „Wow! Ein Unfall?“
    „Das konnte nicht richtig geklärt werden“, antwortete Shelby und starrte nachdenklich auf die Etagenanzeige des Fahrstuhls. Erst nach einigen Augenblicken schien sie wieder aus ihren Gedanken aufzutauchen.
    „Tut mir leid.“
    „Was tut dir leid?“, hakte ich nach. „Wenn es

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