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Nocturne City 02 - Blutfehde

Nocturne City 02 - Blutfehde

Titel: Nocturne City 02 - Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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wegen Vera ist … Glaub mir Shelby, ich hab mich dran gewöhnt, dass die Leute wie Arschlöcher reagieren, wenn sie mitkriegen, dass ich eine Werwölfin bin. Und was deinen Onkel angeht – seine Präsenz ist sicherlich überwältigend, fast erdrückend, würde ich sagen, aber ich hab schon schlimmere Typen erlebt. Viel schlimmere.“
    „Das meine ich nicht“, sagte Shelby. „Es ist … ach, vergiss es.“
    Da ich nicht wusste, was ich ihr darauf hätte antworten sollen, schwieg ich einfach. Wahrscheinlich war es ihr peinlich, dass ich sie so gesehen hatte – dass ich hinter die Fassade des rechthaberischen Detective geschaut und dort das kleinlaute Mädchen im Kreis seiner bizarren Familie erlebt hatte. Ich kannte dieses Gefühl gut, weil es mir genauso ergangen war, als ich noch zu Hause gewohnt hatte. Mit einem Trinker als Vater und einer der Welt entrückten Frau als Mutter hatte auch ich damals heftig zu knabbern gehabt, und mich immer wieder dafür geschämt, dass ich trotz aller Anstrengungen nicht in der Lage gewesen war, ein normales Leben zu führen.
    Wir hielten kurz auf der fünfundzwanzigsten Etage, und ein Mann, der so groß und breit war, dass ich mich neben ihm wie eine Zwergin fühlte, betrat den Fahrstuhl.
    „Shelby!“, rief der Riese. „Mädchen, warum hast du mir nicht gesagt, dass du vorbeikommst?“
    Ein Ausdruck von Panik huschte über Shelbys Gesicht. „Ich dachte … ich dachte, du wärst auf Reisen, Onkel Seamus“, stammelte Shelby mit einem verlegenen Lächeln.
    „Das könnte dir so passen, was, Kleine? Erzähl, was treibt dich hierher?“ Als Shelby zögerte, fiel sein Blick auf mich. „Oh Mann, wo habe ich nur meine Manieren gelassen?“, sagte er und streckte mir die Hand entgegen. „Gestatten Sie, dass ich mich vorstelle. Mein Name ist Seamus O’Halloran. Ich leite diesen Laden.“
    „Angenehm. Mein Name ist Luna Wilder, ich bin Shelbys Partnerin auf dem 24. Revier.“ Ich schüttelte seine Hand und hatte eigentlich einen ähnlich behutsamen Händedruck wie den von Patrick erwartet, aber das Gegenteil war der Fall – Seamus zerquetschte förmlich meine Finger. Ich zuckte reflexartig zusammen und versuchte meine Hand zurückzuziehen, aber er grinste bloß und machte keine Anstalten, seinen Griff zu lockern. Leicht verärgert erwiderte ich den Druck und ließ ihn die Kraft der Wölfin spüren.
    „Ganz schöner Griff!“, sagte er schließlich und ließ meine Hand los. „Nett, mal eine so gut aussehende Beamtin kennenzulernen. Sie heben das Niveau des NCPD ganz gewaltig, meine Liebe.“
    Während ich mir ein Lächeln abrang, musterte ich Seamus und erkannte, woher Shelby ihre skandinavisch anmutenden Züge hatte. Seamus hatte kräftiges weißblondes Haar, das über einem starken, lebendigen Gesicht mit leicht rötlicher Hautfarbe und stahlblauen Augen thronte. Er war von untersetzter, aber riesenhafter Statur. Kurzum: ein Mann, mit dem man sich lieber nicht anlegte.
    „Patrick hat Luna und mich zum Mittagessen eingeladen“, erklärte Shelby, woraufhin Seamus schallend lachte.
    „Passen Sie lieber auf Ihren Ringfinger auf, Detective“, sagte er zu mir. „Patrick ist der einzige O’Halloran, der sich noch nicht gebunden hat. Eine so bezaubernde Frau wie Sie zu lange in seiner Gesellschaft zu belassen ist so, als würde man einem ausgehungerten Dobermann ein Steak vor die Nase halten.“
    „Bei allem Respekt, Mr O’Halloran, aber ich schätze es nicht besonders, mit einem Stück Fleisch verglichen zu werden“, sagte ich relativ freundlich. „Das habe ich schon ganz anderen Leuten mit ein paar Faustschlägen ausgetrieben.“
    Totenstille breitete sich im Fahrstuhl aus. Shelby machte den Eindruck, als würde sie sich jeden Moment auf ihre hässlichen Schuhe erbrechen. Seamus hingegen fixierte mich mit einem bohrenden Blick aus seinen harten Augen, während sein Gesicht vor Wut knallrot anlief.
    Ich hielt seinem Blick zwar stand, merkte aber, wie sich langsam ein hämmernder Schmerz in meinem Kopf breitmachte. Anscheinend war die Massierung an Hexen, magischen Kräften und Zaubermarkierungen im Gebäude der O’Halloran Group einfach zu viel mich. Selbst mit dem Koffein von ein paar Tassen Kaffee würde ich diesen heftigen Kopfschmerz nur mit Mühe vertreiben können. Da Seamus’ Gesichtsausdruck mit jeder Etage wütender zu werden schien, versuchte ich, mich damit zu trösten, dass ich in den Genuss von bezahltem Krankenurlaub kommen würde, wenn Seamus jetzt

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