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Nocturne City 02 - Blutfehde

Nocturne City 02 - Blutfehde

Titel: Nocturne City 02 - Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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knapp. „Er und meine Mutter sind beide früh verstorben.“
    Verhext und zugenäht! Warum war ich nicht selbst daraufgekommen? Schließlich kannte jeder in Nocturne City den Namen Tommy O’Halloran und die dramatische Geschichte, wie er völlig betrunken von der Siren Bay Bridge in die Tiefe gestürzt und in dem eisigen Wasser ertrunken war. „Tut mir leid“, sagte ich aufrichtig, aber Shelby zuckte nur mit den Schultern. „Ich war erst zehn, als es passiert ist. Wie gut kennt man in dem Alter seine Eltern schon?“
    Als wir uns der zweiundvierzigsten Etage näherten, wurde der Fahrstuhl langsamer. Gedankenversunken folgte ich dem Aufleuchten der letzten verbleibenden Etagenziffern, bis mein Blick auf eine sigillenhafte Wächtermarkierung fiel, die oberhalb der Anzeige in die Holzverkleidung des Fahrstuhls geritzt worden war. Augenblicklich überkam mich ein leichtes Unbehagen, das sich zu einem angstähnlichen Gefühl steigerte, als ich ein weiteres dieser Zeichen direkt über der Tür entdeckte. Um einen Ort dauerhaft mit derartigen Wächtermarkierungen zu schützen, bedurfte es einer großen magischen Kraft, wie sie nur ein Casterhexer besaß, der nicht nur über jahrzehntelange Erfahrung, sondern auch über ein enormes Talent verfügte. Welcher der Brüder für die Zeichen verantwortlich war, konnte ich nicht sagen, aber für ein flaues Gefühl in meinem Magen sorgten sie so oder so.
    „Du zitterst ja, Luna. Ist dir etwa kalt?“, fragte Shelby besorgt.
    „Nein. Es ist wegen dieser Zauber. Ich kann sie nicht ausstehen“, antwortete ich und zeigte auf die Wächtermarkierungen.
    „Gewöhn dich lieber dran“, bemerkte Shelby trocken, als der Fahrstuhl mit einem Bing anhielt und langsam seine Türen öffnete, „sie sind nämlich überall.“
    Spätestens als ich die Decke in Patrick O’Hallorans Lobby vor seinen Büros sah, wusste ich, dass Shelby nicht gelogen hatte. In den Stuck war ein sich systematisch wiederholendes Alphabet runenhafter Zeichen eingearbeitet, das wohl nur in zweiter Linie dekorativen Zwecken diente. Seine eigentliche Funktion bestand darin, einen effektiven Schutzzauber für die Büroräume und die sich darin befindlichen Personen aufzubauen.
    Rechts vom Fahrstuhl stand ein nobler Schreibtisch, hinter dem eine Vorzimmerdame saß, die mich sofort nach unserem Eintreten mit skeptischem Blick zu mustern begann.
    „Ist Patrick bereit für unser Treffen, Vera?“, fragte Shelby die junge Dame, die so kühl und schön wie ein Gletscher wirkte.
    „Einen Augenblick noch bitte, er ist gleich so weit“, antwortete Vera mit einem oberflächlichen Lächeln. Ich konnte förmlich spüren, wie sich die Spannung zwischen den beiden erhöhte, hatte aber keine Ahnung, was der Grund dafür war.
    Hinter Vera prangte eine riesige Version des Firmenlogos der O’Halloran Group an der Wand, das ich von den Schecks meiner Bank kannte. Eigenartigerweise konnte ich es nicht lange ansehen, ohne blinzeln zu müssen, und ich brauchte einige Sekunden, um den Grund für meine Missempfindung zu erkennen. Ganz offensichtlich war das Logo an der Wand ebenfalls eine Schutzmarkierung und löste wie alle magischen Gegenstände eine allergieartige Abwehrreaktion in meinem Körper aus. Langsam dämmerte mir nun, dass ich nicht nur wegen meines mickrigen Gehalts ständig Kopfschmerzen beim Anblick meiner Kontoauszüge bekam.
    „Beeindruckend, nicht wahr?“, sagte Shelby und stupste mich mit dem Ellbogen in die Seite. Vera hatte mittlerweile aufgehört, mich wie eine Aussätzige anzustarren, und tippte wieder irgendwelche Sachen in ihren eleganten silberfarbenen Computer.
    „Es ist etwas … üppig ausgefallen für meinen Geschmack.
     Aber ich schätze, das soll so sein, damit sich eine bestimmte Personengruppe bei seinem Anblick vor Angst gehörig in die Hosen macht.“
    Kaum hatte ich ausgesprochen, riss Vera den Kopf in die Höhe und strafte mich mit einem pikierten Blick. „Ist was?“, fragte ich hocken, aber anstatt zu antworten, atmete sie nur mit einem genervten Schnauben geräuschvoll aus und blickte dann wieder auf ihren Computer.
    „Kümmer dich nicht um sie“, flüsterte Shelby. „Sie sitzt nur liier, weil sie die Großnichte von Onkel Seamus ist. Herrliche Vetternwirtschaft, was?“
    „Sie scheint etwas nervös zu sein, wie einer dieser Yorkshire Terrier“, bemerkte ich diplomatisch.
    „Ach was, Yorkshire Terrier … sie ist einfach nur ein hinterfotziges Miststück“, bekannte Shelby freimütig

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