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Nocturne City 02 - Blutfehde

Nocturne City 02 - Blutfehde

Titel: Nocturne City 02 - Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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nervösen Bewegungen verstreute er die Asche seiner Zigarette auf dem antiken Läufer, was ihn aber nicht weiter zu stören schien. „Das kann ich nicht tun. Das wäre schlecht fürs Geschäft!“
    „Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit, Joubert“, knurrte ich ihn an. „Wenn du dich besser dabei fühlst, dann schreib doch einfach die Namen auf, und ich sage später, dass ich den Zettel zwischen den Liebesbriefen unseres gemeinsamen Freunds Dmitri gefunden hätte.“ Es musste jemand sein, der den O’Hallorans nahe stand; jemand, der angesehen und reich war; jemand, dessen Gesicht oft genug im Nocturne Inquirer auftauchte und dessen Ruf eine Titelstory über seine Vorliebe für Fetischclubs, Babymützchen und vollgesaute Windeln nicht überstehen würde.
    Joubert zog lange an seiner Zigarette, und als nur noch der Filter übrig war, blies er den Rauch ins Zimmer. Dann schaute er sich im Wandspiegel an und stieß einen tiefen Seufzer aus.
    „Ich werde nicht einfach so verschwinden, Joubert, also pack langsam aus!“ Kurz nachdem ich zu Ende gesprochen hatte, passierte es: Eben noch starrte Joubert mürrisch sein wenig attraktives Konterfei an, und nur einen Sekundenbruchteil später zerschlug er mit der Faust den Spiegel, der in tausend Scherben auf den Fußboden regnete.
    „Bei den Hex Riots! Was soll das werden, Joubert?“, schrie Dmitri von der Tür.
    Joubert aber antwortete nicht. Sein ganzer Körper war zur Salzsäule erstarrt. Einzig der Kehlkopf und der Kiefer bewegten sich, so als würde er uns etwas sagen wollen. Dann drehte er sich mit den starren Bewegungen eines Spielzeugsoldaten zu uns um und fuchtelte mit einer Spiegelscherbe in seiner Hand herum.
    „Nein“, schrie ich. „Nein, Joubert, nicht!“
    Mechanisch hob er die Hand mit der Scherbe. Es wirkte fast so, als sei er ein ferngesteuerter Roboter, der mit jeder Faser seines Körpers gegen die ihm aufgezwungenen Bewegungen anzukämpfen versuchte. Nach einem gepressten Stöhnen platzten mehrere Gefäße in seinen Augen, und das Blut verteilte sich von der Pupille ausgehend nach außen wie ein Tintenfleck auf Löschpapier.
    Hilfesuchend drehte ich mich zu Dmitri um, aber der schrie mich nur an: „Nun tu doch endlich was!“
    „Benny Joubert, lassen Sie die Scherbe fallen!“, forderte ich ihn auf und ging langsam mit erhobenen Händen auf ihn zu. Normalerweise würde man einem Menschen in dieser Situation erzählen, wie sehr sich das Leben lohne und was es noch alles zu entdecken gebe, aber ich hatte das ungute Gefühl, dass bei Joubert die Das-Leben-lohnt-sich-Nummer nach hinten losgehen würde. Der Mann war ein in die Jahre gekommener Drogendealer, der mehr Haare auf dem Rücken als auf dem Kopf hatte und in einem Haus wohnte, das so aussah, als hätten es die Flodders persönlich eingerichtet. Was hätte er noch entdecken sollen?
    Sobald ich mich Joubert bis auf Armlänge genähert hatte, attackierte er mich mit der Spiegelscherbe.
    „Verdammt!“, schrie ich auf und machte schnell einen Satz nach hinten, aber es war zu spät – die scharfkantige Scherbe hatte meine Jacke schon ruiniert. „Joubert …“, begann ich erneut auf ihn einzureden, „… wirf die Scherbe weg, verdammt!“
    Er aber starrte mich nur weiter mit einem fürchterlich verzweifelten Blick aus seinen blutigen Augen an und schien nun vollkommen in seinem eigenen Körper gefangen. Als er sich die Spiegelscherbe an den Hals führte, bettelten seine von Panik erfüllten Augen ein letztes Mal um Hilfe, bevor er sich die Kehle durchschnitt.
    Hinter mir schrie jemand, während Jouberts Körper zu Boden ging und sich sein Leben in einer rot glänzenden Lache auf den Boden ergoss. Als ich mich umdrehte, sah ich, dass es Irina gewesen war, die nun ihr Gesicht gegen Dmitris Brust presste. Einige Augenblicke lang stand ich wie angewurzelt im Zimmer – unfähig, mich zu bewegen oder einen klaren Gedanken zu fassen –, aber dann ließ ich mich von meinen Instinkten leiten. Ich stürzte zum Tisch und griff mir einen Lappen, den ich mit aller Kraft auf die halbmondförmige Wunde an Jouberts Hals presste. Wie ich befürchtet hatte, war es schon zu spät, denn er hatte die Halsschlagader durchtrennt, aus der nun unaufhaltsam sein Lebenssaft spritzte, während der Puls unter meinen besudelten Händen mit jeder Sekunde schwächer wurde. Nach kurzer Zeit entwich auch der letzte Rest Leben mit einem spastischen Zucken aus seinem Körper.
    „Verdammte Scheiße!“, brummte ich. Dann trat

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