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Nocturne City 02 - Blutfehde

Nocturne City 02 - Blutfehde

Titel: Nocturne City 02 - Blutfehde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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größere und weniger gehässige Seite meines Bewusstseins hingegen fand es einfach nur unglaublich dumm, dass ich schon wieder völlig planlos meinen Instinkten gefolgt und in die Falle getappt war. Erneut wurde mir klar, dass ich auf diese Weise nie mit der notwendigen Professionalität und dem erforderlichen Abstand an meine Arbeit würde gehen können.
    „Mach dir nichts draus“, sagte Dmitri. „Ist schließlich genauso mein Fehler gewesen.“
    „Äh, ja …“, stammelte ich auf der Suche nach den passenden Worten und fügte dann nur ein erbärmliches „Ich denke, wir können gleich gehen“ hinzu.
    Schau ihm jetzt bloß nicht in die Augen, Luna, und vergiss lieber gleich, was gerade fast passiert wäre. Das ändert nämlich überhaupt nichts!
    Mit diesen Gedanken im Kopf machte ich mich daran, die Schubladen von Jouberts Küchenschränken zu durchsuchen. In den meisten war jedoch außer verdrecktem Geschirr und abgelaufenen Lebensmitteln nicht viel zu finden. Als ich schon fast aufgeben wollte, entdeckte ich in der Schublade nahe der Spüle eine 38er mit kurzem Lauf. Auf der Anrichte darüber stand ein altes Telefon mit Wählscheibe, neben dem ein Adressbüchlein lag. Es war beim Buchstaben C aufgeschlagen.
    „Na also“, murmelte ich triumphierend. Entgegen den Darstellungen in Film und Fernsehen versteckten Kriminelle ihre kleinen und großen Geheimnisse in der Realität eher selten in mysteriösen Fächern unter dem Fußboden oder in längst abgelaufenen Cornflakes-Packungen. Meistens verhielten sie sich genauso dämlich wie Otto Normalverbraucher und ließen wichtige Dokumente und belastende Gegenstände für alle sichtbar herumliegen. Auf der aufgeschlagenen Seite des Adressbüchleins gab es nur zwei Einträge. Einer lautete Cat’s. Angesichts der begrenzten Interessen des Toten tippte ich darauf, dass es sich bei der Nummer um einen Stripclub oder ein Bordell handeln musste, und schenkte ihr keine weitere Beachtung. Meine Aufmerksamkeit konzentrierte sich viel eher auf eine von Flecken übersäte Telefonnummer darunter. Mit der Handschrift eines Fünfjährigen hatte Joubert die Worte Carrie – Koffe Kart neben die Nummer gekritzelt. Koffe Kart war der Name des Cafés in der Lobby des O’Halloran Tower. Vor Vincents Autopsie-Ergebnissen hätte ich an einen Zufall geglaubt, aber so wie die Dinge lagen, wirkte diese Verbindung mehr als verdächtig auf mich.
    Ich riss die Seite kurzerhand aus dem Adressbüchlein, steckte sie in meine Jackentasche und stupste auf dem Weg zur Tür Dmitri an. „Komm, wir gehen.“
    Als wir draußen waren, meldete ich den Selbstmord per Handy an die Zentrale. Nachdem ich aufgelegt hatte, setzte ich mich in den Wagen. „Soll ich dich im Zentrum absetzen?“, fragte ich und hoffte insgeheim, dass er mein Angebot ausschlagen würde. Nach der Szene in der Küche würde mir eine halbstündige Autofahrt mit ihm schwer zu schaffen machen.
    „Im Zentrum nicht, aber vielleicht kannst du mich in Waterfront rauswerfen?“ Waterfront war früher Dmitris Territorium als Rudelführer gewesen, gehörte jetzt aber seinem Nachfolger bei den Redbacks. Sich in dieser Gegend blicken zu lassen, war äußerst gefährlich für Dmitri und würde todsicher mit einer anständigen Tracht Prügel für ihn enden.
    Als ich seine Bitte gerade mit einem Hinweis auf die in Waterfront lauernde Gefahr verneinen wollte, musste ich an Irina denken. Schmerzhaft fiel mir wieder ein, wie mich Dmitri bei ihrem Anblick von sich geschoben hatte.
    „Sicher doch. Steig ein“, forderte ich ihn auf.

19
    In Waterfront angekommen, setzte ich Dmitri in der Cannery Street ab und überließ ihn ohne große Gewissensbisse seinem selbst gewählten Schicksal. Der Verkehr war mittlerweile so zähflüssig geworden, dass ich kurzerhand beschloss, den Wagen am Revier zu parken und zu Fuß in Richtung O’Halloran Tower zu marschieren. Während ich die Highlands Avenue entlanglief, starrte ich auf die imposanten Hochhäuser und dachte über die O’Hallorans nach.
    Soweit ich wusste, waren Casterhexen nicht in der Lage, schwarze Magie anzuwenden. Egal, wie sehr sie es auch versuchen mochten; es war ihnen einfach nicht gegeben, ihr Blut als „Fokus“ – so nannten die Bluthexen die unterschiedlichen Mittel zur Bündelung der magischen Energie – einzusetzen. Darüber hinaus war es eine allseits bekannte Tatsache, dass die von ihnen ausgeübte Magie im Gegensatz zur schwarzen Magie der Bluthexen seit jeher eher positive

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