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Nocturne City 03 - Todeshunger

Titel: Nocturne City 03 - Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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immer und überall beschützen zu müssen?«
    »Er war ein guter Mann, aber auch äußerst streng«, entgegnete Lucas ausweichend. »Als er gestorben war, ging es meinem Bruder, meiner Mutter und mir besser als vorher.« Seine Augen verdunkelten sich. Nach einem tiefen Atemzug wechselte er das Thema: »Hast du Familie?«
    »Ja, aber die will nicht allzu viel mit mir zu tun haben«, entgegnete ich. »Meine Cousine ist die einzige Person, mit der ich mich unterhalten kann, ohne dass das Gespräch automatisch in wilde Debatten abrutscht.« Da meine Familie nicht gerade eins meiner liebsten Gesprächsthemen war, stand ich auf und sah mir die Bilder an den Wänden an. »Ist das deine Familie?«
    »Das ist unser Vater«, entgegnete Lucas und zeigte auf ein Porträt, das der Kleidung nach aus den Siebzigerjahren stammte. »Das bin ich als Baby.« Selbst auf den Kinderfotos war der kleine Knick in seiner Braue zu erkennen, der ihn auch als Erwachsenen gereizt und schlecht gelaunt wirken ließ.
    Lucas tippte auf das Bild in der Mitte. »Mein Bruder Jason und ich, kurz bevor unser Vater starb.«
    Ich hielt kurz inne und blickte in Jasons Gesicht. Er war kleiner und athletischer als Lucas – eher der kräftige Kämpfer als der drahtige Läufer – und kam mir irgendwie bekannt vor. »Jason … lebt wohl nicht mehr bei euch?«, fragte ich direkt, woraufhin Lucas blinzelte.
    »Er hat uns vor Jahren verlassen, um seinen eigenen Weg zu gehen«, flüsterte er. »Was ich dir jetzt sage, erzähle ich nicht allzu vielen Leuten, also tratsch es nicht rum, ja?«
    »Ich tratsche nicht«, beteuerte ich.
    Lucas mahlte mit den Zähnen. »Jason wollte nicht unser Leben führen. Er hat nicht mal versucht, seinen eigenen Clan zu gründen und hat … er hat einfach aufgegeben.«
    »Lucas«, sagte ich und nahm das Bild vom Haken. »Hast du was dagegen, wenn ich mir das Bild ausleihe? Ich gebe es dir ganz bestimmt wieder. Versprochen!«
    »Weshalb?«, fragte er. »Meinst du, es wird dir bei deinen Ermittlungen weiterhelfen?«
    »Ich denke schon«, entgegnete ich und starrte noch einmal auf Jasons Gesicht. Langsam, aber sicher kamen mir Bradys Floskeln und die Schreie der Leute beim Aufprall wieder in Erinnerung.
    »Ich bin mir sicher, dass es auch für Sie etwas gibt, für das es sich zu leben lohnt …«
    »Je schneller du diesen wilden Clan mit ihrem Schamanen findest, desto besser«, meinte Lucas. »Ich spreche nicht gern schlecht von meinen eigenen Leuten, aber einige von ihnen sind einfach böse. Das macht es für den Rest doppelt schwer, ein rechtschaffenes Leben zu führen.«
    »Manche Werwölfe auch«, brummte ich.
    »Wir sollten gehen«, schlug Lucas vor und holte seine Armeejacke aus dem Schlafzimmer. Als er sie überstreifte, schüttelte ich nur den Kopf, da es mir sogar in meinem dünnen Top noch zu heiß war.
    »Gut. Ich bringe dich noch bis zur Straße.« Als er voranging, machte sich ein stechendes Schuldgefühl in meiner Brust bemerkbar. Es war immer schwer, jemanden über den Tod eines Familienmitglieds zu informieren. Ehrlich gesagt war es nicht nur schwer, sondern eine verdammt beschissene Aufgabe, vor der ich mich am liebsten gedrückt hätte. Andererseits hatte Lucas aber ein Recht darauf, es zu erfahren.
    Draußen strahlte der vertrocknete Boden immer noch die Hitze des Tages ab, aber die Luft wurde bereits etwas kühler. Als ich den Fairlane aufschließen wollte, hielt mich Lucas zurück.
    »Es war ein schöner Abend.«
    »Lucas …«, fiel ich ihm ins Wort, »… ich muss mit dir über deinen Bruder sprechen.«
    »Denkst du etwa, er könnte etwas mit der Sache zu tun haben?«, fragte er ärgerlich.
    Ich schüttelte den Kopf und achtete darauf, unseren Blickkontakt nicht abreißen zu lassen. Ich hatte oft genug mit Lügnern sprechen müssen, um zu wissen, worauf es ankam, wenn man nicht die Wahrheit sagen wollte.
    Lucas überraschte mich, indem er seine Hand auf meinen Halsansatz legte. Sofort lief es mir kalt den Rücken herunter, weil ich an Priscillas Krallen und die Wunden denken musste, die sie mir beigebracht hatte. »Ich habe nichts von meinem Bruder gehört und ihn weder gesehen noch gesprochen, nachdem er im Haus meines Vaters ausgeflippt und davongelaufen ist. Er hat sich nicht blicken lassen, als unser alter Herr starb, und auch nicht danach. Keine Ahnung, was er treibt. Eigentlich interessiert es mich auch nicht die Bohne, nachdem er uns den Rücken gekehrt hat. Er führt jetzt sein eigenes Leben.« In Lucas’

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