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Nocturne City 03 - Todeshunger

Titel: Nocturne City 03 - Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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aus mir heraus. Lucas stellte bedächtig sein Wasserglas auf dem Bierdeckel vor ihm ab, der für eine Telenovela warb, und sah mir in die Augen.
    »Ja, und?«
    Schweiß rann über meine Haut und bekam langsam Ähnlichkeit mit den Wassertröpfchen auf meiner Bierflasche, denn das El Gato war alles andere als klimatisiert. Durch die hohe Luftfeuchtigkeit draußen stieg auch drinnen die Temperatur ins Unerträgliche. Es war zwar schon fast dunkel, aber die Stadt schien immer noch wie auf kleiner Flamme vor sich hin zu köcheln.
    »Der leitende Ermittler in den Mordfällen und ich waren in Jasons Apartment«, erklärte ich. »Wir haben gewisse … Dinge gefunden, die uns glauben lassen, dass Jason dir nicht alles erzählt hat, Lucas.«
    Sein Gesicht versteinerte. Wieder setzte er diese nichtssagende Maske auf, hinter der er sich augenscheinlich immer versteckte, wenn er den Zorn oder den Hunger in seinem Innersten verbergen wollte. »Dinge? Also Gegenstände, oder wie?«
    »Ja, also, das auch …«, sagte ich und blickte auf meine Finger. Ohne es zu merken, hatte ich meine Papierserviette zu kleinen Schnipseln verarbeitet, sodass meine Oberschenkel nun ganz und gar von kleinen weißen Papierstückchen bedeckt waren.
    »Wir haben eine Figur gefunden, eine Fetischfigur für einen Wendigo-Gott.«
    Lucas rieb sich die Stirn und glättete dabei mit den Fingern die Fältchen, die sich dort abzeichneten. »Dieser ganze Scheiß ist doch nur Aberglaube! Ich kann mir nicht vorstellen, dass Jason an unsere Götter glaubte.« Ärgerlich schlug er mit der flachen Hand auf den Tisch. »Unsere Götter sind nämlich tot, verdammt noch mal!«
    Durch seinen aufbrausenden Einwand erschrocken rückte ich auf meinem Stuhl zurück. Lucas’ Stimmung war so veränderlich wie seine Augen. »Mag sein«, antwortete ich. »Trotzdem besaß die Figur in Jasons Wohnung sehr starke magische Kräfte. Ich habe sie erlebt.«
    »Dann war das, was du erlebt hast, ein Schwindel«, argumentierte er. »Vielleicht Blut- oder sogar Castermagie … angewendet von jemandem, dem es abartig viel Vergnügen bereitet, die naiven Wilden mit diesem Hokuspokus zu peinigen. Wo ist dieser Fetisch jetzt?«
    »Ich habe ihn bei einem Freund gelassen«, sagte ich. »Lucas … hast du schon mal daran gedacht, dass der Schamane für Jasons Tod verantwortlich sein könnte?«
    »Nein! Jason wäre niemals auf diesen religiösen Quatsch reingefallen«, antwortete Lucas, »und soviel ich weiß, kann niemand durch Magie zu irgendetwas gezwungen werden, wenn er oder sie nicht selbst daran glaubt. So lautet doch das Grundprinzip von Casterhexen, Vodun-Anhängern und dem Rest dieser Trickbetrüger, oder etwa nicht?«
    »Du wärst überrascht, wozu eine charismatische Person normale Menschen bewegen kann«, gab ich zu Bedenken und legte meine Hand auf die von Lucas. »Ich glaube, du weißt genau, dass es möglich ist. Du hast auch daran gedacht, sonst hättest du meine Ausführungen schon viel früher unterbrochen.«
    Es entstand eine lange Pause, in der ein vollständiger Los-Lonely-Boys-Song über die mickrige Anlage des Restaurants dudelte. Langsam zog Lucas seine Hand unter meiner weg und legte sie in seinen Schoß.
    »Ich weiß«, gab er zu. »Jason war lange fort. Ich habe geahnt, dass etwas schiefgelaufen war und dass es um mehr gehen musste als die Tatsache, dass er sich mit den Wilden eingelassen hatte. Aber ich wollte es nicht vor dem Clan ansprechen, damit unsere Mama nichts davon erfährt.«
    »Hast du eine Ahnung, warum Jason und diese wilden Wendigos bei ihren Morden die Wendigo-Götter mit einbeziehen und Fetische verwenden, als seien es Rituale?«, fragte ich. »Nach dem, was du mir über deine Leute erzählt hast, ergibt das doch keinen Sinn.«
    »Das ist genau der Punkt«, erwiderte Lucas knurrend. »Die wilden Wendigos sind anders als wir. Sie gehorchen nur ihrem Hunger. Ich bin nicht wie sie, also frag mich nicht, was in ihren Köpfen vorgeht!«
    Als der Kellner unsere Steak-Burritos brachte, sah er Lucas wegen seines raubeinigen Tons misstrauisch an. »No te preo-cupes«, sagte ich mit einem entschuldigenden Lächeln. Der Kellner rollte mit den Augen und verschwand wieder Richtung Küche.
    »Tut mir leid«, sagte ich zu Lucas. »Aber ich muss auch meine Arbeit erledigen – und dieses Problem lösen, ehe es uns über den Kopf wächst.«
    Lucas, der gerade in seinen Burrito beißen wollte, richtete sich plötzlich auf und streckte die Nase in die Luft. Witternd drehte

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