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Nocturne City 03 - Todeshunger

Titel: Nocturne City 03 - Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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abgenommen zu haben. Sein Gesicht war mit Bartstoppeln bedeckt, seine Augen eingefallen und gerötet. Als er plötzlich hustete, war in der Lungengegend ein wässriges Rasseln zu hören. Besorgt legte ich eine Hand auf seine Schulter und stellte erstaunt fest, dass sein Körper keinerlei Wärme ausstrahlte – er schien die gleiche Temperatur wie die Umgebungsluft zu haben. »Geht es dir gut?«
    »Blendend«, hustete er. »Einfach fabelhaft.«
    Der Wächter am Metalldetektor sah Lucas finster an. »Ich müsste einen Blick in Ihren Rucksack werfen.«
    »Nicht nötig, er gehört zu mir«, wandte ich ein und hob kurz mein T-Shirt etwas hoch, damit er die Dienstmarke an meinem Gürtel sehen konnte. »Lassen Sie uns durch!«
    Seufzend atmete Lucas aus und schüttelte sich vor Unbehagen. »Das wird schwieriger, als ich dachte.«
    »Du musst ihn nur durch das Fenster des Besucherraums identifizieren …«, versuchte ich ihn zu beruhigen, »… und dem Assistenten sagen, wohin er die Leiche überführen soll.«
    »Wir können uns die Beerdigung nicht leisten«, brummte Lucas, während ich ihn zum Fahrstuhl führte und den Abwärts-Knopf drückte.
    »Die Stadt hat Antragsformulare, die du ausfüllen kannst, um eine Beihilfe zu den Beerdigungskosten zu beantragen.«
    »Ich will eure Hilfe nicht«, fauchte Lucas. Für einen kurzen Augenblick färbten sich seine Augen silbern.
    Ich hob beschwichtigend die Hände. »Lucas, ich weiß, dass das schwer ist, aber hier will dir niemand Probleme bereiten. Kann sein, dass ich von Berufs wegen in diesen Situationen toleranter bin als andere, aber wenn du denkst, mir deshalb Unehrlichkeit unterstellen zu können, bist du verdammt noch mal falsch gewickelt!« Kaum hatte ich den Satz beendet, fühlte ich mich furchtbar. Als ich in seinen Augen sah, dass er seinen Kommentar bereute, wäre ich am liebsten vor Scham im Boden versunken. »Lucas, es tut mir leid … ich kann manchmal einfach nicht die Klappe halten, und dann …«
    »Nein«, sagte er. »Du hast recht. Jason ist tot. Er ist nicht mehr da.«
    Sachte berührte ich seine Hand. »Das heißt aber nicht, dass du so tun musst, als sei es dir egal«, sagte ich leise.
    »Früher haben die Wendigos ihre Toten einfach aufgefressen, anstatt sie zu beerdigen.« Ein grimmiges Lächeln huschte über sein Gesicht. »Du kannst mir glauben, er ist jetzt weniger als nichts für mich.«
    »Na dann …«, brummte ich und starrte auf die alte Fahrstuhlanzeige, während wir in die Tiefe des Gebäudes hinabfuhren. Nach einigen Augenblicken entließ uns der Aufzug in die sterilen, grell beleuchteten Flure des Leichenschauhauses. Am Empfangsschalter saß ein Mitarbeiter, der mit einem kleinen, piepsenden Videospiel beschäftigt war. Ein einfaches Schild hinter seinem Rücken informierte Besucher darüber, dass Unbefugten der Zutritt verboten war.
    »Wir sind hier, um den unbekannten Toten zu identifizieren«, sagte ich.
    »Raum fünf«, entgegnete der Mann am Empfang, ohne von dem kleinen Bildschirm aufzublicken.
    »Komm«, forderte ich Lucas auf; griff seinen Ellbogen und führte ihn in den Besucherraum. Vor uns verhängten lachsfarbene Vorhänge, die trotz ihrer Farbe dunkel und beklemmend wirkten, das Fensterchen. Ich drückte den Knopf der Sprechanlage an der Wand.
    »Sind Sie bereit?«
    »Bereit«, entgegnete der Assistent im Nebenraum. Ich drehte mich zu Lukas um. »Ich denke, du wirst es selbst wissen – wenn jemand von einem Haus stürzt, bleibt nicht viel von der ursprünglichen Form seines Körpers erhalten …«
    »Mach einfach den Vorhang auf«, murmelte Lucas.
    »Gut«, antwortete ich und zog die Vorhänge zurück. Jason war bis zum Kinn mit einer blauen Papierbahn bedeckt, die die schlimmsten Schäden des Sturzes verbarg. Eine Hälfte seines Gesichts war verformt und zerschrammt. Es sah so aus, als hätte ein Bildhauer immer wieder vergeblich versucht, sein Werk zu verbessern, und dabei so lange auf das Material eingeschlagen, bis alle Gesichtslinien aus der Form geraten waren. An den Stellen, an denen Jasons Schädel gebrochen war, klebten dicke Schichten verkrusteten Bluts in seinem Haar. Zum Glück hatte der Assistent die Frakturen mit dem verbliebenen Haar überdeckt.
    Lucas starrte auf den Körper seines Bruders. Nach wenigen Sekunden nahmen seine Augen eine helle Farbe an, und seine Nasenflügel begannen im Takt seiner Atemzüge zu beben. Er legte eine Hand an das Glas, das uns von Jasons sterblichen Überresten trennte, seine Krallen

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