Nocturne City 03 - Todeshunger
dich wieder ein, oder hast du deine Tage?«
»Schön, dass wir uns verstehen, Kollege«, presste ich zwischen gefletschten Zähnen hervor. »Jetzt werde ich heimfahren, den Rest des Tages mit meinem Freund verbringen und keine Sekunde über deinen Fall nachdenken. Also nerv mich nicht, kapiert? Ich melde mich, wenn es etwas Neues geben sollte«, verabschiedete ich mich und steckte seine Karte ein.
»Wilder?«, rief er mir nach, als ich mich umgedreht hatte. »Freut mich zu sehen, dass du nicht immer so ein herzloses Miststück bist. Ach, und danke … für die Hilfe.«
»Ach Gott, David, noch etwas sentimentaler, und ich fange an zu heulen«, erwiderte ich mit einem Augenzwinkern und verließ den Bungalow.
3
Daheim sah ich zuerst Dmitris kupfernes Haar in der Sonne leuchten, während er unruhig vor dem Cottage hin und her stapfte. Er hatte mit seinen schweren Motorradstiefeln bereits einen kleinen Pfad in den Muschelschotter vor der Auffahrt getrampelt. Nachdem ich geparkt hatte, griff ich mir die Tüten vom Beifahrersitz, in denen sich zwei Gerichte von Dmitris asiatischem Lieblings-Imbiss befanden, und stieg aus. Kaum hatte ich die Wagentür zugeschlagen, blieb Dmitri stehen, drehte den Kopf in meine Richtung und stürzte auf mich zu. »Hex noch mal, wo warst du, Luna?«
Wie mit einer weißen Fahne wedelte ich ihm mit der Tüte mit Pad Thai und Reis vor der Nase herum. »Beruflich unterwegs. Tut mir leid, dass ich nicht Bescheid gesagt habe. Hier, ich habe uns was zu essen mitgebracht.«
»Heute ist dein freier Tag«, brummte er vorwurfsvoll. Dann nahm er mir die Tüte aus der Hand, stellte sie auf der Treppe ab, fasste mich mit beiden Händen an den Schultern und sah mir mit ernster Miene ins Gesicht.
»Tut mir leid wegen letzter Nacht«, flüsterte ich, und ein kleiner Teil in mir wollte hinzufügen: Ich hoffe, es tut dir auch leid, dass du dich mal wieder wie ein selbstgerechter Idiot aufgeführt hast. Stattdessen stellte ich mich auf die Zehenspitzen, um ihm einen Begrüßungskuss zu geben. Seine Nasenflügel blähten sich, und ich brauchte ein paar Augenblicke, um zu begreifen, dass er meine Witterung aufnahm, und zwar nur, um festzustellen, ob der Geruch eines anderen an mir haftete.
Ich stieß ihn wütend weg. »Was ist dein verdammtes Problem, Dmitri?«
»Es ist derselbe Mann!«, fuhr er mich an und packte meine Schultern noch fester. »Du bist meine Partnerin, Luna! Ich will keine anderen Männer an dir riechen müssen. Nie wieder. Ist das klar?«
Ich atmete ein paarmal tief durch und sah ihm dann ins Gesicht. In seinen Augenwinkeln war schon dieses entsetzliche Schwarz erkennbar, das sich langsam auf das schmutzige Smaragdgrün seiner Iris legte. Es war wieder so weit: In Sekundenschnelle ergriff der Dämon in seiner Brust Besitz von ihm, und ich konnte nichts dagegen tun.
Immer wenn Dmitri durch starke Gefühle wie Leidenschaft oder – was besonders gefährlich war – Zorn in Erregung geriet, übernahm die dunkle Macht in ihm die Kontrolle. In Asmodeus, dem Dämon, der ihm diese dunkle Seite beschert hatte, floss Zorn wie in anderen Lebewesen- Blut. Er ernährte sich von Dmitri, von seiner Gefühlswelt, wenn das Schwarz seine Augen fraß.
Ignoriere es. Es geht gar nicht um den verflixten Dämon. »Ich weiß, ich wiederhole mich, Dmitri …«, sagte ich ärgerlich und löste mich mit einer ruppigen Bewegung aus seinem Griff, um meine Pad-Thai-Tüte aufzuheben, »… aber du musst dich langsam entscheiden. Entweder vertraust du mir oder nicht. Ich bin drinnen, wenn du mich suchst.«
Als ich mich abwandte, um hineinzugehen, knurrte Dmitri wütend. Auch wenn er in der Rangordnung seines Rudels mittlerweile ganz unten angekommen war, empfand er es als Zeichen der Respektlosigkeit, dass ich als Insoli ihm den Rücken zuwandte.
»Bilde dir keine Schwachheiten ein. Wir wissen beide, dass du mir nichts tun wirst«, blaffte ich ihn an. Als ich über die Schulter blickte, sah ich wieder diesen Ausdruck verzagter Verwirrung in seinem Gesicht, den ich schon so oft an ihm bemerkt hatte. So hatte er mich schon angesehen, als ich ihn kennenlernte. Damals hatte er im Verdacht gestanden, seine Geliebte ermordet zu haben. Auch als er auf Geheiß seiner Rudelältesten in die Ukraine zurückkehren und statt mit mir mit einer anderen Partnerin hatte zusammenleben müssen, hatte er diesen Ausdruck im Gesicht gehabt, und als er sein Rudel schließlich verlassen hatte, um mit mir zusammen zu sein.
Eigentlich
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