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Nocturne City 03 - Todeshunger

Titel: Nocturne City 03 - Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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entgegnete sie. »Sie ist Kräuterheilerin … sie nutzt die Magie ihrer Kräutertinkturen und chinesische Astrologie, soweit ich mich erinnere. Einfache Sachen.«
    »Ich wusste gar nicht, dass Hexen so etwas können«, murmelte ich erstaunt. Als wir die Tür öffneten, klingelte ein Glöckchen über meinem Kopf. Im gleichen Augenblick wurde meine Haut von einem sanften Kribbeln überflutet, das sich so anfühlte, als würde ich durch eine Daunenwolke laufen. Es war Magie, aber zum Glück nicht das unangenehme Prickeln, das Caster- und Blutmagie bei mir verursachten.
    »Ich wusste auch nicht, dass Werwölfe fiese, bluttrinkende Verwandte haben, die in den Wäldern hausen«, sagte Sunny. »Hallo? Ist hier jemand?«
    Eine kleine Frau in einem purpurnen Sarong erschien, deren Gesicht in der heißen, von Gewürzaromen erfüllten Luft des Ladens schweißnass glänzte. »Ich kann Ihnen helfen?«
    Sunny trat in das Licht der kirschroten Laterne, die zusammen mit allerlei Kräutern und kleinen Gefäßen von den Deckenbalken des Ladens herabbaumelte. Bei genauerem Hinsehen erkannte ich, dass sich in einigen Behältern etwas bewegte. An den Wänden befanden sich große Apothekenregale mit Gläsern, die in allen möglichen Sprachen beschriftet waren. Ich fühlte mich, als wären wir in der Küche einer liebenswerten Oma gelandet, die uns gleich selbst gebackene Kekse servieren würde.
    »Das hoffe ich«, entgegnete Sunny auf die Frage der Alten und hielt ihr den Talisman hin. »Ich war vor etwa vierzehn Jahren schon einmal hier. Damals habe ich meine Cousine gesucht.«
    »Wie ich sehe, Cousine gefunden«, sagte die Frau, während sie nach der Tüte griff, »und jede Menge Ärger dazu.«
    »Mit der immer«, sagte Sunny. »Können Sie uns sagen, wer diesen Talisman hergestellt hat?«
    Die Frau machte einen zerstreuten Schnalzlaut mit der Zunge. »Warum will eine nette weiße Hexe etwas über ein so hässlich Ding wissen, hm?«
    »Auch das geht auf meine Kappe«, meldete ich mich zu Wort.
    »Es ist keiner von meinen«, sagte die Frau. »Dieser Talisman trägt sehr dunkle Magie – wurde hergestellt, um andere dunkle Magie zu bekämpfen, und erfordert Blut- und Seelenopfer, wissen Sie?« Sie schob ihn zu Sunny zurück. »Ich will das nicht in meinem Laden!«
    »Das respektiere ich«, stimmte ich zu. »Aber so widerwärtig das Ding auch sein mag, es hilft uns, eine noch widerwärtigere Kreatur zu fangen. Deshalb müssen Sie uns sagen, wer diesen Talisman geschaffen haben könnte. Bitte.«
    Sie seufzte und wies mit dem Daumen über ihre rechte Schulter. »Suchen Sie hinter den Geschäften in der kleinen Seitengasse, wo die Obdachlosen schlafen. Dort bietet er seinen Krempel feil. Viel zu viele rennen zu ihm wegen der stinkenden Knochen, die er verkauft. Nimmt uns die Kunden weg, der Mistkerl.«
    »Ja«, sagte ich. »Ich bin überzeugt, dass die Handelskammer hier unten in Fraggle Rock sehr ungehalten darüber ist.«
    Die Ladenbesitzerin setzte zu einer Schimpftirade in Mandarin an, und Sunny ergriff meinen Ellbogen. »Danke für Ihre Hilfe. Wir gehen jetzt. Warum machst du das immer?«, zischte sie mich an.
    »Was?«
    »Leute verärgern!«
    »Tu ich gar nicht«, bestritt ich, als wir wieder in die übel riechende, salzgeschwängerte Luft hinaustraten.
    »Doch, das tust du, und genau deshalb wirst du auch so oft angeschossen oder durch Messerstiche verletzt. Seit ich dich kenne, gibst du dir die größte Mühe, ständig alle möglichen Leute gegen dich aufzubringen«, erwiderte Sunny missmutig.
    »Sosehr ich deine Analyse meiner zahlreichen Schwächen auch schätze, Cousinchen, momentan haben wir wichtigere Dinge zu erledigen«, gab ich zurück.
    »Ich wollte es ja bloß mal gesagt haben«, knurrte Sunny. »Eigentlich müsstest du nämlich mit Bryson oder Dmitri hier unten sein, aber wie üblich hast du sie alle vor den Kopf gestoßen, und jetzt stehst du allein da.«
    »Halt die Klappe, Sunny«, mahnte ich. »Jetzt ist nicht der Zeitpunkt, um so etwas zu erörtern.«
    »Gut«, erwiderte sie. »Aber du weißt, dass ich recht habe.«
    Das stimmte, und so stürmte ich voran und bog um die nächste Ecke. Sie sollte die Zweifel nicht in meinem Gesicht lesen können.
    Die Seitengasse vor mir endete an einer Backsteinwand, die man errichtet hatte, um die alten Straßen über der Bucht zu stützen. Sie war mit Graffiti übersät und von Pilzen befallen. Der Müll, der vom Expressway herunterfiel, türmte sich zu beiden Seiten in die Höhe.

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