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Nocturne City 03 - Todeshunger

Titel: Nocturne City 03 - Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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Über uns hingen nackte Glühbirnen an einer Leitung, die bei jedem Wassertropfen von oben Funken sprühte.
    Erst bei genauerem Hinsehen erkannte ich, dass das, was ich für Mülltüten gehalten hatte, in Wirklichkeit Menschen waren, die zusammengekauert auf der Erde schliefen oder einfach vor sich hin dösten. Einige von ihnen rauchten, sodass die Glut der Zigaretten ihre Gesichter erhellte.
    Ein Sattelschlepper rauschte über den Expressway, und der Boden unter meinen Füßen bebte im Takt seiner Zylinderkolben. »Ich bin Luna Wilder«, sagte ich laut, um mich gegen das Poltern des Lastwagens durchzusetzen. »Ich suche nach dem, der diesen Talisman gemacht hat.« Ich stieß Sunny an, und sie hielt die Beweismitteltüte hoch. In der dunklen Umgebung sah der Talisman noch schwärzer aus und wirkte, als ob er das wenige Licht, das bis hier unten durchkam, abstoße oder vielmehr absorbiere. Ich spürte böse Magie in der Luft und atmete tief durch den Mund ein, um mich zu beruhigen, wie ich es vor einem Kickboxkampf tat. Einfach atmen und alles andere von sich abfallen lassen.
    Trotzdem erschrak ich, als jemand meinen Knöchel packte. Sunny schrie und sprang hinter mich. »Hex noch mal!«, rief ich. »Vorsicht, Kumpel!«
    »Dahinten, unter der letzten Glühbirne«, keuchte er und wies mit seinem knöchrigen Finger noch weiter hinab in die feuchte Dunkelheit.
    »Na, das ist doch mal was! Ich freue mich nämlich schon den ganzen Tag darauf, dunkle Seitengassen zu erkunden, um ein Schwätzchen mit einem fiesen Hexer zu halten, der sich am liebsten ein Partyhütchen aus meiner Gesichtshaut basteln würde.« Ich stieß einen tiefen Seufzer aus. »Wie haben Sie das nur erraten?«
    »Danke für Ihre Hilfe«, sagte Sunny höflich und versuchte, der Gestalt am Boden einen Dollar zuzustecken. Der Mann winkte hustend ab.
    »Hast du nicht was Persönlicheres für mich, Süße? Wie war s mit nem halben Liter Blut?«
    Ehe Sunny antworten konnte, zog ich sie von dem Mann weg.
    Andernfalls hätte ihr Gutmenschentum höchstwahrscheinlich dafür gesorgt, dass unsere blutleeren Leichname ein paar Tage später am Privatstrand irgendeines reichen Geschäftsmannes auf der anderen Seite der Siren Bay angeschwemmt worden wären.
    Langsam gingen wir die Gasse entlang bis zur letzten flackernden Glühbirne vor der totalen Finsternis. Eine Stimme stoppte uns, bevor wir die Schatten erreichten. »Wer seid ihr?«
    Ich schluckte und entgegnete mit meiner Bullenstimme: »Ich bin Luna Wilder.«
    Die andere Stimme begann zu lachen. »Du bist weit weg von daheim, Luna Wilder.«
    »Ja, und?«, erwiderte ich.
    Aus dem Schatten trat ein kleiner, gebückter Mann, der sich beim Gehen auf einen altersschwachen Krückstock stützte. Er hatte einen Zopf aus rauchgrauem Haar, der ihm bis zur Hüfte reichte, und eine Gesichtshaut, die einer knittrigen Lederjacke ähnelte. Seine Augen waren jedoch hell und lebendig. Als er mich witterte, flackerten sie im Halbdunkel von Schwarz zu Silber und wieder zurück – genau wie die Lucas’. »Sie gehören nicht hierher, Wölfin.«
    Ich fühlte, wie Sunny sich enger an meine Schulter schmiegte, und griff nach ihrer Hand.
    »Ich habe nichts gegen Wendigos«, sagte ich ruhig. »Nur gegen den einen, der mich zu töten versuchte. Ich bin Insoli. Kann ich mit Ihnen reden, ohne fürchten zu müssen, dass Sie mir das Herz aus der Brust reißen?«
    Der Wendigo musterte mich, wobei seine Zähne silbern glänzten, als seine Zunge über sie strich, dann beugte er sich durch einen plötzlichen Hustenanfall gebeutelt vornüber. »Gut, gut«, schnaufte er. »Was wollen Sie?«
    »Sie haben diesen Talisman für Laurel Hicks gemacht«, kam ich direkt zur Sache. »Weshalb?«
     
    Der Wendigo feixte. »Sie hatte Ärger. Ihr Freund war tot, und die Kleine bekam Probleme mit meinesgleichen. Also hab ich ihr … etwas zur Verteidigung gemacht.«
    »Sie haben einen Talisman erschaffen, der gegen Sie selbst und die Ihrigen gerichtet ist?«, fragte Sunny erstaunt. »Ist das nicht irgendwie kontraproduktiv?«
    »Süße, sehen Sie sich um. Die Clans außerhalb der Stadt mögen mich nicht besonders. Im Gegenteil; sie haben mich ohne mit der Wimper zu zucken den Werwölfen zum Fraß vorgeworfen, nachdem das Abkommen unterzeichnet war. Warum zum Teufel sollte ich also nicht einen Talisman anfertigen, der sich gegen ein paar durchgeknallte Wendigo-Jungspunde mit Heißhunger auf Werwolfblut richtet?«
    »Warten Sie mal«, wandte ich ein. »Die Wendigos

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