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Nocturne City 03 - Todeshunger

Titel: Nocturne City 03 - Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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wissen. »Sie war mit einem Werwolf zusammen und hasste die Wendigos, nachdem einer ihren Liebsten getötet hatte.«
    »Ich habe ihr geholfen, weil ich schon sehr lange lebe und schon sehr viel gesehen habe, junge Dame«, antwortete der Wendigo. »Ich bin nicht mehr der junge Fanatiker, der ich einst war. Euer Schamane hat sich auf Mächte eingelassen, die heute niemand mehr versteht, und beschwört eine urtümliche Kreatur, die sich nicht darum kümmert, wen oder was sie jagt.«
    »Kann man Wiskachee bannen wie einen Dämon?«, erkundigte ich mich, denn Dämonen waren mir im Vergleich mit der blutgetränkten Welt der Wendigo-Magie nahezu vertraut. Auch wenn ich mir innerlich eine derart einfache Lösung wünschte, wusste ich doch, dass es sie nicht gab.
    Der Wendigo lachte kurz und wurde wieder von einem geräuschvollen Hustenanfall heimgesucht. »Er ist kein Dämon. Wiskachee kommt nur zu den Wendigos, wenn sie ihm ihr eigenes Blut als Gegenleistung anbieten. Dann reißt er den Boden auf und steigt aus der Tiefe in unsere Welt herauf. Einmal frei, verschlingt er alles, was sich ihm in den Weg stellt. Wer ihn sieht, rennt besser um sein Leben, denn niemand ist vor dem hungrigen Sturm sicher.«
    »Danke vielmals«, sagte ich enttäuscht. »Ihre Schilderungen waren zwar interessant, aber in praktischer Hinsicht absolut keine Hilfe.«
    »Luna …«, warf Sunny missbilligend ein, aber ich hatte mich schon umgedreht und stürmte davon. Weder war ich dem Schamanen näher gekommen, noch hatte ich ein Motiv für die Morde in Erfahrung bringen können. Es fühlte sich so an, als trüge nichts von dem, was ich tat, zur Lösung des Falles bei.
    Ich war so in Gedanken versunken, dass ich ungewollt mit jemandem zusammenstieß. Noch bevor ich aufblickte, kroch mir ein vertrauter Geruch in die Nase.
    »Du bist weit weg von daheim, Luna«, wiederholte Lucas die Begrüßung des Alten, während ich ihn schockiert anglotzte.
    »Was tust du denn hier?«
    Lucas hob die Schulter, die, wie ich deutlich sehen konnte, inzwischen vollkommen ausgeheilt war. Er roch trotzdem noch nach Eisen. »Ich bin dir gefolgt«, erklärte er.
    »Pass auf, Lucas«, sagte ich. »Ich fühle mich wirklich geehrt, dass du mich magst, aber das mit uns beiden würde nicht funktionieren. Du bist ein Wendigo, und ich bin Werwölfin. Du bist familienorientiert, ich ein Workaholic …«
    »Ich wollte mich entschuldigen«, sagte Lucas kurz angebunden. Wie den meisten Männern schien auch ihm dieser Satz Probleme zu bereiten.
    »Oh«, antwortete ich erstaunt und merkte dabei, wie mir das Blut in den Kopf schoss. Meine Sinnesorgane verrieten mir, dass Sunny angesichts der schwer einschätzbaren Situation an der Straßenecke stehen geblieben war. Das Problem war nur, dass auch Lucas sie roch, wenn ich es konnte. »Schon gut. Ich verstehe, dass du in letzter Zeit unter enormem Druck standest …«
    »Nein«, sagte er und sah mir in die Augen. Seine leuchteten silbern. »Dafür wollte ich mich nicht entschuldigen.«
    Meine Hand fuhr zu meinem Pistolenholster. »Wofür dann?«
    Lucas schoss mit einer pfeilschnellen, fließenden Bewegung heran. Einen Wimpernschlag später breitete sich ein kaltes, taubes Gefühl unter meiner untersten Rippe aus. Als ich an mir hinabsah, erblickte ich den Knochengriff seines Messers. Die Klinge steckte in meinem Bauch.
    »Dafür«, flüsterte Lucas.
    »Du Mistkerl …«, fauchte ich, während meine Beine nachgaben und ich auf die Knie sank.
    »Wenn du nicht willst, dass deine leckere kleine Cousine stirbt, dann schrei jetzt bitte nicht«, fauchte er.
    Ich sah zur Straßenecke zurück und erblickte Sunnys Schatten.
    »Wenn du ihr etwas antust, dann schwöre ich dir …«
    »Psst«, flüsterte Lucas und streichelte meinen Nacken. »Du warst sehr gut zu mir.« Er wechselte die Hand und packte meinen Hals so fest, dass mir unfreiwillig die Tränen in die Augen schössen. »Das meine ich ernst. Als Chirurgin warst du ganz akzeptabel. Meine Verletzungen sind schnell geheilt. Beim Küssen brauchst du eventuell noch etwas Nachhilfe.«
    Der Stich in meinem Bauch wurde auf einmal eiskalt, und ich fühlte, wie mein Herz unregelmäßig zu zucken begann. Dann meldete sich die Narbe, die eine Silberkugel vor einiger Zeit in meinem Oberarm hinterlassen hatte, und reagierte mit einem kalten, brennenden Schmerz auf das Metall des Messers. Grundgütiger, fuhr es mir durch den Kopf.
    »Silberklinge«, sagte Lucas. »Nur um sicherzugehen. Du bist nämlich

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