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Nocturne City 03 - Todeshunger

Titel: Nocturne City 03 - Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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noch nicht mal den ersten Stich zustande, weil ich die Wundränder mit meinen fahrigen Fingern nicht fest genug zusammenhalten konnte, sodass unablässig frisches Blut aus der Wunde sickerte.
    Keuchend lehnte ich mich zurück. »Du wirst es tun müssen.«
    Im Handumdrehen verschwand die Farbe aus Sunnys Gesicht, sodass sie aussah wie eine Figur aus einem alten Schwarz-Weiß-Cartoon. »Niemals. Ich gehe für dich in den Knast, fahre mit dir in die schlimmsten Gegenden und nehme so viele deiner fiesesten Kommentare hin, wie du mir nur an den Kopf werfen kannst, aber das kannst du nicht von mir verlangen! Ich werde nicht mit einer Nadel in deinem Fleisch herumstochern.«
    »Sunny …«
    »Luna«, sagte sie entschlossen und machte eine abwehrende Handbewegung. »Ich werde dabei ohnmächtig.«
    »Wenn du ohnmächtig wirst, sterbe ich«, konterte ich, was ihre Augen aufblitzten ließ. Sie wirkte verzweifelt, nahm aber dennoch die Nadel in ihre zittrigen Finger. Ich wusste, dass es erst in zwei oder drei Stunden lebensgefährlich für mich werden würde, aber mittlerweile war ich über den Punkt hinweg, an dem ich mich für eine kleine Übertreibung schuldig gefühlt hätte.
    »Was soll ich tun?«, fragte Sunny furchtsam.
    »Drück die Haut an den Wundrändern zusammen, zieh die Nadel durch die Säume und … aua, verdammt!«
    Sunny zuckte zurück. »Habe ich es falsch gemacht?«
    »Nein …«, quiekte ich. »Nein, das war gut. Versuch aber beim nächsten Mal, mich nicht so zu überraschen, ja?«
    Sunny arbeitete einige Augenblicke still vor sich hin. Ihr Gesicht war erstarrt und ihr Körper so steif wie die Leichen in der Gerichtsmedizin.
    »Zum Glück hat er sich verzogen«, brach sie schließlich das Schweigen. »Vielleicht habe ich ihm doch ein wenig Angst gemacht.«
    »Lucas?«, fragte ich. »Ja, vielleicht … Wiskachee scheint mittlerweile ganz von ihm Besitz ergriffen zu haben. Als er nämlich bei mir daheim war, schien er ein ganz anderer. Er war locker, hat mich verschiedene Sachen gefragt und machte einen interessierten Eindruck … wir haben über dieses Mädchen von den Serpent Eyes gesprochen, Carla, und ich habe ihm von Bryson erzählt …«
    Als mir die Bedeutung meiner Worte klar wurde, schoss ich auf meinem Sitz hoch. Sunny ließ alarmiert die Nadel fallen. »Verdammte Scheiße!«, ächzte ich. »Bryson …« Ich kramte Donais Handy aus meiner Tasche und hämmerte die Nummer meines Kollegen ins Tastenfeld.
    »Ha … hallo?«, brummte Bryson am anderen Ende der Leitung. Er hörte sich an, als spräche er verkehrt herum in ein Megafon.
    »David!«, rief ich beunruhigt ins Telefon. »Bist du bei Carla?«
    »Nein. Weshalb?«, brummte er. »Es ist mitten in der Nacht.«
    »Hat sie Polizeischutz?«, fragte ich mit einem unguten Gefühl in der Magengegend.
    »Ich bin doch nicht blöd«, antwortete Bryson entrüstet. »Natürlich! Was ist denn los, Luna?«
    »Fahr auf der Stelle zu ihr«, sagte ich hastig, »und lass sie nicht aus den Augen, bis ich dich anrufe.«
    Bryson brummelte etwas Unverständliches in den Hörer und schlurfte den Geräuschen nach zu urteilen durch das Zimmer. »Gut«, willigte er ein. Seine Stimme klang plötzlich hellwach. »Hast du etwa eine Spur gefunden?«
    »Die Spur hat mich gefunden«, entgegnete ich. »Sie hat mich gefunden, auf mich eingestochen und ist dann davongelaufen, um ihre Mördertour fortzusetzen.«
    »Was?«
    »Vergiss es. Sag den Personenschützern einfach, sie sollen Carla woanders hinbringen, und dann fahr zu ihr! Ich rufe dich an, sobald es geht.«
    »Warte«, murrte Bryson beunruhigt. »Heißt das, dass auch ich in Gefahr bin, wenn ich zu ihr fahre?«
    »Gut möglich«, entgegnete ich und ließ ein »Aua!« folgen, als Sunny – die ihre Arbeit mittlerweile wiederaufgenommen hatte – den Faden zu fest zog. Erschrocken riss sie die Hände hoch und formte mit ihrem Mund die Worte »Tut mir leid«.
    »Sei doch vorsichtig«, flüsterte ich ihr zu.
    »Für diesen ganzen Mist wurde ich nicht eingeteilt …«, murrte Bryson am anderen Ende der Leitung.
    »Glaub mir, David, du willst Morgan nicht erklären müssen, warum jemand deiner Zeugin unter Polizeischutz das gesamte Blut aus dem Körper gesaugt hat«, redete ich auf ihn ein. »Für solche Pannen hat sie kein Verständnis.«
    »Hör mal, Wilder …« Ehe Bryson weiternörgeln konnte, hatte ich das Gespräch schon beendet.
    »Ich kann s nicht fassen«, schimpfte ich. »Wie konnte ich nur so dumm sein?«
    »Sei nicht so

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