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Nocturne City 03 - Todeshunger

Titel: Nocturne City 03 - Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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die Wunde in meiner Seite presste.
    »Ärger«, murmelte sie und ließ Sunny und mich in ihrer kleinen Küche allein.
    »Ich glaube es nicht …«, schluchzte Sunny den Tränen nahe. »Warum muss immer uns so etwas passieren?«
    »Uns?«, fragte ich stirnrunzelnd und presste die Lippen zusammen, um nicht aufzuschreien, als ich den Druck auf die Wunde erhöhte.
    »Diesmal hat es nichts mit Schicksal oder so zu tun. Ich habe mich selbst in diese Notlage gebracht.« Die Wunde, die Lucas mir zugefügt hatte, war nicht tief genug, um lebensbedrohlich zu sein, solange ich mich ruhig verhielt. Sie war jedoch tief genug, um ständig zu bluten und dabei alle paar Sekunden Schmerzwellen durch meinen Körper zu jagen. Da das Silber der Klinge die Wundränder dunkel gefärbt hatte, sah sie sehr gefährlich aus.
    »Besser, du erzählst mir gleich alles«, forderte Sunny und zog sich einen Stuhl heran.
    Ich sah mich um und fand glücklicherweise etwas Nähzeug in einem abgesägten Kaffeebehälter. »Wenn du diese Nadel hier sterilisiert hast, reden wir, ja?«
    »Wozu denn?«, schniefte sie. Ich fischte einen starken Baumwollfaden und eine Pinzette aus dem Kaffeebehälter.
    »Was glaubst du denn?«
    »Oh Gott!«, stöhnte sie und begann, die Nadel mit langsamen Bewegungen durch die Flamme des Gasherds zu ziehen.
    »Was Lucas betrifft, da war ich … echt dumm. Ich hätte es kommen sehen müssen.« Ich lehnte den Kopf zurück und erlaubte meinen müden Augen, kurz zuzufallen. Durch den Blutverlust konnte ich meine Umgebung ohnehin nur noch verschwommen wahrnehmen. »Der Wendigo vorhin meinte, dass Wiskachee die Unachtsamen befällt, also Ungläubige wie Lucas und wie mich …«
    »Lucas hätte den Fetisch berühren müssen, damit der Geist des Hungergotts in seinen Körper fahren kann«, gab Sunny zu Bedenken.
    »Das hat er auch getan«, erwiderte ich, »und zwar, als er Jasons Apartment durchsuchte. Nachdem ich die Wendigo-Siedlung verlassen hatte, sind zwölf Stunden vergangen, bis ich mit Bryson in Jasons Wohnung eintraf.« Das Handtuch war unterdessen vollgesogen. Ich warf es in Richtung Spüle, verfehlte aber mein Ziel, sodass mein Wurfgeschoss mit einem klatschenden Geräusch auf dem Boden landete und dabei jede Menge tiefrote Tropfen verspritzte. Sunny wimmerte.
    »Fast hätte er auch mich erwischt«, sprach ich weiter. »Als ich den Fetisch in den Händen hielt, spürte ich, wie er versuchte, in meinen Kopf einzudringen. Er war kalt. Kalt, gleichgültig und verdammt hungrig. Zum Glück war der Trottel Bryson da.« Ich zog mein T-Shirt hoch und tupfte die Wundränder mit einem frischen Handtuch ab. »Sieh nach, ob die Alte etwas hat, um die Wunde zu sterilisieren.« Sowohl meine Handflächen als auch mein freiliegender Bauch waren mit purpurfarbenem Blut bedeckt. Es troff mittlerweile sogar auf den Boden und erfüllte die Küche mit einem beißenden Kupfergeruch, der das Atmen schwer machte.
    »Jason muss es auch in sich gehabt haben«, spekulierte ich, »und er muss es gewusst haben. Am Ende sah er nur noch einen Weg, um Wiskachee loszuwerden. Vielleicht gibt es auch nur den einen.«
    »Ich glaube gern, dass unser Mackie Messer besessen ist«, sagte Sunny. »Sofort. Aber wer könnte ein Interesse daran haben, dieses Monster zu beschwören und wozu?«
    Einmal mehr standen wir vor dem größten Fragezeichen des Falls. »Ich bin mir nicht wirklich sicher …«, begann ich, laut zu denken, »… aber es muss etwas mit dem Abkommen und den Werwolfsrudeln zu tun haben, die es damals unterzeichnet haben. Ich glaube, jemand will sie fertigmachen. Gibt es eine bessere Rache, als den guten alten Hungergott auferstehen zu lassen, damit er deine Feinde vernichtet?«
    »Der dafür benötigte Zauber würde Monate, wenn nicht Jahre in Anspruch nehmen«, sagte Sunny. »Warum sollte man sich das antun, wenn man die Werwölfe auch in menschlicher Gestalt stellen und mit Silberkugeln niederschießen könnte?«
    »Keine Ahnung«, brummte ich. »Dazu verstehe ich die Wendigos nicht gut genug.« Ich mochte ein wildes Tier in mir haben, aber ein Monster konnte ich deswegen noch lange nicht begreifen. Ich wusste nicht, wie es sich anfühlte, von einem unersättlichen Hunger und einer Gleichgültigkeit gegenüber dem Leben anderer getrieben zu werden.
    Sunny schwenkte die Nadel durch die Gasflamme, bis sie rot glühte, fädelte danach den Faden für mich ein und befestigte ihn mit einem festen Knoten. Dann gab sie mir die Nadel. Ich bekam allerdings

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