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Nocturne City 03 - Todeshunger

Titel: Nocturne City 03 - Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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hart mit dir«, sagte Sunny. »Er hätte die Information so oder so von dir bekommen – mit oder ohne rummachen.«
    »Könnten wir diesen Teil bitte überspringen?«, knurrte ich und fühlte, wie mein Gesicht zu glühen begann. Lucas’ Lippen waren so kühl gewesen und hatten nichts von der Dominanz gehabt, die Dmitri in jeden Kuss, jede Randbemerkung, jeden Blick legte. Wie konntest du nur so dumm sein, Wilder?, fragte ich mich in einem inneren Dialog. Ach, komm schon!, verteidigte sich eine zweite Stimme in meinem Kopf. Hast du Lucas etwa nicht gesehen?
    »Er war einfach … sehr nett«, stammelte ich, »und … nun ja, einfach nett eben.«
    »Das war Ted Bundy auch, und trotzdem war er ein Serienmörder«, hielt Sunny dagegen, während sie den Faden verknotete und das Ende abbiss. »Fertig. Den Göttern sei Dank.«
    Ich begutachtete meine Seite. Die Wunde war geschlossen, und die Blutung hatte sich dank Sunnys hervorragenden Stichen in ein dunkelrotes Minirinnsal verwandelt, das bald vollständig versiegen würde. »Gute Arbeit.«
    »Als hättest du von mir etwas anderes zu erwarten«, erwiderte Sunny und rang sich ein kleines Lächeln ab.
    Nun, da ich nicht mehr der Ohnmacht nahe war, konnte ich nachdenken und die missliebigen Fakten betrachten, die sich wie die hässlichen Perlen einer billigen Plastikkette vor meinem geistigen Auge aufreihten. Fest stand, dass ich Lucas schnappen musste, ehe er Carla tötete. Es war meine einzige Möglichkeit, den wilden Wendigo zu finden, der dieses Chaos zu verantworten hatte.
    »Ich werde Bryson fragen, in welchem Versteck Carla untergebracht ist, und dann fahre ich hin und werde die ganze Sache zu einem Ende führen.« Entschlossen fügte ich hinzu: »Wie auch immer!«
    »Sieht so aus, als könnte sich unser messerschwingender Wendigo auf etwas gefasst machen, was?«, kommentierte Sunny, während sie die Nadel in der Spüle säuberte. »Die Frage ist nur, wie du das anstellen willst. Du konntest dem Typen ja noch nicht mal in seiner menschlichen Gestalt ernstlichen Schaden zufügen, und ich glaube kaum, dass er dort als der nette Lucas Kennuka von nebenan auftauchen wird, um seine Mordserie zu beenden.«
    »Genau da kommst du wieder ins Spiel«, erwiderte ich triumphierend. »Denn du wirst mir die magische Kugel liefern, um ihn zu vernichten.«
    »Diese Pläne finde ich super«, sagte Sunny, »aber wovon zum Teufel redest du?«
    »Ich erklärs dir, Cousinchen: In einem von Großmutters Spruchbüchern gibt es einen Zauber zur Verhinderung von Wandlungen. Du weißt schon – die Tinktur, die für Werwölfe tödlich ist. Ich möchte wetten, dass sie auch einen Wendigo so weit außer Gefecht setzt, dass ich genug Zeit habe, ihn fertigzumachen.« Ich griff die Wagenschlüssel, ein paar zusätzliche Mullstreifen und eine Einwegspritze – alles, was ich eventuell gebrauchen könnte, um Lucas zu erledigen.
    Sunny schnappte sich die Wagenschlüssel aus meiner Hand. »Gut, das kriege ich hin. Aber so, wie du zitterst, sollte besser ich fahren.«

20
    Auf der Fahrt verdrängte ich die dunklen Gedanken, um mich von der Tatsache abzulenken, dass ich immer noch nicht ganz verstand, was sich über meiner Stadt zusammenbraute.
    Ich rief Bryson an. »Wo seid ihr?«
    »Im Haus in der Greene Street«, entgegnete er. »Sagst du mir jetzt endlich, was los ist?«
    »In einer Minute«, sagte ich. Ich drehte den Kopf zu Sunny: »Greene Street. Wie lange brauchst du für die Tinktur?«
    »Sobald ich nach Hause komme, braue ich sie zusammen und bringe sie dir«, antwortete sie.
    Sunny hielt an einer Ecke der Greene Street, und ich sprang aus dem Auto. »Es ist Nummer einundfünfzig, ein Stück den Block hoch. Beeil dich.«
    Der geheime Unterschlupf in der Greene Street war ein bescheidenes, mit Holzschindeln verkleidetes Reihenhaus. Es stand zwischen zwei fast identischen Häusern, von denen es sich nur durch die rosa gestrichene Fassade und die Blumenkästen unter den Fenstern unterschied, in denen von der Sonne versengte Veilchen dahinvegetierten. Niemand wäre darauf gekommen, dass das NCPD seine wichtigsten Zeugen in dieser rosafarbenen Behausung versteckte.
    Ich klopfte und fühlte dabei, wie in eine Wunde schmerzte. Durch die schlagartig gestiegene Luftfeuchtigkeit begann ich zu schwitzen. »Wenn ich dich finde, wirst du als Erstes für all die ruinierten T-Shirts bezahlen, Lucas«, brummte ich.
    Brysons karamellfarbenes Auge erschien hinter dem Türspion.
    Einen Augenblick später öffnete

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