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Nocturne City 03 - Todeshunger

Titel: Nocturne City 03 - Todeshunger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caitlin Kittredge
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viel abbekommen?«
    »Nein«, entgegnete ich und versuchte, mit einer raschen Gegenfrage seinem bohrenden Blick zu entkommen. »Bei mir ist nur Geschirr zu Bruch gegangen. Wie war’s bei euch?«

»Frag nicht.« Er verdrehte genervt die Augen. »Eins unserer Bleiglasfenster ist kaputtgegangen. Außerdem hat ein großer Erdriss Marisols Blumenbeete im Garten verschluckt. Seit zwei Tagen schimpft sie nun, ich solle doch endlich etwas tun. Woher ich bei unserem geringen Gehalt das Geld nehmen soll, interessiert sie nicht die Bohne.«
    »Es gibt eine Erfindung namens Kreditkarte. Schon mal davon gehört, Javier?«, schlug ich mit einem schelmischen Lächeln vor und schob ein neues Magazin in meine Glock.
    »Hex noch mal«, brummelte er. »Schon meine Abuela hat gesagt, ich würde wegen Marisol noch mal im Armenhaus landen. Aber ich Esel wollte einfach nicht auf sie hören.«
    Plötzlich meldete sich krächzend die Gegensprechanlage an der Wand meines Schießstandes. »Wilder, hier will dich jemand sprechen«, knarzte eine misstönende Stimme aus dem Mini-Lautsprecher.
    Ich sah über die Schulter zu dem kleinen Glaskasten hinter uns, in dem der Chef des Schießstands saß. Mit einer Geste gab er mir zu verstehen, ich solle den Hörer abnehmen, um mit dem Besucher sprechen zu können. Ich verneinte mit einem Kopfschütteln und machte ihm durch eindringliches Winken klar, er solle die Person, wer immer es auch sein mochte, hereinschicken.
    Bryson spazierte einen Augenblick später herein, Schutzbrille und Gehörschutz ruinierten seine Fönfrisur. »Ich habe dich überall gesucht!«, brüllte er zur Begrüßung.
    Batista beäugte ihn. »Kennst du diesen Clown, Wilder?«
    »Leider«, sagte ich. »Was willst du, Bryson?«
    »Hast du etwas herausgefunden?«, fragte er wieder übertrieben laut. Mit einer raschen Bewegung riss ich ihm den Gehörschutz vom Kopf und flüsterte in sein Ohr: »Du musst nicht schreien, David, ich verstehe dich auch so sehr gut!« Achselzuckend warf er mir einen eingeschnappten Blick zu.

»Sag schon, hast du etwas über die Loups herausgefunden?« Endlich sprach er in normaler Lautstärke.
    Ich sah auf die Glock, atmete aus und feuerte das halbe Magazin auf den Pappkameraden vor mir. »Nichts, was dir weiterhelfen könnte.«
    »Nichts?«, quiekte Bryson verzagt. »Das kann nicht dein verdammter Ernst sein, Wilder!«
    »Beruhige dich mal wieder, sonst macht dein Herz früher schlapp, als dir lieb ist«, wies ich ihn zurecht. »Einer von ihnen hat etwas darüber geplappert, die Loups gehörten seit Neuestem nicht mehr zu den Topverdienern in Sachen Drogenhandel. Dem Anschein nach sitzt der Stachel tief. Vielleicht erklärt das auch, warum sie wegen der Sache mit Lautrec so stinkig sind.«
    Mit sichtlichem Unbehagen rieb sich Bryson mit der flachen Hand über die Brust und fragte: »Hast du sie gebeten, mir kein Viehzeug mehr an die Tür zu nageln?«
    »Tut mir leid, aber irgendwie scheint mir dieses überaus wichtige Detail entfallen zu sein. Erst hatte ich alle Hände voll damit zu tun, nicht in Streifen geschnitten zu werden, und dann musste ich auch noch den Sturz von einer Feuerwehrleiter überleben. Vielleicht beim nächsten Mal, ja?«, spottete ich. Dann wandte ich den Blick wieder nach vorn und feuerte den Rest des Magazins ab, bis vom Kopf der Zielscheibe nur noch schwarze Papierfetzen übrig waren. Mit ein paar routinierten Griffen zog ich das Magazin aus dem Schaft, überprüfte den Lauf und drückte auf den Schalter der Zuganlage, um meine Leistung zu begutachten.
    Bryson pfiff bewundernd, als die zerfetzte Zielscheibe mit der menschlichen Umrisslinie näher kam. »Nicht übel. Fast so gut wie ich. Wusstest du, dass ich der beste Schütze der Polizeiakademie war?«
    »Bist du nicht der, der sich letztes Jahr in den Fuß geschossen hat? Mit einer Leuchtpistole, wenn ich mich recht entsinne!«
    Er lief rot an. »Ja … zu der Zeit war ziemlich viel los in meinem Leben. Da muss ich wohl einen Moment lang nicht aufmerksam gewesen sein, und außerdem …«
    »Ist ja auch egal«, würgte ich seinen peinlichen Erklärungsversuch ab, während ich die Glock ins Holster steckte. Mit einem Winken verabschiedete ich mich von Batista und Eckstrom und schob Bryson von den Schießständen weg in Richtung Vorraum. »Gibt es einen Grund für deinen Auftritt hier oder wolltest du mir nur tolle Geschichten über deine Schießkünste auftischen?«
    »Eigentlich gab es einen Grund …«, antwortete er und

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